Und um es vorweg zu nehmen: Bei "Hit The Floor" trommelte dieser Jemand verstohlen mit, bei "Cold Chill" und "Patriot Song" wurde er hellhörig. Alle anderen acht Songs ließ er komplett entspannt vorübergrooven. So ist der Sound der John Henrys: komplett relaxed, außerdem absolut echt, real analoge Musik. So etwas bekommen, von digitaler Plastikmusik verkorkste, junge Menschen heutzutage selten auf die Ohren.
Wer sind diese fünf Jungs aus Ottawa? Rey Sabatin jr. (Gitarre, Mandoline), Steve Tatone (Klavier, Orgel, Pedal Steel, Gitarre), Doug Gouthro (Gitarre, Banjo), Geoff Ward (Schlagzeug) und Darryl Quinlan (Bass), singen können sie alle mehr oder weniger. Mit diesem dritten Album können sie möglicherweise einen mächtigen Schritt vorwärts machen auf der Musik-Karriereleiter. Sofern sie das wollen: Karriere. Aber die John Henrys sind – wie ihr patriotischer Namenspatron – echte Hardworkers. Sie arbeiten schon immer ebenso enthusiastisch, wie hart für den Erfolg ihrer Musik. 2007 bastelten sie im Marke-Eigenbau-Label ihr zweites Album "Sweet As the Grain", das 2008 mächtig angeschoben wurde, als das unabhängige Label Linus Entertainment in Toronto die einstige Garagenband unter ihre Fittiche nahm und die Combo damit auf unzähligen Konzerten in Kanada und den USA auftrat.
Für "White Linen" gab es Unterstützung aus einem kanadischen Kulturfond, ein Budget, für das sich die Band auch brav auf der CD-Schachtel bedankt. Schade, dass es nicht für ein Text-Booklet reichte, aber das könnte ja zumindest online noch untergebracht werden auf ihrer Website. Gereicht hat es beim dritten Album immerhin für Studioaufnahmen in Ottawa bei Little Bullhorn (Kathleen Edwards, Jim Bryson). Schön gemütlich und entspannt soll es dort zugegangen sein, erzählt Rey Sabatin in einem Interview. In sieben Monaten nahmen die Fünf insgesamt 17 Songs auf, 11 davon gelangten auf die CD.
Und so kommt auch die Musik rüber: Ganz entspannt, schön altmodisch aufgenommen auf einem guten alten analogen Tonband, erst später digitalisiert. Echte Musik eben. Komponiert und geschrieben haben sie alle miteinander, wobei Rey Sabatin maßgeblich für "White Linen" schrieb. „Jeder hat seine Ideen beigesteuert, und alle waren ehrlich miteinander”, sagt Bassist Darryl Quinlan dazu. Echt, ehrlich, wahrhaft, bodenständig – nordamerikanischer bzw. kanadischer geht’s eigentlich nimmer.
Der markanter Abschluss auf der CD wurde komponiert von Doug Gouthro: "Patriot Song" heißt der Titel, der die Geschichte einer Schlacht zwischen kanadischen Rebellen (Patriot Hunters) und dem 38. Regiment der britischen Infanterie im Jahre 1838 erzählt. „Diese Schlacht fand ganz in der Nähe vom Haus meiner Großmutter statt, und ich war schon als Kind von der Geschichte fasziniert", erzählt Gouthro, der, um den Song zu schreiben, zuvor sogar in einem historischen Archiv gestöbert hatte.
Wer The John Henrys noch nicht kennt und mehr über ihre Musik wissen möchte, der muss sie hören. Sie selbst bezeichnen ihren Sound als „undefinierbar“. Eine Mischung verschiedener Einflüsse und Stile zwischen Folk, Alt-Country, Americana, Jam Band und Rock n’Roll. Weniger Roll als vielmehr zünftiger Rock auf der neuen Scheibe. Dazu ein wenig Neil Young.
Fazit: Absolut originelle Arrangements, handwerklich starke Musik und kraftvolle Texte, gepaart mit der festen Überzeugung, dass nur Musik von alten Instrumenten und in klassischer, analoger Technik aufgenommene Musik gute Musik ist. Echt eben und zum entspannten Zuhören – oder wie LinkinPark-Fans sagen würden: Total chillige Musik.
Label: Linus (Alive) | VÖ: 11. Juni 2010 |
Titelliste CD
Links
01 | Little one | 07 | Stars align |
02 | Edge of December | 08 | Good man |
03 | Hit the floor | 09 | Empty pockets |
04 | Peace of mind | 10 | Dawson city |
05 | Cold chill | 11 | Patriot song |
06 | White linen |
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