Einen letzten großen Popularitätsschub durften die Herren dann in den 1990er Jahren verbuchen, als sie auf TNN (The Nashville Network) eine eigene TV-Show bekamen. Aus dieser glorreichen Zeit stammen auch diese hier zusammengetragenen 19 Mitschnitte – ein Best-of-TV sozusagen. Alles live, vor jubelndem Publikum. Und alles sehr religiös eingefärbt – "The Gospel Music Of The Statler Brothers" eben.
Freilich ist das nicht ganz so hip wie Taylor Swift, nicht rockig wie Brooks & Dunn, nicht cool wie Tim McGraw und – für hiesige Ohren – nie und nimmer so kultverdächtig wie ihr einstiger Arbeitgeber, Johnny Cash, werden durfte. Nein, die Statler Brothers waren seit jeher so solide, so uramerikanisch und so wertekonservativ in red-white-and-blue gefärbt, dass man vermutlich schon amerikanischer Kirchengänger sein muss, um dieser Gospel-Messe so richtig viel abgewinnen zu können.
Das liegt auch daran, dass die Arrangements um die vier freilich stimmlich vollauf überzeugenden Sänger schon sehr Patina angesetzt haben. Manchmal, wie bei "Just A Little Talk To Jesus" oder "What A Friend We Have In Jesus" fühlt man sich an die Begleitmusik von Stummfilmen erinnert: Pling-Pling macht das Piano, so munter und beherzt, wie Buster Keaton beim Holzhacken. Weil dann dazu auch noch eine Bläsertruppe ganz im Stile einer Dixieland-Kapelle ins Horn stößt, wird’s schon sehr Humpta-Humpta-mäßig. Sogar wenn eher gediegene Kost angestimmt wird, wie bei "Turn Your Radio On".
Wer für schmissigen Satzgesang und Chorbuben was übrig hat, kommt aber auf alle Fälle auf seine Kosten. Anspieltipps sind "Are You Washes In The Blood?". Das Finale ist schon köstlich – und stimmlich lupenrein inszeniert. Das anschließende "Jesus Hold My Hand" lässt dann einen Bass hören, wie man ihn nur selten zu Gehör bekommt. Drei Herz tiefer, und nur Hunde könnten diese Frequenzen vermutlich noch wahrnehmen.
Ansonsten aber wird richtig dick aufgetragen: triefendes Pathos, Zuckerguss, Sirup, Schlag(er)sahne – das volle Programm einer richtig nahrhaften Gospel-Andacht. Dass die vier sehr weißen Statler-Brüder das schwarze Gospel für sich in Beschlag nehmen, stört natürlich keineswegs. Doch: man hört es. Die Stimmen, das Drumherum. Ach ja: Wer darauf gewettet hätte, dass das unvermeidliche "Amazing Grace" nicht fehlen darf, hätte natürlich gewonnen.
Fazit: Weißer Gospel von den ehemaligen Johnny Cash-Chorsängern. Gläubige Amis werden die CD lieben. Alle anderen sollten zumindest ein Faible für Chorsänger und Gospel haben. Sonst wird’s schwierig ...
Label: Spring House / Gaither (in Deutschland nicht veröffentlicht) | VÖ: 18. Mai 2010 |
Titelliste CD
Links
01 | Turn Your Radio On | 11 | Are You Washed In The Blood |
02 | Just A Little Talk With Jesus | 12 | Jesus Hold My Hand |
03 | We'll Soon Be Done With Troubles And Trials | 13 | Hide Thou Me |
04 | I'm Feeling Fine | 14 | The Eastern Gate |
05 | What A Friend We Have In Jesus | 15 | Since Jesus Came Into My Heart |
06 | Revive Us Again | 16 | Keep On The Firing Line |
07 | Wonderful Words Of Life | 17 | Jesus Loves Me |
08 | Fourth Man | 18 | Amazing Grace |
09 | Farther Along | 19 | Life's Railway To Heaven |
10 | The Other Side Of The Cross |