Charles Kelley entführt uns auf seinem neuen Album "Songs for a New Moon" zurück in die 80er Jahre
In Anlehnung an die Symbolik des Neumonds - einem himmlischen Moment der Erneuerung - tauscht Charles Kelley vertraute Grenzen gegen furchtlosen Selbstausdruck ein und zieht Lebendigkeit, Optimismus und kreative Freiheit der Sicherheit oder Konvention vor. "Lasst uns einfach Spaß haben, ohne Angst", erklärt Kelley und fängt damit den Geist eines Albums ein, das die Freude an der Neuerfindung mit weich fokussierten Klanglandschaften und üppigen, cineastischen Grooves feiert.
Obwohl Kelley kein Unbekannter ist, wenn es darum geht, Grenzen zu überschreiten - er schrieb Hits für Künstler wie Luke Bryan, Miranda Lambert sowie Brett Young und wurde für sein Solodebüt "The Driver" 2016 mit einer Grammy-Nominierung bedacht - wagt er sich mit "Songs for a New Moon" weiter vor als je zuvor. Das Album, das unabhängig von Genre-Erwartungen veröffentlicht wurde, kanalisiert altbekannte Einflüsse von Toto und Foreigner bis hin zu Lionel Richie und Bryan Adams und schöpft aus einer Palette, die sich sowohl retro als auch revitalisiert anfühlt. Der aus Georgia stammende Charles Kelley, der sein Leben lang Musikliebhaber war, hat sich schon immer mit Leichtigkeit zwischen Country und Pop bewegt, aber hier entschuldigt er sich nicht und hält sich nicht zurück. Das Ergebnis ist ein furchtloser Sprung zu etwas Neuem - nicht nur ein Sound, sondern eine Geisteshaltung.
"Songs for a New Moon" ist ein furchtloser Sprung zu etwas Neuem
Mit "Songs for a New Moon" wagt Charles Kelley einen kreativen Sprung und taucht kopfüber in die neongetränkten Gewässer des Pop-Rock der 1980er Jahre ein. Es ist ein mutiges und ehrgeiziges Unterfangen - weniger eine Retro-Neuheit als eine aufrichtige Hommage. Kelley kokettiert nicht nur mit dieser Ästhetik, er lebt in ihr, indem er seinen gefühlvollen Gesang in Schichten von Synthesizern, Saxophonen sowie Gated Drums einhüllt und den Hörer in eine Klangwelt versetzt, in der Lionel Richie den Äther beherrschte und Bryan Adams' ernsthafte Refrains durch die Arenen hallten. Das Ergebnis ist nicht einfach nur eine Nachahmung - es ist persönlich, ausgefeilt und emotional ansprechend.
Das Album beginnt mit "Can't Lose You", einem Stück, das in wirbelnde 80er-Jahre-Keyboards getaucht ist, die an Phil Collins' Soloarbeit erinnern. Der Song steigert sich zu einem hymnischen Refrain, in dem Kelleys Gesang den überschwänglichen Geist von Lionel Richies "Dancing on the Ceiling"-Ära widerspiegelt. Es ist sofort klar, dass dieser Retro-Produktionsstil zu Kelleys Stimme passt wie ein Handschuh - warm, beherrschend und voller Sehnsucht. Die Mischung aus Nostalgie und Aufrichtigkeit des Tracks gibt den Ton des Albums vor und zeigt, dass es sich hier um mehr als nur Nachahmung handelt - es ist ein Revival mit Herz.
Charles Kelley behandelt Themen wie psychische Gesundheit und Durchhaltevermögen
"Covering My Tracks" und "Take Back Goodbye" halten den Schwung mit zwei weiteren herausragenden Stücken am Laufen. Ersterer reitet auf einem klassischen elektronischen Schlagzeugbeat und luftigen Gitarrenlinien in einen triumphalen, arenagroßen Refrain. Kelley behandelt Themen wie psychische Gesundheit und Durchhaltevermögen - "seinen Weg aus dem Wald finden" - auf eine Weise, die an die emotionsgeladene Darbietung von Bryan Adams erinnert. Take Back Goodbye" wird dagegen funkiger und bewegt sich im Disco-Pop-Bereich. Kelleys Plädoyer - "Ich will nicht nur dein Ersatzplan sein" - wird von funkigen Synthesizern und einem unwiderstehlichen Saxophonsolo untermalt, das direkt aus einem Nachtclub in Midtown im Jahr 1982 stammt.
Bei "Run", "Can't Be Alone Tonight" und "Here With Me" kommt Charles Kelley so richtig in Schwung. "Run" könnte sich nahtlos in einen Soundtrack zwischen Mr. Mister und Cutting Crew einfügen, während "Can't Be Alone Tonight" die Dinge mit einem Bruce Hornsby-ähnlichen Pianoriff und schmerzhaftem Gesang entschleunigt. Kelleys Verletzlichkeit ist unverblümt, wenn er bettelt: "Ich schwöre, dass es das letzte Mal ist", was an Peter Cetera in seiner Blütezeit als Powerballade erinnert. "Here With Me" ist eine Hymne, die das Herz auf der Zunge trägt und an Richard Marx' "Right Here Waiting" erinnert, während Kelley mit Sehnsucht zurückblickt: "Ich erinnere mich, als du mir gehörtest." Man kann praktisch die Feuerzeuge in der Luft sehen.
Der Mittelteil des Albums bietet hymnische Dramatik und Pop-Rock-Eleganz. "Angel Eyes" pulsiert mit filmischer Intensität - man denke nur an den Abspann von "Breakfast Club - Der Frühstücksclub ", komplett mit stürmischen Drums und einem Killer-Gitarrensolo. "How Gone" ist ebenso aufgeladen und verbindet lyrische Frustration ("Du stößt mich weg und dann sagst du, du willst nicht, dass ich gehe") mit einer wogenden, radiotauglichen Instrumentierung. Kelleys Gesang ist einer der ausdrucksstärksten auf dem Album, der den emotionalen Tumult in jede Zeile einfließen lässt.
Die glatte Produktion und der Toto-ähnliche Schliff machen es zu einem funkelnden Pop-Juwel
Kelley lässt sich auch bei "Lost and Lonely", "Photograph" und "Full Time Fool" gehen. Ersteres beginnt mit der Zeile "Just have some fun with it" und man merkt es - die glatte Produktion und der Toto-ähnliche Schliff machen es zu einem funkelnden Pop-Juwel. "Photograph" bringt eine Art Miami Vice-Vibe mit Küstenflair, das den urbanen Pop/Rock ersetzt. Kelleys eindringlicher, gehauchter Gesang erinnert mich an einen Künstler wie Don Henley, der auf ein Foto starrt und sich nostalgisch fragt, was mit dem Mädchen darauf passiert ist. "Full Time Fool" hingegen lehnt sich mit einem funkigen Groove und einer weiteren köstlichen Saxophonlinie an AOR und Foreigner an. Jeder Track trieft nur so vor Stil, aber das Beeindruckende ist, wie Kelley es schafft, unter dem Glanz die Tiefe und das Geschichtenerzählen zu bewahren.
Das Album endet mit ein paar letzten Überraschungen. Eine zarte Coverversion von Cyndi Laupers "Time After Time" ist zurückgenommen und stellt Kelleys gefühlvolle Stimme in den Vordergrund. "Driving and Listening to Music" schließt den Kreis der Nostalgie und erinnert an "Boys of Summer", wenn es über Teenager-Sommer und Mixtape-Romanzen reflektiert. "Look What We Did" schließlich schließt das Album mit einer sehr persönlichen Note ab. Kelley singt: "Time passes faster than they say" (Die Zeit vergeht schneller, als sie sagen), begleitet von großen Trommeln und noch größeren Emotionen - eine Ode an die Familie, an Verpflichtungen und daran, wohin er als Nächstes gehen wird.
Fazit: "Songs for a New Moon" ist mehr als ein Rückblick - es ist eine Neuerfindung. Charles Kelley zapft das Herz der 80er Jahre an, nicht um es zu imitieren, sondern um es zu erhellen, indem er eine Platte macht, die sowohl emotional authentisch als auch klanglich retro ist.