The BossHoss - Liberty of Action

CD Cover: The BossHoss - Liberty of Action

"Liberty of Action" - das könnte man frei mit "ich mach was mir passt" übersetzen. Sinngemäß geht das hin und als Motto für die norddeutschen Stetson-Unterhemden-Ray-Ban-tragenden Großstadtcowboys passt das auch perfekt. Klar, sie machen was sie mögen, was ihnen Spaß macht. Stilistische Grenzen sind was für Spießer, das limitiert nur. Auch den Spaßfaktor.

 

Was Sascha Vollmer aka Hoss Power und Alec Völkel aka Boss Burns gerade so im Fernsehen treiben, lässt sich kaum ausblenden. Die zwei Spaßvögel gehören zur Jury der neuen ProSieben-, Sat1-Casting-Show "The Voice of Germany". Gemeinsam mit Nena, Xavier Naidoo und dem Ex-Reamonn-Front-Grungebart Rea Garvin. Offenbar passt die Chemie mit diesen neuen Jury-Kollegen. Denn sowohl die gute, alte, aber immer junge "99 Luftballons"-Lady Nena als auch Rea Garvin tauchen auf der neuen The-Boss-Hoss-CD als Gaststars auf. Hat das was zu bedeuten? Etwa, dass die als sehr trinkfest eingestuften Party-Knaller jetzt mehr mit dem Mainstream flirten? Klare Antwort: Jein!

Wenn man mal in das Album einsteigt, könnte man es glatt vermuten. Der Titeltrack und Opener, aus eigener Feder, macht einen sehr rockigen, aber auch einen ziemlich ernsthaften Eindruck. Harmonisch, irgendwie nett sogar. Und damit doch etwas untypisch für The BossHoss. Gleiches gilt für das nachfolgende "Don't Gimme That". Der nah am Pop gebaute Track- zum Teil aus eigener Herstellung- überrascht dazu mit Bläser und synthetischen Keyboard-Ausstattung. Nicht gerade typisch für die Band.

So oder so ähnlich geht es bis in etwa CD-Mitte. Mal tuckert ein Drum-Computer, mal unterstreichen gemäßigte Folk-Anklänge ("Live It Up"), mal brave Beat-Klänge ("The Answer"), mal gefällige, tatsächlich tanzbare Pop-Melodien ("I Keep On Dancing") die neue Ernsthaftigkeit.

Doch, wie schon der Titel verrät, sie machen einfach was ihnen passt. Und dazu gehört natürlich auch ihr typischer Pseudo-Country-Sound: die Stimmen tief in den Keller gepresst, dampfende Zweiviertel-Rhythmen, Harp, Mondoline, Fingerpicking-Gitarre - und vor allem: jede Menge gute Laune. Nach diesem Strickmuster sind das mit "Hound Dog" versetzte "Still Crazy 'Bout Elvis", das verhältnismäßig leise "My Country" und der vollauf gelungene Country-Blues von "Riding High, Singing Low".

Und sonst? Bei "Hayday" überraschen sie mit Beatles-typischem Refrain, "Sex On Legs" erinnert an "Egyptian Reggae" und auch drei weitere Cover-Versionen haben es in sich: der Motown-Klassier "Money (That's What I Want)" bekommt einen neuen Anstrich, "Killers" von Motörhead eine ganz neue Country-Farbe verpasst und bei dem Easy-Listening-Evergreen von Bert Kaempfert "L.O.V.E." holen sich Boss, Hoss & Co. unsere aller Nena vors Mikro. Und Rea Garvey? Der komponiert und singt bei dem dunklen Blues-Rocker "Run Run Devil" mit, fällt dabei aber nicht besonders auf.

Fazit: Der Spaß steht immer noch im Vordergrund. Trotzdem hat die Band eine neue Ernsthaftigkeit- und damit auch eine verstärkte Mainstream-Tauglichkeit erfasst. Cleverer Schachzug, auch die involvierten Gaststars.

The BossHoss

Label: Island (Universal) VÖ: 25. November 2011
01 Liberty Of Action
02 Don't Gimme That
03 Live It Up
04 The Answer
05 I Keep On Dancing
06 My Way
07 Still Crazy 'Bout Elvis
08 Hayday
09 My Country
10 Sex On Legs
11 Riding High, Singing Low
12 Money (That's What I Want)
13 Run Run Devil (mit Rea Garvey)
14 Killers
15 L.O.V.E. (mit Nena)
16 Dr. Kitch
17 My Way
18 Hey Baby, Don't Gimme That
01 The BossHoss Mess With Texas
02 Don't Gimme That
03 The Live Rockumentary "Ring On Fire"
vgw
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