"Den Titel "Little White Church" hatte ich in meinem Tagebuch notiert", erinnert sich Fairchild. "Ich dachte, das könnte ein cooler Song mit einer Geschichte werden, aber ich wusste noch nicht, wovon er handelte. Ein paar Wochen später unterhielten sich Kimberly und ich über Songs, die wir für ein neues Album schreiben mussten, und Momente, die wir brauchten. Einer dieser Momente war ein Call-and-Response-Element, da wir große Fans von Bluegrass sind. Am nächsten Morgen stand ich auf und ging unter die Dusche, und plötzlich fiel mir der Refrain ein. Ich sprang aus der Dusche und sang den Refrain in mein Telefon."
Sie singt den mittlerweile berühmten Refrain: "Take me down, take me down, take me down to the little white church". Dann fährt sie fort: "Das ist ein Mädchen, das ihrem zögernden Bräutigam ein Ultimatum setzt und ihm sagt: "Tu es oder verschwinde. Ich kümmere mich nicht mehr um dich". Ich dachte, die Band würde bestimmt darauf abfahren, also nahm ich die Aufnahme mit. Unser Produzent, Wayne Kirkpatrick, half uns an diesem Tag beim Schreiben, und zu fünft vollendeten wir den Song am selben Nachmittag."
"Little White Church" wurde ein bedeutender Hit für Little Big Town und war einer von mehreren Höhepunkten, welche die Band 2010 erlebte. Im August erschien das vierte Album der Band, "The Reason Why", und stieg sofort an die Spitze der Billboard Country Albums Charts. Durch eine häufige Ausstrahlung der Lead-Single "Little White Church" wurde ein guter Verkauf von mehr als 40.000 Exemplaren in der ersten Woche erzielt. Und im Dezember wurde die Band mit ihrer Nominierung in der Rubrik "Best Country Performance by a Duo or Group with Vocals" zum vierten Mal für den Grammy nominiert.
Zuvor war die Band achtmal für den CMA Award und dreimal für den Grammy nominiert worden, darunter einmal für eine Live-Darbietung von "Life in a Northern Town", das von Gilbert Gabriel und Nick Laird-Clowes von The Dream Academy geschrieben wurde. Ihre Interpretation des Songs mit Jake Owen und Sugarland (Kristian Bush und Jennifer Nettles) auf ihrem Album "A Place to Land" (2008) wurde 2008 unter der Rubrik "CMA Musical Event of the Year” nominiert.
Daher war es keine Überraschung, als die Band von August bis Oktober auf der Sugarland-US-Tour "The Incredible Machine Tour" zu sehen war. Fans kamen bei diesen Konzerten häufig in den Genuss erstaunlicher, vielschichtige Chorstimmen, wenn alle Mitglieder von Little Big Town zusammen sangen und oft "Sigh No More" von Mumford & Sons oder "Walking in Memphis" von Marc Cohn darboten. Die beiden Bands probten diese Songs während der Soundchecks oder hinter der Bühne. Während eines Touraufenthalts in Charlottesville, Virginia entschieden die sechs Künstler einmal, die Probe in die Dusche von Bushs Umkleideraum zu verlegen.
"Wir begannen zu singen", erinnert sich Sweet. "Und Kristian sagte: 'Ich kann nicht alle hören, also muss ich in die Mitte.' Dann schlug jemand die Dusche vor, und Kristian sagte: 'Lass uns da rein gehen!' Es klang toll."
Während die Mitglieder der Band über diese Erinnerung lachen, fügt Westbrook hinzu: "Diese Dusche war wie ein Echoraum, also probten alle darin. Wir lieben es, mit Sugarland auf Tour zu gehen, denn jedes Mal, wenn wir mit ihnen zusammen auf der Bühne stehen, haben wir jede Menge Spaß."
Little Big Town wurde oft für die nahtlosen Harmonien gelobt, aber auch die originellen Songs der Band haben Aufmerksamkeit auf sich gezogen. An neun der zwölf Songs auf ihrem neuesten Album haben Mitglieder der Band mitgeschrieben; hierzu gehören der Titelsong "ll Over Again", "All the Way Down", "Life Rolls On" und "You Can't Have Everything". "Wir konnten eine Tour-Pause einlegen und uns richtig auf die Arbeit am Album konzentrieren", erklärt Sweet. "Es war eine wunderbare, kreative Zeit für die Band. Wenn man Musik macht, wird man von vielen Einflüssen geleitet, und unserer Meinung nach ist es genau das, was es interessant macht."
Little Big Town kann bei der Feier des dreizehnjährigen Bandbestehens auf insgesamt 1,7 Millionen verkaufte Alben zurückblicken. In dieser Zeit sind zwar einige Prozesse einfacher geworden, aber längst nicht alle. "Für dieses Album wollten wir neue Wege gehen, denn das Schreiben ist für uns als Band schwieriger geworden", bemerkt Fairchild. "Das liegt daran, dass wir mehr von uns selbst erwarten. Wir geben uns nicht mehr so leicht mit Melodien zufrieden, das erschwert den Prozess. Diesmal hatten wir uns selbst einen so hohen Standard gesetzt, dass wir neue Wege gehen und auf jede mögliche Weise Inspiration finden wollten."
Die Band wurde über lange Jahre von Kirkpatrick unterstützt, der auch das Album "The Road to Here", das 2005 veröffentlicht wurde und Platin erhielt, und "A Place to Land" (2007 bei Equity Music Group, 2008 mit Bonus-Tracks bei Capitol Records Nashville wiederveröffentlicht) produzierte. Gemeinsam mit allen vier Bandmitgliedern komponierte er auch den großen Hit "Boondocks"; er schrieb zusammen mit Greg Bieck und Tyler Hayes Bieck ihren Hit "Bring It on Home", der es in die Top 5 schaffte, und arbeitete auch für sechs Songs des neuen Albums mit der Band zusammen.
"Wir schreiben seit acht oder neun Jahren Songs zusammen mit Wayne", sagt Schlapman. "Er war derjenige, der uns ganz am Anfang wirklich verstanden hat und begriff, wo wir mit dem Gesang und der Musik hinwollten. Über die Jahre hin ist daraus eine richtig erfolgreiche musikalische Zusammenarbeit entstanden. Er ist genial. Wir haben so viel von ihm gelernt. Wenn wir Songs schreiben, sind wir uns nicht immer einig, aber wir arbeiten daran und versuchen herauszufinden, was für den Song das Beste ist. Wayne hat wirklich eine Menge Gutes für uns getan."
Die Mitglieder der Band haben auch mit zahlreichen führenden Songwritern der Nashville-Szene zusammen gearbeitet; zu nennen sind zum Beispiel Luke Laird, Hillary Lindsey, Ashley Monroe, Gordie Sampson, Leslie Satcher, Jonathan Singleton, Chris Stapleton und Jon Randall Stewart. "Das Schreiben eines Songs kann sich für uns auf alle Arten ergeben", sagt Westbrook. "Es kann sein, dass einer von uns mit einer Hookline oder einer kurzen Melodie ankommt, mit der wir beginnen. Oder es beginnt so, dass wir zu viert oder fünft in einem Zimmer sitzen, uns anstarren und fragen: 'Was schreiben wir heute?' Manchmal kommen dir Ideen. An anderen Tagen rennst du mit dem Kopf gegen die Wand und gehst zum Essen."
Alle vier verwenden verschiedene Tools, um Ideen für Songs schnell aufnehmen zu können, von Smartphone-Apps bis hin zu Laptop-Software. "Mein Telefon ist voll von kleinen Einfällen von acht Sekunden, denn wenn ich sie nicht sofort singe, vergesse ich sie wieder", sagt Schlapman und lacht leise.
"Viele von uns haben Einfälle ganz spontan oder mitten in der Nacht oder unter der Dusche", fügt Sweet hinzu. "Manchmal erlaubt es die Situation nicht, dass du dir Zeit zum Ausarbeiten der Idee nimmst. Also verabreden wir uns zum Songwriting und bringen zwei oder drei verschiedene Einfälle für Songs zu diesen Terminen mit. So funktioniert das bei uns."
Westbrook schreibt oft alleine und bringt die Ergebnisse dann der Band mit, damit diese daraus ein weiteres Kleinod für Little Big Town machen kann. "Ich bevorzuge definitiv Songs, die dich aus heiterem Himmel treffen", erklärt er. "Die finde ich viel unterhaltsamer, wenn du die Inspiration sofort spürst. Meine Herzfrequenz wird beschleunigt, es ist aufregend. Du musst es einfach zulassen, denn wenn du es loslässt, kriegst du es vielleicht nicht zurück."
Ein weiteres Highlight 2010 war das Konzert innerhalb der CMA Songwriters Series in der Library of Congress in Washington, D.C., das im Dezember im Rahmen von "Story Tellers and Story Keepers", der anhaltenden Partnerschaft der CMA mit der Bibliothek zur Erweiterung des bereits heute imposanten Archivs für Country Music, gegeben wurde. Die Show fand im Coolidge Auditorium des Thomas Jefferson Building statt; es traten auch Bob DiPiero, Brett James und Lori McKenna auf.
"Es war für uns eine Ehre, um unsere Teilnahme gebeten zu werden", sagt Fairchild. "Was für eine großartige Art, das Jahr zu beschließen."
"Die Leute in Nashville sind gewissermaßen verwöhnt durch die Songwriters-in-the-Round-Shows, weil wir die so oft sehen", bemerkt Schlapman. "Aber wenn es von Leuten gesehen wird, die es noch nie zuvor gesehen haben, ist das ein großes Vergnügen."
Die CMA (Country Music Association) half Little Big Town auch mit der Bereitstellung eines weltweiten Forums bei den 2010 CMA Awards. Obwohl die Band in diesem Jahr nicht gewonnen hat, sorgte sie bei der Fernsehübertragung für einen unvergesslichen Augenblick. Bevor die Mitglieder der Band bekannt gaben, dass "Revolution" von Miranda Lambert zum Album des Jahres ernannt worden war, ehrte Little Big Town den Gewinner des Vorjahres, "Fearless" von Taylor Swift, indem sie einen Teil von Swifts "You Belong with Me" in vierstimmigem A-cappella-Gesang darbot.
"Wir haben eine Unmenge erstaunlicher Reaktionen auf diese 30 Sekunden bekommen", sagt Fairchild. "Wir haben viele SMS und E-Mails bekommen. Es war fast so, als hätten wir während der Show einen richtigen Auftritt gehabt."
Die Band trat auch beim von ABC in den USA ausgestrahlten "CMA Country Christmas" auf; dort sang sie eine mitreißende Version von "Go Tell It on the Mountain" und stellte den Backgroundgesang für Sugarland bei "Winter Wonderland". Zuvor, bei der Eröffnung von "CMA Music Festival: Country's Night to Rock", hatten Fairchild und Schlapman zusammen mit Sarah Buxton den Backgroundgesang für Keith Urbans Darbietung von "With a Little Help from My Friends", die im auf ABC ausgestrahlt wurde, übernommen.
Fans verfolgten diese und andere Abenteuer über die Webisodes von "Little Big TV", die unter LittleBigTown.com veröffentlicht werden. Die Inhalte erstrecken sich von ernsten Themen, wie zum Beispiel der Toppmeldung zur Grammy-Nominierung, bis hin zu Alltäglichem, wie beispielsweise der Erörterung der Haarpflegeprodukte, die Schlapman für ihre glänzende Lockenmähne verwendet.
Dank dieses Augenmerks auf Darbietung, Songwriting und Pflege ihrer Fangemeinde passt Little Big Town ideal zu Capitol Records Nashville. "Unser Künstlerportfolio lässt erkennen, dass wir offensichtlich interessiert sind an Songwritern/Interpreten, daher passen die Mitglieder dieser Band im Einzelnen und auch gemeinsam perfekt zu Capitol", sagt Mike Dungan, President/CEO von Capitol und EMI Records Nashville.