The Shires - Good Years

CD Cover: The Shires - Good Years

Aus GB kommt immer noch erstklassige Musik. Auch aus dem Country-Fach. Bester Beweis: das Duo "The Shires" mit "Good Years".

Das britische Königreich. Stolz, eigenwillig und immer wieder auch irgendwie merkwürdig. Aber eines muss man den Briten - trotz Brexit, Fish and Chips und Linksverkehr - lassen: Für gute Musik haben sie ein Händchen. Das gilt nicht nur für Beat, Rock und Pop, sondern auch für Country. Obwohl die Getreuen von Königin Elisabeth nicht gerade für die Entstehung dieses Genres verantwortlich sind, flossen - und fließen - in den ursprünglichen Country-Sound seit jeher keltische, schottische und irische Traditionen ein. Kein Wunder, dass Country in UK einen extrem hohen Stellenwert hat. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass das Inselvolk immer wieder bemerkenswerte Country-Acts präsentiert. Acts, wie das aus den beiden Singer/Songwritern Ben Earle und Crissie Rhodes bestehende Duo "The Shires".

In UK längst Top-Stars: "The Shires"

Hierzulande mag man von The Shires noch nicht allzu viel Notiz genommen haben. In ihrer Heimat haben es der Sänger und Multiinstrumentalist Ben Earle aus Hertfordshire und die singende Crissie Rhodes aus Bedfordshire allerdings längst zu Top-Stars gebracht: jede ihrer drei bisher veröffentlichten Alben erreichten Platz eins in den UK-Country- und Top-Ten-Plätze in den Pop-Charts. Mit ihrem neuen Album "Good Years" möchten sie diese Siegesserie natürlich fortsetzen - und das sollte auch gelingen. Denn ihr melodischer Country-Pop hat alles, was es für Hits und Airplay braucht. Wie schon für die vorher erschienenen Alben sind die beiden auch für die Produktion ihrer nunmehr vierten CD nach Nashville gereist. Nicht, dass es in UK keine geeigneten Musiker und Studios gäbe. Das sicher nicht. Doch wenn es um Authentizität geht, kommt der Country-Musiker immer noch nicht an Music City USA vorbei. Auch nicht der britische…

Tatsächlich repräsentieren The Shires in dem Song-Dutzend von "Good Years" den aktuellen Status-Quo von Nashville: astreiner, sorgfältig arrangierter, mit allerlei Sound- und Arrangement-Spielereien versehener und dazu lupenrein inszenierter Country-Pop. Ein Sound, wie wir ihn - natürlich! - auch von Rascal Flatts, Little Big Town, Sugarland und den weiteren üblichen Verdächtigen kennen. Die größte Ähnlichkeit aber haben The Shires mit Lady Antebellum. Nicht nur, weil Ben und Crissie - genau wie Charles Kelley und Hillary Scott von Lady Antebellum - großartig harmonieren und dazu ähnliche Stimmen haben. Auch kompositorisch kreuzen die britischen Country-Stars im Kielwasser der amerikanischen Grammy-Gewinner.

Schon der Opener "Lightning Strikes" lässt mit flott arrangierten Harmony-Vocals, sonnigen Melodien und einer guten Prise "Need-you-Now"-Sehnsucht an die Nashville-Band denken. Wie im Country gerade üblich, bereiten auch The Shires ihre Songs aus bekömmlichen, leicht verdaulichen, größtenteils aus dem Pop-Fach stammenden Zutaten: mit wuchtigen Chören, Drum-Computern, romantischen Keyboard-Akkorden, Geigen und kerzengeraden Beats. Hier und da schleicht sich - Pling, Plong - ein rustikales Banjo ins dicht gewebte Arrangement ein. Recht viel mehr an Country-Zugeständnissen lassen sich auf den ersten Blick aber kaum ausmachen. Aber: Das gilt ja auch gerade für viele weitere Country-Acts. Außerdem definiert sich das Genre längst nicht mehr durch das verwendete Instrumentarium, sondern durch Inhalte und die Art der Erzählung.

Wie die allermeisten US-Acts machen auch die britischen The Shires in ihren Songs einen weiten Bogen um politische Anliegen oder soziale Missstände. Es geht um: Liebe, Leid und Lebensgefühl. Um Vertrauen ("No Secrets"), um Ansprüche ("Only Always"), um Einsichten und Haltungen ("On The Day I Day") und darum, wie es ist, jung und ungebunden zu sein ("People Like Us"). Irgendwie scheint es dem Duo die Mitternacht angetan zu haben. Gleich in zwei Tracks thematisieren sie die Zeitspanne, an dem etwas vorübergeht und etwas Neues beginnt: in dem romantischen Zukunftsversprechen "New Year" und in der Aufarbeitung einer verhängnisvollen Nacht "About Last Night", das jederzeit als "Need You Now, Part 2" durchgehen könnte.

Je länger sich die CD im Player dreht, desto Folk-lastiger und akustischer wird sie. So folgen auf den puren Pop von "Independence Day" der opulente Folk-Track "Thank You Whiskey" (ein Drinkin'-Song muss schon sein!), das so reduzierte wie traditionelle "People Like Us" und das eindringliche, mit einem überschaubaren Gitarren-Akkord-Muster auskommende "Better Place". Mit der herrlichen Klavier- und Geigen-Ballade "Crazy Days" beenden The Shires ihr viertes Album "Good Years". Ein würdiger Abschluss für ein starkes Album.

Fazit: Country-Pop made in Britain: The Shires müssen sich mit "Good Years” keinesfalls vor Country-Schwergewichten wie Lady Antebellum oder Sugarland verstecken.

Label: BMG (Warner) VÖ: 13. März 2020
01 Lightning Strikes
02 On the Day I Die
03 Good Years
04 No Secrets
05 About Last Night
06 New Year
07 Only Always
08 Independence Day
09 Thank You Whiskey
10 People Like Us
11 Better Place
12 Crazy Days
vgw
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