Jetzt mag man denken: "Gut, damit befindet sich das Duo aus Großbritannien in guter Gesellschaft mit Stars wie Carly Pearce, Walker Hayes und Dan & Shay." Richtig, nur dass die genannten Künstler allesamt besser und einfallsreicher sind. "Accidentally on Purpose" dagegen ist so generisch und durchschnittlich, dass man sich als Fan von Country Music höchstens ärgert.
Accidentally on Purpose: Texte zu Weglaufen
Wenn die ersten Sätze eines Albums "When I was five / I'd ride my bike faster than the wind / You're gonna fall right off that thing / Well I learned that the hard way" ("The Hard Way") sind, dann runzelt wohl jeder, der älter als 14 Jahren ist, schon die Stirn. Natürlich wird aus "The Hard Way" nach der ersten Strophe eine stinknormale Liebesschnulze, die so schon 100 Mal gehört wurde.
Nicht nur der erste Song glänzt mit kindgerechten Texten. In allen Liedern geht es - mehr oder weniger - um die Liebe und ihre zahlreichen Höhen und Tiefen. Gähn! Viele Stücke wie "Echo", "Sleepwalk", "Stay the Night" und "River of Love" sind so voller kitschiger Klischees, dass man einfach nur abschalten möchte. Zumal die Texte nicht einmal mit Raffinesse aufwarten. Da darf man sich dann auch schonmal Textzeilen wie "Words, words, words" ("Speechless") und "Wohhh / Read me my rights / Read 'em right now" ("Guilty") anhören.
The Shires: Einmal den Pop-Mixer bitte
Klar, manchmal sind Texte überbewertet. Zum Beispiel, wenn der Song so eine gute Melodie besitzt, dass man in ihr vergisst, wie banal der Text ist. Wenn es bei "Accidentally on Purpose" doch nur so wäre. Stattdessen bekommt man als geneigter Country Music-Fan billigsten Pop um die Ohren geworfen. Wo da die Country Music ist? Keine Ahnung, aber Pedal Steel und Akustikgitarre, die in den Songs von The Shires regelmäßig zum Einsatz kommen, machen aus ihnen jedenfalls keine Country Music.
Es gibt da diese Songs im Radio. Solche, die zwischen zwei großen, bekannten Stücken laufen um Sendezeit zu füllen. Solche, die man eigentlich nicht kennt, aber irgendwie das Gefühl hat sie schon einmal gehört zu haben und dann am Ende doch wieder vergisst. Genau solche Lieder findet man auf "Accidentally on Purpose". Manche Melodien sind so generisch, dass man sogar zum vorherigen Lied zurückgeht, um sich zu vergewissern, ob tatsächlich ein anderes Lied gespielt wird. Besondere Merkmale? Fehlanzeige!
Viele Balladen, wenig Überdurchschnittliches
Deswegen verwundert es auch nicht, dass die einzelnen Stücke auch nicht über Durchschnitt herauskommen. Es fehlt an allen Ecken der Mut mal etwas auszuprobieren, was nicht die sichere Nummer ist. Immerhin gehen ein, zwei Lieder dann doch ins Ohr. Das rettet "Accidentally on Purpose" vor dem Totalabsturz.
Fazit: Mit "Accidentally on Purpose" veröffentlichen The Shires ein absolut durchschnittliches Pop-Album.
Label: Decca (Universal) | VÖ: 18. April 2018 |
01 | The Hard Way |
02 | Echo |
03 | Guilty |
04 | Sleepwalk |
05 | Accidentally on Purpose |
06 | Stay the Night |
07 | Ahead of the Storm |
08 | Speechless |
09 | River of Love |
10 | Strangers |
11 | For You (Acoustic Version) |
12 | Loving You Too Long |