"Felony Blues"- Songwriting als Therapie
"Felony Blues" von Jaime Wyatt ist voll mit diesem Vintage-Sound, der an The Byrds, Buck Owens oder die späten Decca-Aufnahmen von Rick Nelson erinnert.
"Felony Blues" ist das starke Album einer starken Frau, für die es keine Grenzen zu geben scheint. Es sei schwer gewesen, diese Platte aufzunehmen, erzählte die sympathische Songwriterin neulich im Interview und spielt damit auf ihre Entziehungskuren und Gefängnisaufenthalte an. Zum Glück hat sie die Zeit genutzt, um sich zu gesunden und diese Songs zu schreiben. Wie eine Therapie muss das Komponieren für sie gewesen sein, ein Schutz vor Angst und Selbstaufgabe, denn das Album ist eine Demonstration ihrer Stärke und Lebenskraft.
Breite Palette
Lovesongs, Knastweisen und Honky-Tonk-Klagen: Wyatt und ihre Band tischen auf "Felony Blues" großzügig auf. Das zeigt schon der Opener "Wishing Well". "Always tried to Be a Good Girl, But I Can't Really Say That It's True" singt sie dort.
Outlaw Country In "Your Loveing Safes Me", einem Duett mit Sam Outlaw, geht es um die Kraft der Liebe, die gerade in kritischen Phasen besonders spürbar ist und Leben retten kann. Der Song im Mid-Tempo gehört zu den besten Songs der Platte.
Stark ist auch die Ballade "Giving Back The Best of Me", in der Wyatt zur gezupften Akustikgitarre reumütig singt, während eine Steel Guitar im Hintergrund sehnsüchtig heult. Stark ist auch das Cover von Merle Haggards "Misery And Gin", das in der Interpretation von Wyatt einen ganz eigenen Charme entfaltet. Und auch das letzte Stück des Albums, "Stone Hotel", kann mit seinem rollenden Beat und der sanften, und dennoch whiskeygestählten Stimme von Jaime vollends überzeugen.
Fazit: Jaime Wyatt ist mit "Felony Blues" eine authentische Outlaw Country-Platte gelungen - mit einer Handvoll starker Songs und Texten, die wahrhaftiger nicht sein könnten.
Label: Forty Below (H'Art) | VÖ: 26. Mai 2017 |
01 | Wishing Well |
02 | Your Loving Saves Me (Sam Outlaw) |
03 | From Outer Space |
04 | Wasco |
05 | Giving Back the Best of Me |
06 | Stone Hotel |
07 | Misery and Gin |