Josh Kelley hatte schon sechs Alben mit Soul-gefärbtem Pop veröffentlicht, die am ehesten an Künstler wie Jason Mraz und John Mayer erinnern, bevor er 2011 sein Debüt als Country-Künstler veröffentlichte: "Georgia Clay". Seitdem sind fünf Jahre ins Land gegangen, während deren er sich mit seiner Plattenfirma zankte und "Theme Songs" für populäre Shows wie "Mike and Molly" schrieb. "New Lane Road" hat der 36jährige Singer/Songwriter aus Georgia nun im eigenen Studio in den Hügeln von Utah aufgenommen - quasi im Alleingang. "Es ist eine einsame Angelegenheit, wenn man selbst der Künstler, der Toningenieur und der Produzent ist, aber für die meine kreative Seite ist es ungeheuer befriedigend", so Kelly über den Aufnahmeprozess.
Josh Kelley ist nicht "real Country", aber er kann Songs schreiben
Zeilen wie "You are my heart, you are my Soul" aus "The Rock Who Found a Rollin' Stone" erinnern in den USA natürlich niemanden an Modern Talking, doch bewegt sich der Sänger hier auf einem schmalen Grat: einerseits ist sein Country-Pop geschmackvoll instrumentiert, die Pedal-Steel-Guitar jammert, das Schlagzeug klopft einen rollenden Beat; andererseits ist das doch etwas zu seicht, um "real Country" zu sein.
Aber das ist auch gar nicht Josh Kelleys Absicht. Songs wie "Take it on Back" und "One Foot in the Grave" bewegen sich in relaxtem Uptempo-Fahrwasser - leicht melancholischer Gute-Laune-Pop, wie gemacht, um nebenbei gehört zu werden. "Call it what it Is" ist der pure Sound eines amerikanischen Roadmovies, Musik für die Straße, wie sie sonst Tom Petty oder John Cougar Mellencamp komponieren.
"New Lane Road" ist durchaus abwechslungsreich. Bestes Beispiel: "Anywhere You Wanna Go". Hier hätte es die hineingemischte Party-Atmosphäre allerdings nicht gebraucht. Soulig und tanzbar ist der Track ohnehin.
Wirklich überflüssig "I'll be Standin' Tall". Nicht nur ist der Mitschunkel-Feelgood-Song mit dem beschwingten Banjo nach dem nachdenklichen "Cowboy Love Song" ein Fremdkörper, auch wirkt das Stück viel zu glattpoliert und somit fokussiert auf Radio-Airplay.
"New Lane Road" ist das bisher intimste Album von Josh Kelley
Auf dem Cover gibt sich Josh Kelley unnahbar cool mit schwarzem Mantel und Sonnenbrille, tatsächlich aber ist "New Lane Road" sein intimstes und persönlichstes Album bisher.
Im Titelsong "New Lane Road" wird das "Red, White and Blue" besungen, eine patriotische Referenz an die Farben der US-Flagge. Und hier taucht, wie eine göttliche Erscheinung, die Stimme von Vater John Kelley auf, der von der Kindheit seines Sohnes erzählt und von der Wichtigkeit, sich um das Land zu kümmern, das einem gehört (Kelley wohnt mit seiner Familie auf einer Farm im ländlichen Utah westliche der Rocky Mountains). Das Album ist eine echte Familienangelegenheit: Bruder Charles Kelley, Mitglied des Country-Trios Lady Antebellum, schrieb zwei Songs, und auch Ehefrau Katherine Heigl dürfte eine große Rolle gespielt haben. Mit der durch die Serie "Grey's Anatomy" bekannt gewordenen Schauspielerin bildet Josh Kelley ein echtes Glamour-Paar. Mit ganz gewöhnlichen Problemen: "It's Your Move" entstand nach einem schweren Streit der beiden, der ihre Ehe auf die Probe stellte. Wenn sie nicht wäre, würde er wohl gar nicht mehr aus seinem Studio herauskommen, hat Kelley einmal erklärt.
Und das wäre doch schade: denn Songs wie "Life's Too Short", der das schönste Gitarren-Solo auf dem Album enthält, möchte man doch gerne auch einmal live performt hören.
Fazit: Josh Kelleys achtes Album bedient sich der Mittel des Mainstream-Pop. Wer das akzeptiert hat, bekommt eine geschmackvoll produzierte Platte mit Anleihen an Country und Soft Rock.
Label: Sugar Hill / Concord (Universal) | VÖ: 22. April 2016 |
01 | It's Your Move |
02 | The Rock Who Found A Rollin' Stone |
03 | Call It What It Is |
04 | Take It On Back |
05 | The Best of Me |
06 | New Lane Road |
07 | One Foot In The Grave |
08 | Anywhere You Wanna Go |
09 | Cowboy Love Song |
10 | I'll Be Standin' Tall |
11 | Life's Too Short |
12 | Only God Can Stop Her Now |