Doyle Lawson & Quicksilver - In Session

Die Zutaten für ein stimmiges Album sind unschwer auf dem Cover abzulesen: 33 Saiten, 6 Pickers und sechs Stimmen - viel mehr brauchten diese Bluegrass-Puristen nicht. Die erste Unterrichtseinheit in der "School of Bluegrass" fordert den virtuosen Protagonisten gleich mal alles ab. In rasendem Tempo kommt der Opener "Roll Big River” daher. Pfeilschnelle Banjo-Picking-Einlagen und ein treibender Beat - wer behauptet, Bluegrass habe nicht genügend Temperament im Blut, wird bei dieser ersten Single-Auskopplung des Albums eines besseren belehrt.

Auch wenn die Nummer gleich so einprägsam wie ein bekannter Klassiker klingt, handelt es sich um einen der neuen Songs, geschrieben von Quicksilver-Gitarrist Dustin Pyrtle und Bassist Eli Johnston. Beide treten neben Lawson bei dieser Produktion auch als Sänger in Erscheinung.

Wer noch mehr Beweise für eine schnelle Bluegrass-Spielweise benötigt, sollte als nächstes das energiegeladene "Reasons Why" in seinem Spieler programmieren, das sich in den Bereichen Tempo und Eingängigkeit nicht hinter dem ersten Track der CD zu verstecken braucht.

Ganz anders klingt dagegen "Calling All Her Children Home”. Eine sanfte Ballade, bei dem es so manchem Hörer durch den harmonischen Gesang sicher ganz warm ums Herz wird. Noch mehr steht der Gesang nur beim schön altmodischen "I Told Them All About You" im Vordergrund. Einen Bart hat auch "You, You, You”. Hier gibt es eine behutsame Neuauflage des Titels aus dem Jahr 1953 - damals gelang dem Gesangs-Quartett The Ames Brothers mit ihrer Interpretation ein Hit.

Auch beim fast schon obligatorischen Instrumental gibt es diesmal kein eigenes Material, sondern die Neuauflage eines Genre-Klassikers: "Evening Prayer Blues” von Bill Monroe, der bekanntermaßen die Inspirationsquelle für Doyle Lawson war und ist. Eine authentische und souveräne Adaption.

Den absoluten Höhepunkt der Cover-Versionen setzt zum Ende der nur 33 Minuten kurzen CD die zeitgenössische Neuauflage von "Americana”. Der patriotische Song des in Vergessenheit geratenen Country-Sängers Moe Brandy preist das harmonische und unaufgeregte Leben in einer amerikanischen Kleinstadt an - eine Nummer, die perfekt geeignet ist für das Bluegrass-Gewand des Mandolinen-Virtuosen Doyle Lawson und seinen derzeitigen Mitmusikern Josh Swift, Dustin Pyrtle, Eli Johnston, Joe Dean und Stephen Burwell, der erst kürzlich Jason Barie an der Fiddle ersetzte. Ein famoser Abschluss!

Fazit: Handwerklich wie gewohnt ganz großes Kino: Doyle Lawson und seine Mitstreiter bieten stimmungsvollen Contemporary Bluegrass und dazu einige Klassiker aus der Alten Schule. Schade nur, dass auch dieses Album mal wieder arg kurz geraten ist.