HER & Kings County - Raise a Little Hell

CD Cover: HER & Kings County - Raise a Little Hell

New York City gilt nicht unbedingt als Country Music Hochburg. Umso bemerkenswerter ist es, wenn in der Metropole fernab der Dirt Roads und Maisfelder eine Band aus dem Boden sprießt, die den Country Lifestyle und die dazugehörige Musik lebt und zelebriert. HER & Kings County um Frontfrau Monique Staffile - Spitzname "HER" - und Bandleader Caleb Sherman sind so ein Fall. Seit 10 Jahren machen die aus dem Stadtteil Brooklyn stammenden Musiker gemeinsame Sache. Und dabei lassen sie sich nicht verbiegen. Mit einer wilden Mischung aus Southern Rock, Country, Pop und weiteren schmackhaften Zutaten kreieren HER & Kings County ihren ganz eigenen Sound - City Country, wie sie es selbst nennen. Genau das gibt es jetzt auch auf dem neuen Album "Raise a Little Hell" zu hören.

Die erste Kostprobe gibt es in Form des Openers "Deep in the Country". Geradlinig und ohne Schnörkel hämmern Gitarre und Banjo ein rockiges Riff drauf los, und Staffiles Gesang passt sich mit rotziger Attitüde wunderbar an. Das macht Spaß und geht ins Ohr, besonders beim krachenden Refrain. Auch "Where Did all the $ Go" präsentiert sich mit Ecken und Kanten. Nicht ganz so forsch, dafür sehr eingängig - gefühlt kann man schon nach der ersten Minute die entscheidenden Passagen mitsingen. Wer jetzt schon auf dem Geschmack gekommen ist, wird bei "White Trash" restlos entzückt sein. Nach einem verspielten Intro steigert sich die Nummer in einen Gassenhauer allererster Güte. Die Hookline des Refrains - "Redneck - what the heck - hillbilly - you bet" - geht einem so schnell nicht mehr aus dem Kopf. Ein frischer und frecher Song, der ein wenig an Gretchen Wilsons "Here for the Party" erinnert. Der absolute Anspieltipp des Albums!

Doch auch der Rest des Silberlings hat noch eine ganze Menge zu bieten. Bei "Family Tree" wird erst einmal einen Gang zurückgeschaltet. Deutlich poppiger und geschliffener kommt der Track daher. In der Strophe verfällt Staffile in eine Art Sprachgesang, bevor der Refrain so süß und klebrig klingt, wie es sonst nur Little Big Town oder The Band Perry hinbekommen. Letztere Band ist ein gutes Stichwort, da sich mit "Put Me in the Ground" ein Song auf dem Album befindet, den Kimberly Perry mit ihren Brüdern einst schon äußerst erfolgreich trällerte. Große qualitative Unterschiede zwischen den beiden Versionen lassen sich nicht feststellen, was definitiv als Kompliment für HER & Kings County zu werten ist.

Dass die sechsköpfige Combo jedoch am liebsten das Gas in die Ölwanne drückt, zeigt sich in der Songauswahl ganz deutlich. Da wären zum Beispiel der muntere Rocker "My Backyard" oder die von treibenden Gitarren und Banjo-Einlagen dominierten "Freight Train" und "Young Guns". Eine gänzlich andere Seite offenbaren HER & Kings Country bei "Heavens Crashing Down", das bedacht und verträumt beginnt und in einer pompösen Rockoper endet. Stark! Auch "My Heart Can’t Take Anymore", ein Duett mit Rick Huckaby, und "Oh My Darling" setzten gekonnt auf Emotionen anstatt satter Inszenierungen.

Zum Abschluss kehren HER & Kings County jedoch zu ihrem Steckenpferd zurück. "Down in Dixie" und der im Original von den Ozark Mountain Dare Devils stammende Titelsong "Raise a Little Hell" (man beachte die Mundharmonika!) treiben das Partybarometer noch einmal gekonnt in die Höhe. Als kleines Extra gibt es dann noch eine Live-Version von "Be My Lover" zu hören, die wunderbar veranschaulicht, dass Staffile’s Stimme live genauso kraftvoll und ausdrucksstark klingt wie auf Platte.

Fazit: Ein kreatives, eigenwilliges, unbekümmertes Album, das HER & Kings County hier abliefern. Wer seine Musik gerne etwas wilder mag, wird von dieser Band ganz sicher nicht enttäuscht werden.

Label: India (rough trade) VÖ: 23. Januar 2015

  • Titelliste

01 Deep in the Country 09 Oh My Darlin'
02 Where Did All the Money Go? 10 Young Guns
03 My Backyard 11 Down in Dixie
04 Put Me in the Ground 12 Raise a Little Hell
05 Freight Train 13 Spinning Wheels
06 Six Figures 14 Deep Six
07 Heavens Crashing Down 15 By My Lover
08 My Heart Can't Take Anymore    

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