Das Motto dieser, ohne seine Heartbreakers entstandenen CD, singt Tom Petty in Track Nummer sechs, "Turn This Car Around". Im Refrain stimmt er mit unnachahmlicher Nasal-Stimme "I'm going back" an; sehr fröhlich und melodiös betörend, wie schon seit langem nicht mehr. Der Song ist ohnehin ein Hammer. Auf einen hypnotisch, in Zeitlupe stampfenden Groove mit warmen Akustik-Gitarren-Riffs folgen eingeworfene, für Tom Petty typische 12-String-Akkorde und ein hymnischer, völlig überraschender C-Teil. Petty gibt dazu den Geschichtenerzähler - und man klebt an seinen Lippen.
Ein weiteres Glanzlicht der CD zündet das reformierte Dream-Team gleich im Opener: "Saving Grace", ein erneut von Blues-Wurzeln trinkender Shuffle, der so gemächlich in die Gänge kommt, wie ein Cadillac Baujahr 52. Aber dann ... Ab der zweiten Strophe steigen zur Akustikgitarre und zu Pettys magischer Stimme Drums, Bass und Orgel ein, und ab geht die Post. Die absolut hitverdächtige Lustreise endet in einer, von Psychologen garantiert mit Wohlwollen goutierten Feststellung: "It's hard to say who you are these days".
Im Gegensatz zu den früheren Jeff Lynn/Tom Petty-Produktionen ("Full Moon Fever", "The Great White Open") hält sich der ehemalige ELO-Mastermind mit seinen opulenten Soundvorstellungen dezent zurück. Keyboard-Teppiche und Synthie-Flokatis sucht man vergebens - und ist bestimmt nicht unglücklich darüber. Lynn und Petty haben sich für "Highway Companion" offenbar in der Mitte ihrer Sound- und Song-Herangehensweisen getroffen. Die sind, wie man gut hören kann, von ihren Werdegängen der letzten zwei Dekaden geprägt. Bei Petty heißt dies vor allem die Zusammenarbeit mit dem spätern Johnny-Cash-Produzenten Rick Rubin, bei Jeff Lynn hat die gemeinsame Arbeit mit Roy Orbison, Bob Dylan und George Harrison unter dem Codenamen "Travelling Willburys" deutliche Spuren hinterlassen.
So gibt Tom Petty beispielsweise in "Down South" und "Ankle Deep" sehr überzeugend einen frühen, etwas stimmkräftigeren Dylan ab. Und das ist durchaus als Kompliment zu verstehen. Bei "Damaged By Love" erinnert schon der Titel an den vielleicht traurigsten Troubadour der Popmusik, an Roy Orbison. George Harrison klingt dagegen nicht nur in dem beseelten Slide-Solo von "Night Driver" durch, auch der Song wäre mit den spitzbübischen Psychodelic-Zitaten dem Ex-Beatle gut zu Gesicht gestanden. Mit "Big Weekend" ist die Travelling Willburys-Hommage schließlich perfekt: Ein wie geölt ins Ohr gehender Gute-Laune-Song und dazu ein weiterer Kandidat für die Playlist auch weniger kritischer Radiomoderatoren.
Dass sie alle - Petty, Lynn, Dylan, Orbison, Harrison - Fans bzw. Mitglieder der Beatles waren und sind, können und wollen Tom Petty und Jeff Lynne auch nicht verbergen. Wer nur einen Tick genauer hinhört, wird den Einfluss der Urväter der Popmusik auf diese CD heraushören. Auch das ist keineswegs als Kritik zu verstehen, sondern als Applaus für ein rundherum gelungenes Album.
Fazit: Wieder vereint mit Produzent Jeff Lynne gelingt Tom Petty das schönste und abwechslungsreichste - und vermutlich kommerziell erfolgreichste - Album seit Jahren. Ein Volltreffer!Label: Warner Bros. (Warner) | VÖ: 21. JUli 2006 |
Titelliste
Links
01 | Saving Grace | 07 | Big Weekend |
02 | Square One | 08 | Night Driver |
03 | Flirting With Time | 09 | Damaged By Love |
04 | Down South | 10 | This Old Town |
05 | Jack | 11 | Ankle Deep |
06 | Turn This Car Around | 12 | The Golden Rose |