Tim O'Reagan - Tim O'Reagan

CD Cover Tim O'Reagan - Tim O'Reagan
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Redaktionswertung Bewertung: 4 Sterne = gut
Userwertung
Dass Schlagzeuger gut singen können, hat nicht nur Phil Collins bewiesen. Auch Ringo Starr und Ex-Nirvana Dave Grohl machen hinter dem Set und vor dem Mikro eine stattliche Figur. Besser noch als Grohl und Ringo kann das der frühere Taktgeber der Jayhawks - Tim O'Reagan. Das beweist der Songschreiber, Multiinstrumentalist, Produzent und Neu-Sänger auf seinem gleichnamigen Solo-Debüt.
Mein lieber Scholli, der Knabe hat's echt drauf: Elf Eigenkompositionen präsentiert der gefühlvolle Fellgerber bei seinem ersten Solo-Trip. Elf Songs, die - wen wundert's? - häufig an die Jayhawks erinnern. Aber auch an die Beatles, an die Byrds und an Bob Dylan. Oder an Alternative-Rock- und Countrybands wie die Grapes Of Wrath oder Toad The Wet Sprocket. Wer diese Namen liest, hat vermutlich gleich bestimmte beat- und folklastige Melodien und Rhythmen im Kopf. Völlig zu Recht ...

Dabei geht die CD mit dem viereinhalb minütigen "These Things" noch verhalten nostalgisch los: Ein Akkordeon stimmt eine wehmütige Weise an, Geigen malen schmusige Klangwolken, dann kommt eine Akustikgitarre, ein Bass und ein gemütliches Schlagzeug. Zu diesem sehr homogenen und dazu sehr relaxten Background lässt der renommierte Drummer seine überraschend glockenklare Stimme erklingen um ein prächtiges, von Fernweh, Träume und Wünsche handelndes Lied zu singen und - ja, doch! - zu pfeifen. Der Song geht derart ölig ins Ohr, dass selbst das verzerrte Gitarrensolo im Retro-Sound nicht stört. Ein Volltreffer, gleich zu Beginn. Respekt!

Diese hohe Messlatte nimmt das bislang eher verborgene Sänger- und Songschreiber-Talent auch beim nächsten Song: "Black & Bue" heißt diese schmucke Reminiszenz an die Peace- und Flower-Power-Zeit in den 60er Jahren - mit reichlich Zitaten von Bob Dylan, den Rolling Stones, den Beatles, den Byrds ... Die gleichen Bands und Musikanten stehen auch bei dem nachfolgenden "River Bends" Pate, plus einem Tick Nashville, beigesteuert von einer weinseligen Pedal Steel Guitar. Sehr schön, sehr schön, muss man sagen...

Man bleibt gerne an der CD dran, wird mit ungeschliffenen Songperlen immer wieder belohnt. "Highway Flowers" ist so ein Fall: Eine Ballade aus echtem Schrot und Korn und Tränen, gesungen, komponiert und instrumentiert wie es John Lennon kaum besser gemacht hätte. Selbst der Groove klingt nach Ringo und Jim Keltner, Lennons späterer Drummer. Auch das anschließende "Anybody's Only" verrät, dass Tim O'Reagan ein Beatles- und Lennon-Freak sein muss. Der softe Beat-Folk-Schleicher würde sich jedenfalls gut auf jedem Album der Erfinder der Popmusik machen.

Welches Potential in dem vielseitigen Musiker schlummert, deutete sich schon während seiner Jayhawks-Zeit an. Denn schon im Bandverbund steuerte er pro Album ein, zwei Eigenkompositionen bei - darunter auch das herrliche "Bottomless Cup" vom 1997er Album "Sound of Lies". Gary Louris, Marc Perlman und Marc Olson, seine Ex-Bandkumpel, ließen es sich übrigens nicht nehmen, ihren einstigen Drummer bei seinem Solo-Debüt tatkräftig zu unterstützen - genau wie die Riege an renommierten Gastmusikern, darunter Sängerin Wendy Lewis, Bassist James "Hutch" Hutchinson und Pianist Pete Sands.

Fazit: Kaum Country-Akzente dafür aber jede Menge herrlicher Sixties-Remeniszenzen. Der Ex-Jayhawks-Drummer hat sich mit diesem Erstlingswerk auf Anhieb emanzipiert. Respekt!

Label: Lost Highway (Universal) VÖ: 4. Juli 2006

  • Titelliste

  • Links

01 These Things 07 Ivy
02 Black & Blue 08 Girl/World
03 River Bends 09 Ocaso Rosa
04 Highway Flowers 10 Just Like You
05 Anbody's Only 11 Plaything
06 That's The Game

vgw
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