Punch Brothers - Who's Feeling Young Now?

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Redaktionswertung Bewertung: 5 Sterne = Meisterwerk
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Das Intro des Openers steht bildhaft für die Punch Brothers: Ein hypnotisches Banjo knüpft einen seidigen, irgendwie diffusen, aber unglaublich magnetisch aufgeladenen Soundteppich. Noam Pikelny ist ein Meister an diesem traditionellen Instrument. Er holt aus dem Banjo Klänge, wie sie oft nur synthetisch erzeugt werden können. Ihm zur Seite steht Kontrabassist Paul Kowert. Er synkopiert, lotet rhythmisch aus, punktiert. Vor dem geistigen Auge glaubt der geneigte Hörer keltische, nebelumwaberte Landschaften zu sehen- vielleicht aber auch die Nordküste Nordamerikas, wovon nicht unweit die Punch Brothers- in New York- ihre Zelte aufgeschlagen haben. Es dauert rund 40 Sekunden, bis sich aus diesem mystischen Klanggebräu die unverwechselbare Stimme von Mandolin-Spieler und Sänger Chris Thile erhebt. Die Sonne geht auf. "Movement And Location" heißt der Opener von "Who's Feeling Young Now?"- ein passender Titel. Ein würdiger Auftakt eines wieder großartigen Albums der Punch Brothers.

Erneut verbinden sie virtuos ihren einzigartigen Genremix aus Country, Bluegrass, Klassik Folk, Indie und Pop. Auch mit Produzent Jaquire King, der unter anderem Kings of Leon, Tom Waits und Modest Mouse produziert hat, bleiben die Punch Brothers ihrem Front-Porch-Sound treu und betreiben keinerlei Effekthascherei. Ab dem ersten Ton serviert das pfiffige Quintett handgemachte Musik auf höchstem Niveau. In "No Concern of Yours", dem dritten Track, spielt Chris Thile die Mandoline gegen den Grundrythmus von Gabe Witchers Fiddle und Noam Pikelnys Banjo. Diese Saitenvirtuosen haben es nicht nötig auf computergestützte Technik zurückzugreifen. Leicht, unbeschwert und frech gehts weiter im Text. Dabei gelingt es diesen musikalischen Nonkonformisten, ihre jederzeit ambitionierten Klänge mit unbeschwertem Frohsinn aufzumöbeln. Zum Beispiel in "This Girl". Inhalt: Die Anfrage eines Verliebten an den lieben Gott, ob er nicht "diesem einen bestimmten Mädchen" flüstern kann, dass sie ja eigentlich zusammen gehörten.

Es werden aber auch bittersüße Töne angestimmt. Wie beispielsweise in "Don't Get Married Without Me". Natürlich machen die Punch Brothers auch nicht vor satirischen Momenten halt, auch nicht vor atonalen Noten. Bestes Beispiel: "Patchwork Girlfriend". Ein nostalgisches Prachtstück, das einen an die Musik von Stummfilmen erinnert. Den Song würde man bedenkenlos in dem Jahr verorten, in dem Jopi Hesters noch mit Windeln herumlief. Keine Windlen und kein Jopi tauchen dagegen im Titeltrack auf. Der hat Power und Drive einer Indie-Rock-Ballade- ohne natürlich dabei seine Bluegrass-Wurzeln zu verleugnen.

Als vorletzten Track warten die großartigen Punch Brothers noch mit einer Instrumentalversion des Radiohead-Klassikers "Kid A" auf. Wenn schon Cover, dann Radiohead, möchte man spontan kombinieren. Aber auch irgendwie logisch. Denn was Radiohead im Rock sind oder waren, das sind die Punch Brothers in der Akustik-Szene, im neotraditionellen Bluegrass. Also: echte Erneuerer; Pioniere der Traditionsfortführung. Auch live sorgt die Band, mittlerweile New Yorker, für Furore. Bei ihrer letzten umjubelten Amerikatournee begleiteten Thile & Co keinen Geringeren als Folk-Legende Paul Simon.

Fazit: Wer wissen will, wie die Zukunft von akustischer Musik und Bluegrass klingt, muss hier reinhorchen. Tradition und Experiment finden hier den gemeinsamen Nenner. Ein Geniestreich- nicht mehr, nicht weniger.

Label: Nonesuch (Warner) VÖ: 27. Juli 2012

  • Titelliste

01 Movement and Location 07 Patchwork Girlfriend
02 This Girl 08 Hundred Dollars
03 No Concern of Yours 09 Soon or Never
04 Who's Feeling Young Now? 10 New York City
05 Clara 11 Kid A
06 Flippen 12 Don't Get Married Without Me
vgw
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