Ende 1977 hatte der Brite mit zypriotischen Roots aber offenbar die Nase voll von Glamour und Groupies: Er konvertierte zum Islam, nennt sich seit dem Yusuf Islam - und die Gitarre landete vorerst in der Ecke. Als Yusuf Islam hat er seit 1994 allerdings acht Alben veröffentlicht. Größtenteils unter Ausschluss der Öffentlichkeit, da es sich dabei ausschließlich um religiöse Werke handelte.
Seit 2006 gibt es aber auch wieder den weltlichen, sanftstimmigen, samtäugigen Sänger: Als Yusuf kredenzte er "An Other Cup" - und knüpfte damit, wenn nicht nahtlos, so doch entschlossen an die frühen Melodien und Songs des guten, alten Cat Stevens an. Die Freude unter seinen Jüngern war groß. Er ist zurück...
Auf Yusuf Islam Roadsinger sind 11 neue Songs
Doch er ist freilich ein anderer. Nicht mehr der verzückte Jüngling mit der blau-schwarzen Lockenpracht, der zwar immer irgendwie mystisch und geheimnisvoll war, der aber noch nicht auf Mission war. Heute ist er es. Davon künden auch die elf neuen Titel seines zweiten Yusuf-Albums "Roadsinger".
Ein bisschen kess ist es, dass der heute graubärtige Sänger Yusuf Islam - mit der immer noch erstaunlich sanften Stimme - lediglich ein Programm von gut 30 Minuten auf dieser "Roadsinger"-CD bereit hält. Für jemanden, der sich so rar macht wie er, sollte schon ein größerer Output möglich sein. Doch: Diese 30 Minuten können durchaus gefallen. Hört man flüchtig mit nur einem Ohr zu, könnte man schnell "ganz wie früher" rufen. Denn wie zu "Foreigner"-, "Tea for the Tillerman"- oder "Teaser and the Firecat"-Zeiten, gelingen dem Künstler immer noch kleine Kunstwerke: drei-, vierminütige Songs, die auf leisen Sohlen daherkommen, die aber eine melodische Sogwirkung entwickeln. Manchmal ist das zumindest so: zum Beispiel bei "Thinking 'Bout You" und bei "This Glass World" - zwei mit Drums und E-Gitarre fast schon rockigen Tracks. Oder bei subtilen, zerbrechlich-schönen Songs wie "All Kinds of Roses" oder dem Titeltrack.
Auf "Roadsinger" gibt es mehr dunklere Klänge
Auch wenn schon der frühe Cat Stevens ein Faible für Magie und Düsternis hatte - man nehme nur das mysteriöse Album "Numbers" von 1975 - blieben diese Zutaten doch meist nur Beigeschmack von ansonsten harmonisch-friedvollen Alben. Bei "Roadsinger" nehmen diese dunkleren Klänge schon einen weitaus größeren Teil des Werks in Anspruch: So dröhnen beim bluesigen "Everytime I Dream" bedrohlich Bläser samt Tuba, "The Rain" handelt und klingt nach Apokalypse und "Dream On (Until ...)" ist in launig, fast lässige Sessionarbeit versteckte Schwarzmalerei.
Wie sehr sich Yusuf Islam vom frühen Cat Stevens musikalisch entfernt hat, macht er höchstselbst deutlich: Bei "Be What You Must" zitiert das Klavier die wundervolle Melodie von "Stitting" (vom "Catch Bull at Four"-Album). Es ist nicht nur eine Reminiszenz an alte Glanztaten - es ist in dieser Umgebung auch ein echter harmonischer Lichtblick; eine Erinnerung an vielleicht naivere, mit Sicherheit aber leichtere und unbeschwertere Tage. Letztlich aber ein Initialzündung, die einen nach den alten Cat Stevens-Scheiben im Plattenregal suchen lassen.
Fazit: Fast wie der alte Cat Stevens. Aber nur fast. Dem geläuterten Yusuf ist mit seiner Glaubensfestigkeit das leichte Händchen für grandiose Melodien etwas abhanden gekommen. Textlich ist auf "Roadsinger" natürlich alles koranfest.
Label: Polydor (Universal) | VÖ: 1. Mai 2009 |
TitellisteCD
Titelliste Bonus CD
Links
01 | Welcome Home | 07 | This Glass World |
02 | Thinking 'Bout You | 08 | Roadsinger |
03 | Everytime I Dream | 09 | All Kinds of Roses |
04 | The Rain | 10 | Dream On (Until...) |
05 | World O' Darkness | 11 | Shamsia |
06 | To Be What You Must |
01 | Boots And Sand - Jesse Dylan, Yusuf Islam, Priscilla Cohen, Carol Cohen | 03 | 30 MinInterviewmit Nigel Reynolds, Yusuf Islam, Steve Bowles, Grant Covacic, Scott Barkwith, Heather Thornley, Mark Tinkler, David Chisholm, Double Jab |
02 | Peacetrain Blues - Yusuf, Yusuf Islam | 04 | 1963 VW Van Makeover - Yusuf, Yusuf Islam, Dan Fernbach, Richard Cornelius, Static Films |