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"Und?", wird sich der Fan fragen, "hat sich was geändert?" Gehört der stämmige Sänger mit dem pausbäckigen, glatten Gesicht immer noch zu den stärksten Stimmen in der "Neue Traditionalisten"-Gemeinde? Letzteres muss man bedingungslos bejahen. Aber: Es hat sich auch so manches geändert.
Einen kleinen Wink darauf bietet bereits das Cover. Lila Show-Hemd - oha! Klar trägt der Mann Hut, aber so ein Hemd? Und dann sprießt da auch noch so ein freches, winzig-kleines Unterlippen-Bärtchen. John Michael Montgomery wird doch im reifen Alter von 43 nicht mehr einen auf hip machen?
Die Musik gibt darüber nicht auf Anhieb hinreichend Auskunft. Mit "What Did I Do" geht das Album jedenfalls ziemlich schnell und - für seine Verhältnisse - auffallend rockig los. Kein weltbewegend starker Song, eher guter, solider Mainstream-Durchschnitt. Mit der von Arlis Albritton, Jamey Johnson und Jeremy Popoff geschriebenen Ballade "Let's Get Lost" legt J. M. M. eine tüchtige Schippe Qualität nach. Hier spielt er sein beträchtliches Potential als verträumter Schmusekater nach Kräften aus: gemütlicher Groove, eine wimmernde Pedal-Steel-Guitar und ein beherztes, sehr pathetisch angelegtes Gitarrensolo von Brent Mason. Astrein!
In dem nächsten Song beweist er schließlich, dass lila Hemd und Mini-Bärtchen kein Zufall sind. Zunächst präsentiert er die von Daryl Burgess und Randy Houser entworfene Country-Pop-Ballade "If You ever Went Away". Eine soulige Orgel wummert da, der von Drummer Shannon Forrest gezimmerte Beat wälzt sich träge wie der Mississippi durch einen Sommertag in Louisiana und John Michael Montgomery schwingt sich mit Kopfstimme in höchste Regionen. Nein, so hat man den Kerl wirklich noch nicht gehört.
Und auch nicht, wie in "Forever". In dem Titel von J. Slater wandelt er doch glatt auf den Spuren der Teenie-Hit-Band One Republic und deren Hit "Apologize". Gut, das ist freilich kein Countrysong, aber: Der Track hat eine extrem schöne Melodie, und das trifft auch auf "Forever" zu.
Bevor die Countrygemeinde aber an den Grundwerten des Genres zu zweifeln beginnt, legt John Michael Montgomery einen grundsoliden Countrysong nach: "With my Shirt on" hat alles, was Traditionalisten mögen - Fiddle, Honkytonk-Piano, grummeliger, lakonischer Gesang und eine Melodie, die man ab dem zweiten Takt mühelos mitsummen kann.
In den nachfolgenden Titeln überwiegen traditionelle Country-Elemente. Bei "Mad Cowboy Disease" gibt er sich rockig und witzig, "Drunkard's Prayer" und das finale "Brothers 'Til the End" bieten recht naturbelassene Klänge und in dem schwerblütigen "Loving and Letting Go" zieht er seinen Hut vor den Eagles während ihrer "The Long Run"-Phase. Lediglich das von George Molton komponierte "Fly On" markiert einen Tiefpunkt. Rund vier Minuten "Fly on sweet angel"-Singen ist dann doch etwas dünn, um als Hörer abzuheben.
Fazit: Nach vierjähriger Pause meldet sich John Michael Montgomery zurück - moderner und abwechslungsreicher denn je. Doch: Nicht jedes Experiment ist geglückt.
Label: Rocket Science (in Deutschland nicht erschienen) | VÖ: 14. Otkober 2008 |
Titelliste
Links
01 | What Did I Do | 07 | Loving And Letting Go | ||
02 | Let's Get Lost | 08 | Fly On | ||
03 | If You Ever Went Away | 09 | Drunkard's Prayer | ||
04 | Forever | 10 | All In A Day | ||
05 | With My Shirt On | 11 | Brothers 'Til The End | ||
06 | Mad Cowboy Disease |