Eagles - Long Road Out of Eden

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Redaktionswertung Bewertung: 4,5 Sterne = sehr gut
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Oha, damit durfte man kaum mehr rechnen: Die Eagles - fast genauso berühmt durch ihre Hits wie "Hotel California" wie durch ihre bandinternen Streitereien - legen nach rund 28 Jahren ein neues Studioalbum vor. "Long Road Out of Eden" ist deshalb auch ohne nur einen Ton gehört zu haben, als mittelgroße Sensation zu werten. Dass sich die vier übrig gebliebenen kalifornischen Adler dann auch gleich mit einer, mit 20 neuen Tracks ausgestatteten Doppel-CD zurückmelden, macht das Spektakel richtig rund.

Immerhin handelt es sich bei den Eagles nicht nur um irgendeine erfolgreiche Band. Die Anfang der 70er Jahre gegründete Formation brach in ihrer skandalumwitterten Karriere so ziemlich jeden Rekord - Verkaufsbestmarken inklusive. Entsprechend laut ist das Säbelrasseln der Plattenfirma, die Erwartungshaltung ist enorm.

Darüber sind sich auch Glenn Frey, Don Henley, Timothy B. Schmit und Joe Walsh einig. In einem Interview mit einem deutschen Radiosender gab Frey zu Protokoll, dass sie vor den ersten Sessions nicht sicher waren, wohin sie die "Long Road Out of Eden" führen werde. In die musikalische Zukunft? Oder in ihre eigene Vergangenheit? Beim Durchhören der 20 Titel muss man feststellen, dass der Masterplan der vier hochtalentierten Millionäre wohl eher in ihrer Historie angesiedelt ist. Eine musikalische Fehlentscheidung muss das freilich nicht sein. Unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten ist es wohl sogar die einzig richtige. Deshalb gilt: Wo Eagles drauf steht, ist auch anno 2007 immer noch ein relaxter Mix aus Pop, Country, Folk und Rock drin.

Neuerdings aber auch ein gerütteltes Maß an Message und Pathos. Das machen nicht nur der mahnende Albumtitel und die von dem deutschen Fotografen Olaf Heine ins rechte Licht gerückten Cover-Fotos - die Erde ist verwüstet, die Apokalypse nah! -deutlich. Auch in den Songs wird nicht selten eine, freilich wohlklingende Weltuntergangsstimmung besungen. Meist angestimmt von Ober-Umwelt-Apostel Don Henley.

Der Opener "No More Walks In The Wood" gibt davon gleich mal einen guten Vorgeschmack. In vielstimmigen A-Cappella-Chor getaucht erinnert Henley an eine friedliche Welt mit Blumen und Bäumen. An eine Welt, die es so nicht mehr gibt. Zum Glück kommen sie mit den nachfolgenden Tracks gleich mal raus aus ihrer Betroffenheits-Ecke: "How Long", ein alter Song von J. D. Souther geschrieben und "Busy Being Fabulous", eine Henley/Frey-Co-Produktion, verweisen auf die musikalischen Anfänge der Band. Resultat: Country-Rock auf allerhöchstem Niveau. Mit sparsamen Arrangements und erdiger Instrumentierung bieten die Titel einen herzerfrischenden Anachronismus.

Mit "What Do I Do With My Heart" lüftet die Band ein weiteres Erfolgsgeheimnis: Kaum eine Formation versteht sich so trefflich auf das Schmieden von einschmeichelnden Melodien wie die Eagles. Wer schon länger kein rührseliges Liebeslied mehr gehört hat, wird mit dieser Henley/Frey-Komposition fündig. Kitsch? Aber hallo! Aber auch auf höchstem Level. Dass sich bis heute wenig an der Rollenverteilung innerhalb des Quartetts getan hat, belegt das nachfolgende "Guilty Of The Crime". Joe Walsh ist nach wie vor für die skurrilen Songs und - vor allem - für die gute Laune zuständig. Dass er in dem Titel irgendwie an Beatles-Scherzkeks Ringo Starr erinnert, ist deshalb nicht weiter verwunderlich. Nach Walsh ist natürlich auch noch Timothy B. Schmit als Solist an der Reihe. In der Paul Carrack-Komposition "I Don't Want To Hear Any More" stellt der langhaarige Sänger und Bassist erneut klar, dass er die Amsel unter den Adlern ist - mit einer Stimme, die immer noch unter die Haut geht. Neben dem energisch rockenden, mit Bläsern für Rhythm & Blues-Feeling sorgenden "Fast Company" und zwei weiteren wunderschönen Country-Pop-Songs ("Do Something", "You Are Not Alone") geht die erste CD gelungen zu Ende.

Der zweite Tonträger ist insgesamt etwas sperriger ausgefallen. Schon der Opener, der Titeltrack, kommt mit orientalischen Melodien und düsterem Glockengeläut mühselig in die Gänge. Das über zehnminütige Epos mag als Hymne für Al Gore durchgehen, für den braven Eagles-Fan von der Straße ist es schwerverdauliche Kost. Das nachfolgende Instrumental klingt zwar ausgleichend bittersüß nostalgisch, trägt aber - Message! - den Titel "I Dreamed There Was No War". Immerhin: Im Gegensatz zu den meisten Nashville-Acts wagen die Eagles wenigstens die politische Opposition. Ein rarer und sympathischer Zug.

Ansonsten bietet auch der zweite Longplayer typische Eagles-Kost. Hervorzuheben sind das sehr rockige "Frail Grasp On The Big Picture", die komplexe Walsh-Komposition "Last Good Time In Town" und der leise Walzer "I Love To Watch A Woman Dance". Mit dem an "New Kid In Town" erinnernden und dann doch irgendwie optimistischen "It's Your World Now" findet die "Long Road Out Of Eden" ihr Ende.

Fazit: Wo Eagles drauf steht, ist feinster Country-Rock, Pop und Folk drin. Die Formation ist bis heute ein Garant für gleichermaßen mehrheitsfähige wie hochwertige Musik jenseits aller Stilbarrieren.

Label: Polydor/Universal (Universal) VÖ: 2. November 2007

  • Titelliste

  • Links

CD 1 CD 2
01 No More Walks In The Wood 01 Long Road Out Of Eden
02 How Long 02 I Dreamed There Was No War
03 Busy Being Fabulous 03 Somebody
04 What Do I Do With My Heart 04 Frail Grasp On The Big Picture
05 Guilty Of The Crime 05 Last Good Time In Town
06 I Don't Want To Hear Any More 06 I Love To Watch A Woman Dance
07 Waiting In The Weeds 07 Business As Usual
08 No More Cloudy Days 08 Center Of The Universe
09 Fast Company 09 It's Your World Now
10 Do Something
11 You Are Not Alone

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