Das ist einerseits natürlich extrem schade. Immerhin gehört die 1956 in Aledo, Illinois, geborene Sängerin zu den schönsten und erfolgreichsten Stimmen im 90er Jahre Country. Eine ganze Reihe von Top-Ten-Singles - darunter ihr Hit "Drive South" - und gleich mehrere CMA-Awards machen dies deutlich. Ein Blick auf ihre Hit-Bilanz macht aber auch klar, dass, je weiter die 90er Jahre auf die Jahrtausendwende zusteuerten, desto weiter verfehlte Suzy Bogguss den Nerv der Musikkonsumenten. Im neuen Jahrtausend steht mit "Keep Mom And Dad In Love", ein Duett mit Billy Dean und Julian, schließlich nur noch eine Platz 51-Single zu Buche. Ihr letztes Album "Swing" - produziert von Asleep At The Wheel-Frontman Ray Benson - bot reinrassigen Western-Swing. Das Ergebnis war Platz 66 der Country-Charts, für die Billboard Top 200 reichte es dagegen gar nicht mehr. Kein Wunder, dass die Dame neue Pferde sattelt...
Ob sie dabei guter Dinge ist? Auf der Coverrückseite posiert sie - putzig wie eine in die Jahre gekommene Chanson-Sängerin - mit einem Regenschirm in der Hand. Zuversicht sieht anders aus. Dabei kann sich die Sängerin überhaupt nichts vorwerfen. Gemeinsam mit Produzent Jason Miles und exzellenten (Jazz-)Musikern wie Schlagzeuger Chris Parker, Gitarrist Jeff Mirnov und Keyboarder Clifford Carter gelingt ihr ein hervorragendes Album mit einem Dutzend Songs im Grenzfeld zwischen Folk, Blues und Jazz. Countryfeeling kann man aber höchstens so häufig ausmachen, wie vierblättrige Kleeblätter in der Wüste Gobi. Mangelware ist noch übertrieben... und das bei einer echten Country-Ikone...
Vermutlich hat sie als nicht mehr ganz so junge Ehefrau und Mutter vom Jugend- und Optik-Kult, der längst auch Nashville erfasst hat, die Nase gestrichen voll. Was der Country-Gemeinde aber mit ihr entgeht, wird bei dieser CD deutlich. Kaum eine Sängerin zwischen Music Row und Wild Horse Saloon kann es mit ihr aufnehmen: Sie phrasiert göttlich, hat eine einschmiegsame und variantenreiche Stimme; ihr kauft man die Geschichten von Gott und der Welt ab und sie hat das, was vielen hübschen Von-der-Stange-Newcomern abgeht: Charisma.
Genau deshalb wird "Sweet Danger" auch bei vielen qualitätsbewussten Countryhörern gut ankommen. Titel wie das nachdenkliche "The Bus Ride", das soulige, bluesige mit dezentem Rap aufgemöbelte "No Good Way to Go", das super-romantische "One Clear Moment" oder die Singleauskopplung, das tatsächlich himmlisch-schöne "In Heaven", lösen beim Hörer ausschließlich positive Emotionen aus: Gefühle und Gedanken, die beruhigend wie ein Kaminfeuer knistern. Nicht einmal die vielleicht unnötige, dennoch gelungene Cover-Version des Chicago-Schmachtfetzens "If You Leave Me Now" kann dieses beschauliche Ambiente stören.
Das Glanzlicht der CD ist das Filetstück: Song Nummer sieben, "Even If That Were True". Eines der herrlichsten Liebeslieder der letzten Zeit - der perfekte Soundtrack für herbstliches Kuscheln.
Fazit: Suzy Bogguss sagt dem Country Goodbye - und macht jazzigen Folk. Wer mit Norah Jones etwas anfangen kann, wird diese CD lieben.
Label: Loyal Dutchess (in Deutschland nicht erschienen) | VÖ: 4. September 2007 |
Titelliste
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01 | The Bus Ride | 07 | Even If That Were True | ||
02 | Everything | 08 | Chain Lover | ||
03 | No Good Way To Go | 09 | Sweet Danger | ||
04 | If You Leave Me Now | 10 | Right Back Into the Feeling | ||
05 | In Heaven | 11 | It's Not Gonna Happen Today | ||
06 | Baby July | 12 | One Clear Moment |
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