Seit 2001 bringt der schauspielernde Sänger - oder muss man sagen: der singende Schauspieler? - schön regelmäßig im Zweijahres-Abstand ein neues Album heraus. Nach Adam Riese ist "Beautiful Door" seine bereits vierte CD im neuen Jahrtausend. Eine gehörige Schlagzahl. Vor allem, wenn man bedenkt, dass er nach seinem 1983 erschienenen Debüt "Gunslinger" eine satte 18-jährige Musiker-Pause eingelegt hat. Aber so ist das: Einmal Musiker, immer Musiker...
Im Falle von Billy Bob Thornton ist es überdies ein ziemlicher Glücksfall, dass er von seiner alten Leidenschaft nicht die Finger lassen kann. Er hat es nämlich drauf. Das hat er schon in den Vorgänger-Alben "Hobo" und "The Edge of The World" bewiesen. Mit "Beautiful Door" legt der Mann mit dem markanten Gesicht allerdings endgültig sein musikalisches Reifezeugnis ab. Nicht nur, weil er das in Los Angeles The Cave-Studio aufgenommene und gemixte Album höchst selbst produziert hat - er ist gemeinsam mit Gitarrist Brad Davis auch für alle zwölf Titel verantwortlich, singt und sorgt mit Ringo-mäßig verhaltener Spielweise auch für knochentrockenen Groove.
Damit gibt der Hollywood-Star mit diesem Album wohl mehr von seiner Persönlichkeit preis, als in allen seinen - zumeist guten - Filmen zusammen genommen. Zum Vorschein kommt ein nachdenklicher, grüblerischer, hintergründiger, verletzlicher, aber auch entschlossener und bisweilen radikaler Mann. Ein Mensch, der so gar nicht in die konsequent auf Oberflächlichkeiten setzende Glimmer- und Glitzer-Welt Hollywoods passen mag. Wer weiß, vielleicht braucht Billy Bob Thornton genau das, um das Filmgeschäft zu ertragen: Ein gemütliches Tonstudio, ein paar Kumpels und ein Dutzend schöner Melodien.
Während bei anderen singenden Schauspielern trotz redlicher Bemühungen - zum Beispiel bei Bruce Willis oder Don Johnson - ein eitler Tonfall unüberhörbar ist, macht sich Billy Bob Thornton in der emotionalen Welt der Töne nicht selten kleiner als er ist. Zum Beispiel gleich beim Opener "It's Just Me". Zu verhalten rockigen Tönen singt er murmelnd wie ein Mark Knopfler mit Kaugummi Zeilen wie "the darkness that you feel each morning is my lonely cry". Oder: "That jealous rage that took me from you is just a whisper in the wind." Aber Holla! Das wird doch nicht auf seine Ex, die schöne Angelina Jolie gemünzt sein? Vermutlich doch - und dann kann man nur sagen: Alle Achtung! Hier zeigt einer mutig seine verletzten Gefühle und pfeift auf jegliche Coolness.
Aber auch musikalisch hat Billy Bob Thornton einen großen Schritt nach vorne gemacht. Gemeinsam mit dem Saiten-Virtuosen Brad Davis, dem langjährigen Weggefährten von Marty Stuart und Sideman von Sam Bush, Emmylou Harris, Willie Nelson u.a., entwarf Billy Bob Thornton ein auf den Säulen von Country, Folk, Rock und Beat ruhendes Sound-Kostüm. Manchmal zwickt es ein bisschen, so wie bei dem altbackenen, mit sägender Solo-Gitarre ausstaffierten "Hope For Glory". Meist aber sitzt die Kollektion angenehm locker. Ein prächtiges Beispiel hierfür bilden das an die Byrds erinnernde "In The Day", der bluesige, mit einer hübschen Gospel-Orgel aufgeladene Titeltrack und die zwischen den Beatles und Tom Petty pendelnden Country-Folk-Beat-Hymnen "Hearts Like Mine" und "Always Countin'".
Meist belassen es Billy Bob Thornton und Brad Davis bei spartanischen Arrangements. Etwas opulenter und auch gefälliger - und dazu optimistischer - fällt vor allem "I Can Tell You" aus. Ein Song, den man sich auch mal gerne im Radio wünschen würde. Ausnahmemusiker wie Leland Sklar am Bass und Ex-Hollis-Kehlchen Graham Nash runden das Top-Album kompetent ab.
Fazit: Nach diesem Album ist Billy Bob Thornton nur noch der schauspielernde Sänger und Musiker. Seine bislang überzeugendste Musiker-Leistung. Respekt!
Label: Republic / Universal South (Universal) | VÖ: 7. August 2007 |
01 | It's Just Me |
02 | Restin' Your Soul |
03 | In the Day |
04 | Beautiful Door |
05 | I Gotta Grow Up |
06 | Hearts Like Mine |
07 | Carnival Girl |
08 | Always Countin' |
09 | Pretty People |
10 | I Can Tell You |
11 | Hope for Glory |
12 | Boys Is Gone |