Julie Roberts - Men & Mascara

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Redaktionswertung Bewertung: 3,5 Sterne = gut
Userwertung

Ein, für Nashville-Verhältnisse, mutiges Cover: Zwei schlanke Damenbein, Pumps, der Ansatz eines luftigen Kleidchen. Sonst nichts. Als Tim McGraw vor ein paar Jahren "Set This Circus Down" veröffentlichte und auf dem Cover nicht er, sondern eine Zirkus-Zeichnung zu sehen war, galt das an der Music Row als kleiner Skandal. Ob Julie Roberts mit ihrem Cover ebenso viel Aufmerksamkeit erregen wird? Mal abwarten...

Vielleicht kann die süße, aus Lancaster, South Carolina stammende Sängerin und Songschreiberin aber auch nur durch ihre Musik für Schlagzeilen sorgen. Sie würde es jedenfalls mit ihrem zweiten Album "Men & Mascara" verdienen. Denn mit der von Byron Gallimore produzierten CD setzt die Absolventin der Belmont University, Nashville, den Weg ihres 2003 veröffentlichten Debüt-Album konsequent fort. Will heißen: Solider Country-Pop mit Blues- und Folk-Anleihen. Traditioneller als Faith Hill, weniger rockig als Martina McBride aber weit countrylastiger als Bonnie Raitt hat es sich Julie Roberts in ihrer eigenen Nische richtig gemütlich gemacht.

Mit all diesen Dreien verbindet die Newcomerin dennoch so manches: Von Faith Hill hat sie den glamourösen, sexy Look übernommen, wie Martina McBride klingt Julie Roberts ehrlich, überzeugend und fest in der Country-Szene verankert und stimmlich erinnert sie, gerade wenn es – wie bei "All I Want Is You" – in bluesgefärbte Gefilde geht, an die stämmige Bonnie Raitt. Mit dem von Arlis Arblitton, Robin Lee Bruce und Casey Koesel geschriebenen Opener "Paint And Pillow" gelingt ihr ein zwar nicht gerade sensationell aufregender, aber kommerziell vermutlich zündender Auftakt: prächtiger, absolut radiotauglicher Country-Pop. Unaufdringlich und auf modischen Schnickschnack verzichtend, stellt sie gleich mal ihre stimmlichen Qualitäten unter Beweis. Ja, diese Frau hat was. Diese Stimme klingt nach Roots, nach Weite und flachem Land. Eine Stimme, die Laune macht und Lust auf Mehr.

Wie eng das Landmädel mit Diva-Optik mit den Traditionen ihrer Heimat verhaftet ist, wird in etlichen Titeln klar. Am Schönsten in dem wieder von Arlis Albritton gemeinsam mit Cliff Cody verfassten "Chasin‘ Whiskey" – ein nostalgisch anmutender Country-Folk – und in den zwei super-kitschigen, extrem langsamen Walzer: "Smile", geschrieben von Tony Mullins, Julie Roberts, Danny Wells und dem zehnten Song der CD, "That Ain’t A Crime", aus der Feder von Carson Chamberlain und Chris Stapleton. Dazwischen bietet die ehemalige Assistentin von Universal Vizepräsident Luke Lewis charmante, harmonisch ausgewogene und auf alles Lärmige verzichtende Song-Kost. Nichts Spektakuläres, nichts was einem aus den Cowboy-Stiefeln hebt – aber, wie gesagt, grundsolides, hochwertiges und, vielleicht gerade deshalb, irgendwie zeitloses Handwerk. Das ist auch ein Verdient der beteiligten Musiker. Bei den Sessions in Nashvilles Ocean Way-Studio wirkten u.a. Drummer Lonnie Wilson, Bassist Mike Brignardello, Steel- und Slide-Gitarrist Paul Franklin und Keyboarder Steve Nathan mit.

Die Ausnahme bietet "Girl Next Door". Der gleich von 5 Songschreibern (Marti Dodson, Pat Buzzard, Kris Misevski, Dak Goodman, Jeremy Martin) kreierte Song wurde von James Stround produziert und von einer anderen Studio-Riege eingespielt (darunter Drummer Paul Leim, Bassist David Hungate und Gitarrist Jeff King). Der Witz daran: Genau dieser Titel versprüht mit gelungener Hookline und sonnigem Temperament die größten Hit-Chancen. Ein Manko der CD ist die altbekannte Country-Unsitte: zwölf Titel ergeben eine Spielzeit von lediglich rund 45 Minuten.

Fazit: Charmanter, roots-gefärbter Country-Pop der stimmgewaltigen Newcomerin. Nichts Neues – aber grundsolides Handwerk. Kann man gut hören!

Label: Mercury Records (Helikon Harmonia Mundi) VÖ: 22. September 2006

  • Titelliste


01 Paint And Pillows 07 A Bridge That's Burning
02 Smile 08 Lonely Alone
03 Too Damn Young 09 That Ain't A Crime
04 Men & Mascara 10 Mama Don't Cry
05 First To Never Know 11 All I Want Is You
06 Chasin' Whiskey 12 Girl Next Door

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