Joshua Hedley zieht auf "Neon Blue" seinen Hut vor den 90er Jahre-Helden
Bei seinem neuen Album "Neon Blue" macht Joshua Hedley da weiter, wo er mit "Mr. Jukebox" aufgehört hat und nimmt sich den Sound der 1990er vor. Die Ära, die, angeführt von König Garth Brooks, Country nicht nur groß, sondern gigantisch werden ließ. Wir erinnern uns: Garth Brooks stellte damals mit seinen Alben selbst Pop-Superstars wie Michael Jackson und Madonna problemlos in den Schatten (zumindest in den USA). Mit Musik, die mit Pedal Steel und Fiddle immer noch Country war, in der aber Einflüsse aus Rock und Pop unüberhörbar waren. Genau hier klinkt sich Joshua Hedley mit "Neon Blue" ein. Und er stellt die Frage, was wohl aus dem Genre geworden wäre, wenn es sich nicht gegen Ende der 1990er Jahre komplett dem Zeitgeist unterworfen hätte?
Die Antwort gibt er auf seinem Album "Neon Blue" gleich selbst. Mit zwölf, von Jordan Lehning und Skylar Wilson co-produzierten und von Kyle Lehning gemischten Songs und mit jeder Menge Pedal-Steel-Guitar-Fills, Fiddle- und Banjo-Melodien, Fender Telecaster-Licks und satten, aber nicht zu rockenden Drum-Grooves. Genau die Rezeptur, die Country in den 1990ern zum Phänomen werden ließ. Beste Voraussetzungen also, für ein nostalgisch angehauchtes Hörvergnügen.
Auf "Neon Blue" wimmelt es vor Zitaten
Bei dem Kenner der Materie garantiert eine ganze Menge musikalischer Blaupausen herausfiltern werden. Das melodisch gefällige "Broke Again" des Openers lässt sich beispielsweise Alan Jackson zuordnen, für "Country & Western" stand George Jones Pate, "Old Heartbreak Blues" würde perfekt in die Tracklist von Garth Brooks' "No Fences" passen und "The Last Thing In The World" stünde auch Dwight Yoakam gut zu Gesicht.
So herzerfrischend retro geht es weiter: "Down to My Last Lie" erinnert an Alan Jackson zu "Here In The Real World"-Tagen, "Free" klingt nach Restless Heart und "Neon Blue” macht keinen Hehl daraus, ein Brooks & Dunn-Klon zu sein. Ebenso wenig verschweigen "Bury Me With My Boots On" und "Found in a Bar” ihren Stammbaum, der ganz klar bei Garth Brooks verortet ist. So bleibt es auch für die restlichen Songs von "Neon Blue": Bei dem flotten Country-Feger "Wonder If You Wonder" zieht er erneut den Hut vor Alan Jackson und mit dem gefühlvollen, leisen, balladesken "River in the Rain" verneigt er sich zum Finale hin noch einmal tief vor König Garth Brooks - und erinnert dabei sogar stimmlich ganz an den Country-King.
Fazit: Mit "Neon Blue" macht sich Joshua Hedley auf zu einem Trip in die jüngere Country-Vergangenheit - und präsentiert zwölf neue Titel, die ganz nach dem New Country der 1990er klingen. Ein so origineller wie unterhaltsamer Hörspaß mit leicht wehmütiger Note.
Label: New West (H'Art) | VÖ: 22. April 2022 |
01 | Broke Again |
02 | Country & Western |
03 | Old Heartbroke Blues |
04 | The Last Thing in the World |
05 | Down to my last Lie |
06 | Free (one heart) |
07 | Neon Blue |
08 | Bury me with my Boots on |
09 | Found in a Bar |
10 | Let's Make a Memory |
11 | Wonder if You Wonder |
12 | River in the Rain |