Warum? Weil der aus Pennsylvania stammende Daniel Smyers und der in Arkansas geborene Shay Mooney als Dan + Shay gerade einer der heißesten Country-Act Nashvilles sind. Die beiden Sänger und Songschreiber haben sich 2012 in der Music City USA kennengelernt und arbeiten seitdem zusammen. Bereits ihr erstes Album "Where It All Began" landete auf Platz eins der Country-Bestenliste (und auf Platz sechs der Pop-Charts); das Nachfolgealbum "Obsessed" kam auf Platz zwei und ihr selbstbetiteltes, 2018 erschienenes drittes Album, eroberte erneut die Spitzenposition (Platin-Auszeichnung inklusive).
Dan + Shay: auf Anhieb Top-Stars in den USA
Ihr harmonisches, man könnte auch sagen, harmloses Country- und Pop-Crossover erwies sich in den USA als zuverlässige Hitformel. Als mehrheitsfähiger Sound, der ihnen bereits Platin-Alben und Grammys eingebracht hat, der aber in Europa zunächst nicht zünden wollte. Dafür musste erst ihr Kumpel Justin Biber in die Presche springen, mit dem sie 2019 gemeinsam die super-erfolgreiche Single "10.000 Hours" aufnahmen. Mit ihm als Zugpferd, schnupperten sie erstmals auch in die Hitparaden von Deutschland, Österreich, Schweiz und England. Tja, gewusst wie...
Und sie wissen wie. Sehr genau sogar. Deshalb haben sie diesen Song-Köder "10.000 Hours" auch auf "Good Things" gepackt. Klar doch. Ein Aufkleber auf der CD-Hülle, der besagt, dass hier Justin Biber mit von der Partie ist, dürfte beim jungen Biber-Volk einen Kaufanreiz bescheren. Ob die Fans des Pop-Stars aber auch mit den anderen elf Tracks von "Good Things" einverstanden sind? Man darf vermuten: ja, höchstwahrscheinlich. Zumindest mit den meisten.
Schließlich rühren Dan + Shay auf ihrem vierten, von Dan Smyers produziertem Album einen derart gut gelaunten, wolkenlosen Sound-Cocktail an, der sicher nicht nur Country-Freunde schmecken sollte. Vielleicht ging der Hit-Zweier mit den zwölf Songs von "Good Things" sogar noch mehr auf die (zahlenmäßig deutlich größere) Gemeinde der jungen Pop-Hörer los. Ist gut möglich. Denn die meisten der knapp gehaltenen, größtenteils zweieinhalb bis drei Minuten dauernden Titel sind - musikalisch wie inhaltlich - im Pop zu verorten. Tracks wie der Opener und Titelsong, das gute Laune verbreitende "Steal My Love" oder das mit hippen Klängen ausgestatte "Body Language".
"Good Things": Country-Pop mit der Betonung auf "Pop"
Zwischendrin erweisen sie ihrem Ursprungs-Genre Country die eine oder andere Referenz. So dringt wenigstens ab und zu mal ein braves Banjo durch. Wenn dann noch, wie bei "Lying" oder der klasse Ballade "Let Me Get Over Her", geschliffene Harmony-Vocals dazu kommen, erinnern Dan + Shay an ihre Kollegen von Rascal Flatts. Meistens aber klingen die zwei wie sie selbst, wie Dan + Shay. Dieses Alleinstellungsmerkmal ist ein Schatz, den es zu pflegen gilt. Es ist: ihr Kapital, ihr stärkster Vermarktungs-Trumpf. Diesem Markenkern sind so gut wie alle Tracks von "Good Things" untergeordnet.
"Good Things", alleine schon der Name macht klar, dass es hier nur um positive Vibrations und Inhalte geht. Um politisch heikle Themen machen die zwei deshalb einen größeren Bogen als Dracula um eine Kiste Knoblauch. Klar, warum über Rassenkonflikte und Erderwärmung singen, wenn es noch die Liebe gibt? Die Liebe, mit all ihren Irrungen und Wirrungen, mit ihren vielen verschiedenen Wendungen und Ausprägungen. Darum geht es - mehr oder weniger ausschließlich - in den Titeln von "Good Things". Warum auch nicht? Zumal ihnen u.a. mit Ashley Gorley, Ross Copperman, Shawn Mendes und Ryan Lewis absolute Könner der Songwriter-Zunft zur Seite standen.
Insgesamt sechs Autoren hatten dagegen die Finger bei dem erwähnten Smash-Hit "10.000 Hours" im Spiel (Justin Biber inklusive). Der stärkste Track der CD ist der Single-Vorbote und Streaming-Knüller aber deshalb nicht. Diese Ehre gebührt der von Dan gemeinsam mit Dave Barnes und Jordan Reynolds geschriebenen Ballade "You". Auch, weil neben einem hübschen Gospel-Chor und einer harmonisch grandiosen Bridge hier mehr Country-Elemente zu hören sind.
Fazit: So geht Country-Pop-Crossover. So wie es Dan + Shay auf ihrem vierten Album "Good Things" vormachen: gute Laune, sonnige Melodien, harmlose Inhalte.
Label: Warner Bros. Nashville (Warner) | VÖ: 31. August 2021 |
01 | Good Things |
02 | Steal My Love |
03 | You |
04 | Body Language |
05 | Give In to You |
06 | Irresponsible |
07 | Lying |
08 | One Direction |
09 | Let Me Get Over Her |
10 | Glad You Exist |
11 | 10,000 Hours (mit Jusin Bieber) |
12 | I Should Probably Go to Bed |