Wenn nach erstem Augenschein vielleicht das Technikum, inmitten von Graffiti-Sprayereien, umfunktionieren Baucontainer und einer alten (gelben) Telefonzelle nicht als idealer Austragungsort gesehen wird, wird dem Besucher des Potato Music Festival 2018 im Nachhinein klar, dass das Technikum im Werksviertel nicht nur geeignet, sondern der Perfekt Ort war, um ein Country Music Festival abzuhalten.
Der Name Potato Music Festival war bewusst gewählt, denn auf dem Werksviertel hatte früher die Firma Pfanni - die mit den Kartoffelklößen - ihren Sitz. Auch auf der Speisekarte drehte sich alles um die Kartoffel: Pommes Frites, Kartoffelpüree, Kartoffelklöße und Kartoffelpuffer. Leider hat der Caterer die ganze Sache verbockt und nicht dafür gesorgt, dass auch Strom für seinen Essenswagen da ist und so gab es nur ein Sparprogramm an Speisen, aber das ist bei einem Musikfestival eh Nebensache.
Rebel Bunch eröffnen das Potato Music Festival 2018
Den Auftakt machte um 18:30 Uhr die Münchener Formation Rebel Bunch um Frontfrau Danah Heiser, die zum Beispiel den Titelsong zur ZDF-Serie "Samt und Seide" sang. Mit ihrem Mix aus US Cover-Versionen und Eigenkompositionen unterhielt Rebel Bunch das Publikum. Auf Wunsch des Veranstalters sang die Band auch "Girls Crush", das im Original von Little Big Town stammt.
Bei Bob Seegers kam das Publikum so richtig in Stimmung und irgendwie hat man erwartet, dass gleich Tom Cruise in Unterwäsche und mit Kerzenhalter auf die Bühne rutscht.
Positiv überraschend war, dass die Eigenkompositionen von Rebel Bunch problemlos mit den amerikanischen Country-Liedern mithalten konnten. Auch wusste die kristallklare Stimme von Danah Heiser zu überzeugen. Wenn diese Attribute auch bei der Albumproduktion rüberkommen, könnte Rebel Bunch eine der unterschätzten Bands aus Deutschland sein, die durchaus das Potential hat, sich aus der Masse hervorzuheben.
Manko des Auftritts war, dass Pausen zwischen den Liedern nicht genutzt wurden, um zum Beispiel kleine Anekdoten zu erzählen oder auf das nächste Lied einzustimmen, damit war der Auftritt eine aneinander Reihe gut dargebotener Lieder, aber die Stimmung übertrug sich nicht von Lied zu Lied und so musste die Band immer wieder eine positive Stimmung aufbauen.
Silverado feiert Deutschland-Premiere beim Potato Music Festival 2018
Die Band Silverado war eigens aus Italien zum Potato Music Festival 2018 angereist. Es war der erste Auftritt der Band in Deutschland und vor deutschem Publikum.
Ausgestattet mit Kontrabass, Banjo, Mandoline und Fiddle brachte Silverado das richtige Flair auf die Bühne. Eine Mischung aus Country-Klassikern, aktuellen Liedern und ein paar Eigenkompositionen.
Giovanni Trentin
Foto: Walter Daschner;
© MMXVIII It’s Live Advertising
Normalerweise bleiben Schlagzeuger eher im Hintergrund aber Silverado bekamen ihren eigenen Drive durch ihren Schlagzeuger Giovanni Trentin, der nicht nur seine Trommeln und Becken zu beherrschen wusste, sondern die Band auch immer zu neuen Höchstleistungen antrieb. Wenn es ihm nicht schnell genug ging, kam von hinten ein lautes "one, two, three, four", das auch ohne Mikrophon in die hinteren Ecken des Technikums schallte, und schon ging das nächste Lied los. So war der Auftritt ein buntes Feuerwerk durch die Country Music.
Silverado hatte viel Spaß auf der Bühne und selbst als "Dixie" angestimmt wurde, konnte man der Band wegen der Unbekümmertheit, wie die Band das Lied vortrug, die Auswahl nicht ankreiden.
Besonders viel Spaß hatten die vier Jungs der Band immer, wenn sie Frontfrau Esteria Vanin "überstimmen" konnten. So zum Beispiel, wenn sie eigentlich "Thank God, I'm a Country Girl" hätte singen müssen aber die Vier einfach "Thanks God, I'm a Country Boy" sangen. Oder bei dem J.J.Cale Cover "Mama Don't" die Männer "Mama Don't You Know" reinriefen.
Die gute Laune schien sich sogar bis vor die Tür des Technikums zu verbreiten, so dass sich spontan immer wieder Passanten zu den Country-Gästen gesellten.
Am Ende des Auftritts wurden die Rollen neu verteilt und das Publikum sang "Happy Birthday" für Esteria Vanin, die an diesem Tag ihren Geburtstag beging.
Country Rock mit Laura van den Elzen und Mark Hoffmann
Gegen 22:00 Uhr betragen die DSDS-Zweite Laura van den Elzen mit dem ebenfalls DSDS-Teilnehmer Mark Hoffmann die Bühne. Auf dem Programm stand Country-Rock und das war nicht nur das Genre, sondern auch die Lautstärke. Was schade ist, denn dass die beiden singen können, haben sie nun schon zig-mal bewiesen. Aber die neugegründete Band hat sich noch nicht mit den Beiden eingespielt und noch nicht das Herz für die Country Music gefunden. Ohne Frage eine gute Band, aber für Rockmusik, was auch die vielen E-Gitarren Soli bewiesen.
Man hätte sich auf gewünscht, dass Laura van den Elzen und Mark Hofmann auch nicht die Mehrzahl der Lieder zusammen singen. Lauras Lieder aus DSDS (Deutschland sucht den Superstar), wie zum Beispiel Dolly Partons "9 to 5", Alannah Myles' "Black Velvet" und Bonnie Tylers "Total Eclipse of my Heart" hätte die Niederländerin gerne alleine singen können, während man Mark zwei bis drei ruhige Lieder, vielleicht akustisch, hätte gönnen sollen, um einerseits seine Stärken zu betonen und andererseits dem Publikum die Chance zu geben, einmal Luftzuholen.
Wer aber auf die härte Gangart bei der Country Music steht oder rein zum Abfeiern gekommen war, wurde von den Beiden bestens bedient.
Unterm Strich war es schöner Abend, an dem man viel Spaß haben und gute Musik hören konnte. Wer sich davon selbst überzeugen möchte, sollte auf die Programmansagen im Country Star Radio hören, dort wird es einen 60-minütigen Mitschnitt vom Potato Music Festival 2018 geben (der genaue Sendetermin steht noch nicht fest). Wer live dabei sein möchte, sollte sich den 18. Oktober 2019 notieren, dann findet das nächste Potato Music Festival an gleicher Stelle statt. Mehr dazu dann auch in unserem Terminkalender.