Heißer Start der Dos Bros-Tour von The BossHoss

The BossHoss live in Nürnberg

The BossHoss gehen mit ihrem Nummer 1 Album auf Dos Bros Tournee.

Am gestrigen Donnerstag, 31. März 2016, brachten die Cowboys von The BossHoss die Arena Nürnberger Versicherung zum Beben und legten damit einen phänomenalen Auftakt ihrer aktuellen Dos Bros-Tour hin, die sie in neun deutsche Städte führen wird. Seither "fütterten" sie ihre Fans regelmäßig mit Informationen, die die Vorfreude anheizten und den Ticketverkauf förderten. In Radio-Interviews verkündeten sie noch gestern, sie könnten es kaum erwarten, nun wieder auf der Bühne zu stehen. Live zu spielen, das sei es, wofür sie Musiker geworden seien, sie seien "heiß" auf den Start der Tour. Wie heiß, das sollten die Besucher der fast ausverkauften Arena in Nürnberg am Abend zu spüren bekommen.

The Boss Hoss - eine deutsche Erfolgsgeschichte

Wenn sich eine Band in ihrer Kernstruktur über 12 Jahre hält, jedes Album in den Charts platziert und bei jeder Tour Stadien und Hallen füllt, kann sie so viel wohl nicht falsch machen. Die beiden Frontmänner Alec Völkel und Sascha Vollmer sowie Kontrabassist Michael Frick gehören zu den Gründungsmitgliedern von The BossHoss und geben der Band den Sound, der sie unverwechselbar macht. Country Music, die in alle möglichen Richtungen verzerrt wird und dabei doch bleibt, was sie ist. Roh und leidenschaftlich, wie das Leben manchmal selbst. Wo immer The BossHoss auftreten und auf Menschen treffen, die Spaß an Musik haben, stoßen sie auf uneingeschränkte Begeisterung.

Opener Bob Wayne nahm "einheizen" wörtlich

Bob Wayne, Foto: Sandra Schramm

Die Aufgabe einer Vorband ist es, das Publikum auf den Top Act einzustimmen. The BossHoss hatten derer gleich zwei, wobei man auf den Punk-Trash-Rock-Sound des Trios Viper Sniper aus Berlin gut hätte verzichten können. Ihnen wurde ohnehin sichtlich kaum Aufmerksamkeit geschenkt, was sich schlagartig änderte, als Bob Wayne die Bühne betrat. Plötzlich drängte alles nach vorn, Fotos wurden gemacht und der bärtige Künstler stand im Focus. In seiner Heimat ist der aus Nashville stammende Bob Wayne längst kein Unbekannter. Dort herrscht in der Outlaw Country-Szene nach seinen schrägen Cover-Versionen von bekannten Titeln und derben eigenen Songs bereits ein gewisser Kult um ihn. 2009 war er bereits Opener auf der Europa-Tour von Hank Williams III und nahm in Nashville Songs mit ihm auf.

Nach Nürnberg brachte Bob Wayne ebenfalls eigene Titel, wie "Dope Train", das er mit Zug-Geräuschen untermalte, mit, ebenso wie "countryfizierte" Cover, zum Beispiel von "Skyfall", "Radioactive" oder "I Shot The Sheriff". Für die Country-Prise sorgten ein Kontrabassist und ein Fiddler. Zu "Everything Is Legal In Alabama" sah man sogar einige Line Dancer im Publikum und es war klar, dass Bob Wayne den Auftrag erfüllt und umgesetzt hatte, was "einheizen" bedeutet. Nach seinem letzten Song, dem Guns 'n Roses-Cover "Sweet Child O'Mine", hätte so mancher vermutlich gern noch mehr von diesem Musiker und seiner Band gehört. Es wäre sicher im Sinne viel Fans extravaganter Country Music, wenn Bob Wayne irgendwann auf Deutschland-Tour käme.

The BossHoss-Fans klären die Stil- und Altersfrage

Fans von The BossHoss haben deren syntaktischen Regeln verinnerlicht. Wer ein Konzert der Band in Nürnberg zum ersten Mal besuchte, lernte diese schnell, denn er fand sich direkt in einer Bezugsgruppe von mehreren tausend Gleichgesinnten. Geschätzt zwei Drittel der Konzertbesucher waren Ü40, altern also mit The BossHoss mit. Der Rest war "Nachwuchs", junge Menschen, sogar Kinder. Der persönliche Wahrnehmungsbereich ist vielfältig und nach dem Auftritt von Bob Wayne war die Arena einfach ebenfalls nur noch "heiß" auf The BossHoss. So lange Umbautätigkeiten auf der Bühne ersichtlich waren, hielt auch die Geduld an. Doch als sich dort nichts mehr tat und eine halbe Stunde längst um war, ertönten die ersten Pfiffe und Rufe.

Auftritt mit Paukenschlag

The BossHoss, Foto: Sandra Schramm

Endlich, der Vorhang lichtete sich. Gleich zwei Schlagzeuger und drei Trommler steigerten die Spannung ins Unermessliche. Und dann erschienen Sie aus dem Nebel - Alec Völkel und Sascha Vollmer - The BossHoss! Beide schnappten sich lässig zwei Barhocker und starten mit "Wait For Me" und "Do It", unterstützt von drei Bläsern mit Posaune, Trompete und Saxophon sowie natürlich der restlichen Band. "Ihr seid die ersten und beim ersten Mal ist's am schönsten", riefen The BossHoss dem Publikum in der Arena zu. Sie hätten es kaum erwarten können, endlich die Dos Bros-Tour zu starten, seien reif für die Bühne.

Mit Nürnberg verbinde sie eine lange Tradition, sie hätten schon früher öfter dort gespielt, unter anderem bei "Rock im Park". Wer denn überhaupt hier aus Franken sei, wollten sie wissen - fast alle Hände gingen hoch. Wer aus Nürnberg? Einige. Und wer woanders her? Jede Menge! "Wir hätten lieber da spielen sollen", scherzte Sascha Vollmer. Er ist der Teil von The BossHoss, der eher mit Gitarre auf dem Barhocker sitzt, während Alec Völkel die Rolle des Showman übernimmt. Wenn er bei Songs wie "I Keep On Dancing" oder "I Like It Like That" vom aktuellen Album "Dos Bros" die Menge auffordert, "die Fäuste zu schwingen", dann gingen auch bis in die hinterste Reihe die Hände hoch.

Es gelang The BossHoss sogar, eine "Massenbewegung" auszulösen der gesamte untere Rang mit Stehplätzen folgte ihren Aufrufen, nach links oder rechts zu laufen, in die Knie zu gehen und mit einem Schrei wieder aufzuspringen. Mühelos und durch die Einhaltung ununterbrochener Kommunikation mit ihrem Publikum überschauten The BossHoss durchweg den Prozess. Wenn sie sagten: "Wir singen jetzt", hieß wir alle! Wie bei "My Personal Song".

Zwischendurch entfernten sich The BossHoss immer wieder milde, sehr, sehr milde von der Aufgabe, die Stimmung hochzukochen. Ein Akustik-Set wurde eingebaut, bei dem alle Musiker zusammen vorn am Bühnenrand saßen, der Schlagzeuger das Cajon bediente und es für einen kurzen Moment etwas ruhiger wurde.

Ohne "Jolene" kein The BossHoss-Konzert

Für die Ladies durfte natürlich "Rodeo Queen" im Repertoire nicht fehlen, auch "Flames of Fame" vom letzten Album. Doch kein Song war wohl so erwartet, über keinen wurde schon im Vorfeld so viel spekuliert und keiner war so würdevoll wie "Jolene". Erstmals im Oktober 1973 von Dolly Parton veröffentlicht, die den Titel auch geschrieben hat, war "Jolene" in den USA 1975 und 1976 jeweils für einen Grammy nominiert, in den Billboard Hot Country Single Charts erreichte es 1974 Platz 1. Auch in diversen europäischen Ländern war "Jolene" in den Charts zu finden und wurde über die Jahre von vielen Künstlern gecovert, zum Beispiel gleich 1976 von Olivia Newton-John, 2004 von der amerikanischen Garage-Rock-Band "The White Stripes", Keith Urban, Miley Cyrus und zuletzt 2016 eben von The BossHoss zusammen mit The Common Linnets.

Da klar war, dass diese bei der Dos Bros-Tour nicht dabei sein würden und somit der essentielle weibliche Part fehlen würde, wurde von Fans in sozialen Netzwerken diskutiert, wie The BossHoss dieses "Problem" wohl lösen würden. Diese taten dies so unspektakulär wie wirkungsvoll - sie sangen "Jolene" selbst. Und mit solch vollkommener Intensität, dass es in diesem Moment nebensächlich war, dass der Text eigentlich nicht für einen Mann geschrieben war und die Aussage des Songs damit irgendwie erlischt.

Die Steigerung der Eskalation

The BossHoss, Foto: Sandra Schramm

Wer glaubte, nach "Jolene" gäbe es keine Steigerung, wurde von The BossHoss mit der Ankündigung der "völligen Eskalation" überrollt. Sofort rockten die Cowboys von The BossHoss mit Songs wie "Don't Gimme That" oder "Dos Bros" wieder los und ließen das ganze bei "Hey Ya" darin gipfeln, dass sich Alec Völkel vom Publikum auf den Händen durch die Arena tragen ließ. Mehr Nähe geht nicht. Als nach diesem Highlight die Lichter auf der Bühne erloschen, war klar, dass niemand in dieser Euphorie ein Ende dulden würde. Und bei einer Band wie The BossHoss ist ebenso klar, dass sie sich selbst nicht mit nur einer oder zwei Zugaben zufrieden geben würden.

Das Verlangen war auch nach fast zwei Stunden Show noch nicht gestillt und so wurde ein Flügel auf die Bühne gerollt, auf dem Sascha Vollmer bewies, dass er auch diesen beherrscht. Danach holten sich The BossHoss einige Girls aus den ersten Reihen nach oben, um zum finalen Show-Höhepunkt zu schreiten. Mit "Word Up" eskalierte die Stimmung endgültig ins Unermessliche, die Arena bebte, Bier wurde über den Schlagzeuger ergossen und als nach dem Song jeder wie im Rausch das wirkliche Ende der Show erwartete, kamen The BossHoss mit "Einen hamm'wer noch". Unglaublich, Unbegreiflich. Und so genial, dass das Bewusstsein ihnen sagte, jetzt muss etwas kommen, das die Leute wieder zurück bringt. Und nichts ist hier besser geeignetes Werkzeug als ein Country-Song. Mit "Kentucky Rain" von Eddie Rabbitt, bekannter in der Version von Elvis Presley, entließen The BossHoss ihr Publikum nach Hause.

Dos Bros-Tour mit weiteren Support-Acts

Die aktuelle Tour von The BossHoss läuft ab dem 1. April in Stuttgart noch durch weitere acht deutsche Städte, bevor sie nach Winterthur in der Schweiz am 23. April in Wien, Österreich, ihren Abschluss findet. (Details stehen in unserem Terminkalender) Neben Bob Wayne sind ab Leipzig am 8. April für die Deutschland-Konzerte auch noch "The 2930s" mit einer Mischung aus Punk, Garage und 60s-Rock angekündigt, für die Shows in Österreich und der Schweiz "The Sore Losers" aus Belgien.

vgw
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