Was aber gibt es über die Dixie Chicks noch zu berichten, das nicht schon geschrieben oder gesagt wurde? Für all jene Leser, die wenig oder gar nichts (soll's ja geben) über die Dixie Chicks wissen oder sich nicht mit der ausführlichen Darstellung in Wikipedia herumschlagen wollen, sei's hier kurz zusammengefasst: die Gruppe ist bald 30 Jahre alt und war in ihren Anfängen stark Bluegrass orientiert.
Von den vier texanischen Straßen-Musikerinnen, die sich 1989 zu den Dixie Chicks zusammenschlossen, blieben nach wenigen Jahren nur noch drei übrig, die aber seit Jahren das Gesicht der Band prägen: die Schwestern Martie Maguire und Emily Robison sowie Natalie Maines, die heutige Lead-Sängerin.
Letztere wurde vor allem bekannt durch den Skandal, den sie 2003 während eines Konzerts in London mit einer abfälligen Äußerung über George Bush, den damaligen Präsidenten der USA, auslöste. Damit brachte sie die konservativen amerikanischen Fans und Medien in Rage, die zum Boykott der Band aufriefen. In der Folge wurde es um die Band etwas stiller.
Die Dixie Chicks wurden zwischenzeitlich Mütter und ihre Musik wandelte sich zur Moderne. Das Essential Dixie Chicks-Album von 2010, das Sony Music nie in Europa veröffentlichte, lässt die Bluegrass- und Country-Vergangenheit nur noch ahnen, im Wesentlichen zielt es aber eindeutig in Richtung Rock/Pop. An Vorbildern herrscht in dieser Beziehung kein Mangel. Man denke nur an Stars wie Shania Twain, LeAnn Rimes oder Taylor Swift, die alle über die Country-Szene groß wurden. So war man denn gespannt, was der Abend mit den Dixie Chicks bieten würde.
Das Hallenstadion war beim Dixie Chicks Konzert zu 90% gefüllt
Pünktlich um 19.00 Uhr trat die Vorgruppe an. Es waren zwei Mann aus einer Gruppe aus Nashville, die sonst vier Leute umfasst. Sie nennen sich Augustana, sollen sonst Southern Rock pflegen, fahren aber an diesem Abend eher auf der Singer/Songwriter-Schiene. Sie lieferten eine saubere, professionelle Performance ab.
Das Hallenstadion war zu gut 90% - wenn nicht mehr - gefüllt. Die Veranstalter dürften mit rund 10.000 Besuchern sehr zufrieden sein, die aber die über einstündige Pause wenig goutierten. Um 20.30 Uhr war es dann soweit: Die drei Dixie Chicks und fünf Musiker nahmen die Bühne in Besitz und ließen das Publikum mit "Taking The Long Way Around" ahnen, was da noch folgen könnte. Natürlich blieben bekannte Nummern wie "Cowboy Take Me Away", "Long Time Gone", "Goodbye Earl", "Top of the World" nicht auf der Strecke. Gegen Ende des Konzerts und vor zwei Zugaben folgte noch mit "Wide Open Spaces" eines der bekanntesten Stücke der Dixie Chicks.
In einem Satz: Die Dixie Chicks halten, was sie versprechen. Stimmlich sind die Dixie Chicks perfekt aufeinander abgestimmt, was eigentlich nach so langer Zeit der Zusammenarbeit erwartet werden darf. Die fünf Musiker unterstützen die drei Dixie Chicks aufs Beste. Die Band riss das Publikum mit. Bloß, die Einspielung eines fast vierminütigen Videos, das die Dixie Chicks als Autorennfahrerinnen im Stil von "Fast & Furious" zeigte, erhielt lahmen Beifall. Die Szenen hat man mittlerweile schon zigmal gesehen. Was die Dixie Chicks bewog, der Produktion dieses Videos das OK zu geben, bleibe mal dahingestellt.
Trotz der hervorragenden Performance der Dixie Chicks sei etwas Kritik erlaubt
Der Sound war hervorragend, nur zu laut. Einfach zu laut. Gegen Ende des Konzerts wurde er beinahe unerträglich laut. Es kann doch nicht sein, dass die Texte im Gitarrenschwall untergehen. Klar ist, dass die Dixie Chicks keine Entertainer sind, aber ein paar Worte ans Publikum, zum Beispiel den nächsten Song ankündigen, werden immer als sympathisch empfunden. Überhaupt fehlte die Song-Nennung komplett. Entweder gehen die Dixie Chicks davon aus, dass alle, die das Konzert besuchen, ihre CDs gekauft haben und die Songs deshalb kennen oder sie betrachtet das als Nebensächlichkeit. Die Veranstalter könnten hier einen Beitrag leisten mit der Einblendung einer Byline auf den Videowänden links und rechts der Bühne. Technisch wär's kein Problem, die Regie könnte es leicht richten, aber man müsste es wollen.
Abschließend sei erwähnt, dass das rund zweistündige Konzert mit etwa 20 Nummern eine große musikalische Stilbreite bot. Spürbar war auch die Spielfreude der Dixie Chicks. Hoffentlich hält diese für den Rest der Tournee an.