Das letzte Juli-Wochende eines jeden Jahres gehört bei unseren französischen Freunden - und inzwischen auch immer mehr bei seinen europäischen Nachbarn - zu einem festen Bestandteil und ist - wie der 14. Juli - eine Art Feiertag für unzählige Liebhaber amerikanischer Countrymusik geworden. Craponne-sur-Arzon ist der Ort dieser Begegnungsstätte. Ein kleines Städtchen in der Haute Loire mit circa 2.600 Einwohnern, die sich am letzten Juli-Wochenende auf 20.000 Countryfreunde freuen, wenn das Country Rendez-Vous-Festival eröffnet wird.
Den Opener dieses Open-Air-Konzertes macht die deutsche Formation
Slow Horses um 20.00 Uhr. Sie spielen das erste Mal in Frankreich und sind durch ihre Radiosingle "I Wanna Know", aus dem Album "
Cross That Line", bestens im Nachbarland bekannt. Schade, dass dieser Titel nicht live gesungen wird. Trotz diesem Versäumnis gewinnt die Band schnell die Herzen der Zuschauer und muss am Ende des Abends mit zu den Topacts gezählt werden. Eine Zugabe (I'm still falling) wurde unmissverständlich von den 5.000 Besuchern (Rekord für einen Freitag in Craponne) eingefordert und auch eingelöst. Kim Carson & Buffalo Speedway (USA) folgt und bringt mit Honky Tonk und Rootsmusic eine weitere Klangfarbe in dieses Festival. King Wilkie (USA), eine Formation junger Bluegrass-Musiker (keiner ist älter als 30 Jahre) in der Tradition der alten Bluegrassmusik folgt keine 15 Minuten nach dem Auftritt von Kim Carson. Etwas schwächer als die Vorgänger erweist sich Jarrod Birmingham (USA). Mit seinem texanischen Stil kann er nicht an die Erfolge seiner Kollegen vom letzten Jahr (Wayne Hancock, Jason Boland) anschließen. Der berühmte Funke will nicht so recht zünden und so entwickelt sich sein Auftritt etwas kühl und unnahbar. Den Abschluss des ersten Festivaltages machen Chip Taylor & Carrie Rodriguez (USA). Ihr Auftritt ist das Highlight des Tages. Mit einer unglaublichen Bescheidenheit und einem schüchtern wirkenden Eindruck gewinnen sie die Aufmerksamkeit der Menge und belohnen sie mit Hits aus der Feder von Chip Taylor, die seit Jahren zu den Standards in der Countrymusik gehören. "Kiss An Angel Good Morning" fehlt da genauso wenig wie der (!) Überraschungserfolg von Chip Taylor, der in über Nacht zu einem bekannten Songschreiber gemacht hat - "Wild Thing".
Eric Heatherly
Der zweite Festivaltag beginnt mit der niederländischen Gruppe Texas Renegade (NL). Als eine der bekanntesten Bands von unserem europäischen Nachbarn heizen sie dem Publikum mit Zeitgenössischer Countrymusik (Coversongs) gepaart mit traditionellen Songs ein. Das auch die Engländer gute Countrymusik machen können beweist The Redlands Palomino Co (UK). Ihre Stilrichtung ist Americana und Alternative Country. Mittlerweile ist der Festplatz mit über 10.000 Menschen gefüllt und wartet auf die beiden Hauptacts des Tages...
Chely Wright und
Eric Heatherly.
Chely Wright beginnt und hat alles im Griff. Sie spielt mit dem Publikum und beherrscht jede Situation. Die Bühne gehört ihr und Craponne-sur-Arzon. Sie stellt Titel aus ihrem neuen Album "
The Metropolitan Hotel" genauso vor, wie ihre alten Hits "Single White Female" oder "Shut Up And Drive". Souverän, professionell, sympathisch. Bevor der Abend mit Jamie Richards endet, der den zweiten Tag des Festivals zum Abschluss bringt, kommt noch
Eric Heatherly zu ehren. Mit seiner Bahama-Grünen-Stratocaster Gitarre bringt er die Massen abermals zum kochen. Country-Rock vom Edelsten und ein Spiel auf den Saiten seiner Gitarre, die andere Spieler auf die hinteren Ränge verweist. Auch er hat, wie
Chely Wright, die Menge im Griff und jede Geste führt zu Begeisterungsstürmen. Seine Solis sind legendär.
Am letzten Tag des Festivals kommen noch einmal gut 7.000 Besucher auf das Gelände. Ein Beweis für die Qualität eines Festivals, bei dem auch an einem Sonntag Künstler wie RyLee Madison (CND), South Austin Jug Band (USA|Bluegrass/Jug), Jason Allen (USA|Texasmusic), Kelly Willis & Bruce Robison (USA) - Kelly musste leider die Bühne vorzeitig wegen Stimmproblemen verlassen - und die Cornell Hurd Band (USA|Westernswing) auftreten.
Mit einem neuen Besucherrekord (etwa 22.000 Besucher) endet das Country-Rendez-Vous in Craponne und hinterlässt abermals einen guten Eindruck mit Bestnoten in Künstlerauswahl, Organisation und Flair. Man darf gespannt sein auf das 20. Country-Rendez-Vous in 2007.