Ungezähmt - Von Mexiko bis Kanada

Ungezähmt - Von Mexiko nach Kanada

"Ungezähmt - Von Mexiko bis Kanada" ist ein amerikanischer Dokumentarfilm aus dem Jahr 2015 unter der Regie von Phillip Baribeau. Er folgt vier Texas A&M-Absolventen, die sich auf den Weg machen, um sechzehn Mustangs von Mexiko nach Kanada zu reiten, um auf die Probleme im Zusammenhang mit Wildpferden und deren Verwaltung durch das United States Bureau of Land Management aufmerksam zu machen.

Filmplakat: Ungezähmt - Von Mexiko nach Kanada
 

In der Dokumentation "Ungezähmt - Von Mexiko bis Kanada" macht sich eine Handvoll Cowboys auf einen beschwerlichen Trip von Mexiko nach Kanada - auf dem Rücken von Wildpferden!

Mit seinem Regiedebüt "Ungezähmt - Von Mexiko bis Kanada" beweist sich der Dokumentarfilmer Philipp Baribeau als perfekter Arrangeur von Information und Entertainment, der beide Faktoren hervorragend in Einklang zu bringen weiß.

Darum geht es in Ungezähmt - Von Mexiko bis Kanada

16 Mustangs, vier Freunde, ein Ziel: das größte Abenteuer ihres Lebens. Doch dem frisch seinen College-Abschluss in der Tasche habenden Cowboy Ben geht es nicht nur darum, mit seinen Kumpels den Grand Canyon zu Pferde zu entdecken, den Yellowstone-Nationalpark zu durchqueren oder auf dem Rücken der majestätischen Tiere in den Sonnenuntergang zu reiten. Ben und seine Freunde wollen die Situation der rund 50.000 im Westen der USA lebenden Wildpferde verbessern, indem sie Aufklärung betreiben. Auf ihrer Route werden sie nämlich nicht von irgendwelchen Reitpferden begleitet. Stattdessen haben sie sich 16 Mustangs ausgesucht, die vorab sie innerhalb weniger Wochen zu (weitestgehend) sicheren Reitpferden ausgebildet haben. Ihr Ritt von Mexiko nach Kanada ist also kein bloßer Spaß, sondern besitzt auch eine unvermittelte Werbebotschaft: Mustangs, die über das US Bureau of Land Management von Privatpersonen adoptiert werden können, sind - solange man sich ihnen mit Sachverstand und Fingerspitzengefühl nähert - ideale, da äußerst ausdauernde und trittsichere Arbeitspferde. Dass ihre Seele trotzdem immer wild bleiben wird, bekommen die vier Cowboys noch früh genug zu spüren…

In Ungezähmt - Von Mexiko bis Kanada prallen Wellten aufeinander

Es ist ein Irrglaube, dass der Terminus "Mustang" eine eigene Pferderasse beschreibt. Stattdessen ist es ein salopper Sammelbegriff für sämtliche im Westen der USA aufkommenden, wilden Pferde. Mit was für unberechenbaren Tieren es die Protagonisten in "Ungezähmt - Von Mexiko bis Kanada" zu tun haben, wird bereits in der ersten Szene deutlich: Die Crew kommt in der Einöde einer von Kakteen und Dornen übersäten Wüstenlandschaft zum Halten, als eines der Pferde mit seinem Maul in eine überdimensional große Kletterpflanze gerät. Als es nicht davon loskommt, versucht der Reiter, sein Tier vorsichtig davon zu befreien - und bekommt im nächsten Moment die Vorderhufe des Pferdes auf den Brustkorb geknallt. Im Hintergrund macht sich derweil ein zweites Pferd selbstständig und prescht schließlich ohne seinen Reiter durch die Steppe, ohne Anstalten zu machen, damit in den nächsten Minuten wieder aufzuhören.

Ohne an dieser Stelle bereits darum zu wissen, welche Arbeit diesem Zwischenfall vorausging, bekommt man als Zuschauer sofort das Gefühl dafür, dass hier zwei Welten aufeinanderprallen: Wenngleich der Film nie einen Hehl daraus macht, dass man es bei den Mustangs mit jederzeit absolut unberechenbaren Tieren zu tun hat, so nimmt sich der Regisseur doch die Zeit, um aufzuzeigen, dass auch in den scheinbar unkontrollierbaren Steppenläufern das Potenzial eines Menschenkameraden steckt. Gleichzeitig bietet "Ungezähmt - Von Mexiko bis Kanada" den unterschiedlichen Parteien die Möglichkeit, sich entweder für, oder gegen das Einfangen von Wildpferden zu äußern. Auf dieser Ebene ist der Film tatsächlich informativ und verzichtet auf die Einnahme einer klaren Position. Stattdessen rückt er den Konflikt selbst in den Mittelpunkt und appelliert an den Zuschauer, sich eine eigene Meinung zu bilden.

Vier echte Kerle - Jeder von ihnen ein Alleinunterhalter

Im Mittelpunkt der chronologisch erzählten, 5000 Kilometer umfassenden Abenteuergeschichte stehen in diesem Fall keine Hollywoodstars oder Schauspielsternchen. Stattdessen folgt Regisseur Baribeau hoch zu Ross seinen Kumpanen, die zwar alle ihre ganz eigenen Macken haben, sich jedoch ganz in den Dienst dieser beschwerlichen Reise stellen.

Die vier jungen Männer sind richtig sympathische Kerle, denen man gern folgt und zuhört.

Als Pferdekenner mag man manch eine Tat der Kerle nicht immer gutheißen. Hier in der Leere der Prärie ist keine Zeit für zurückhaltende Ausbildungsmethoden von Pferd und Reiter. Jeder folgt seinem Instinkt. Das bedeutet auf der einen Seite, dass die Mustangs trotz ihrer Zähmung nie den Eindruck erwecken, ihre Reiter zu 100 Prozent als Boss zu akzeptieren, auf der anderen Seite gehen die Männer mit ihren Pferden nicht gerade zimperlich um. Das Verhältnis zwischen Mensch und Tier wirkt in "Ungezähmt - Von Mexiko bis Kanada" oft wie das einer Zweckgemeinschaft. Erst recht, da die Route nicht alle Pferde überstehen.

Trotzdem funktioniert das Konzept, sich mit (anfangs) 16 Pferden auf eine Reise zu begeben. Die Tiere dürfen sich zwischen den einzelnen Stationen frei bewegen, die Reiter vertrauen ihnen sogar so sehr, dass sie hoch zu Ross und lesend (!) mehrere Kilometer zurücklegen. Trotzdem lieben die Reiter ihre Pferde abgöttisch, sodass über die Zeit der Reise ein Abhängigkeitsverhältnis entsteht, mit dem sich beide Seiten sichtlich arrangieren können. So verrät "Ungezähmt - Von Mexiko bis Kanada" viel mehr über das wahre Wesen Pferd, als es so viele andere Dokumentationen über vermeintliche Pferdeflüsterer (der Film erwähnt an einer Stelle gar augenzwinkernd den weltberühmten Ausbilder Buck Brannaman) und dergleichen tun. Denn hier nimmt man die Tiere als jene unberechenbaren Wesen an, die sie auch nach einer Ausbildung immer sein werden.

Die Dokumentation Ungezähmt - Von Mexiko bis Kanada ist ein visueller Augenschmaus

Der besondere (technische) Kniff ist der, dass der Regisseur in " Ungezähmt - Von Mexiko bis Kanada" gleichzeitig auch als Kameramann fungiert, der (ebenfalls zu Pferde) für die schier berauschenden Kameraaufnahmen sorgt. Dabei ist Philipp Baribeau auf der einen Seite ganz nah dran an den Hauptfiguren und Pferden, was auch dafür sorgt, dass manchmal durchaus wackelig zugeht, was den Authentizitätsgehalt sichtbar erhöht.

Auf der anderen Seite findet er gerade an den Orten, die sich für die Crew als besonders eindrucksvoll erweisen, spektakuläre Impressionen. Zur Orientierung über die Route wird immer wieder die Landkarte eingeblendet, anhand derer sich die Reiter entlang bewegen. Auch Off-Kommentare von den Protagonisten selbst und einigen nahen Verwandten helfen zur besseren Einordnung des Geschehens. Musikalisch ist " Ungezähmt - Von Mexiko bis Kanada" derweil unabhängig, bisweilen gar ein wenig pathetisch in Songauswahl und Score-Untermalung.

Fazit: "Ungezähmt - Von Mexiko bis Kanada" ist nicht nur für Pferdefreunde eine ebenso unterhaltsame, spannende wie informative Dokumentation, die in ihrer Authentizität großen Spaß macht und deren unverfälschte Bilder dieser Respekt einflößenden wilden Tiere betören.

vgw