Musgraves Album steht im starken Kontrast zum neuen Album ihres Mannes "Dying Star". Das machen nicht nur schon die Titel deutlich. Während "Golden Hour" eher ein positiv getöntes Album ist, beschreitet Ruston Kelly mit "Dying Star" einen ganz anderen Weg. Hier geht es ziemlich düster zu. Und das nicht nur textlich. Kellys neues Album ist wirklich kein Gute-Laune-Player.
Sprachlich hohes Niveau
Ruston Kelly hat in seinem jungen Leben (der Mann ist gerade einmal 30 Jahre) schon viel erlebt. Seine Drogensucht inklusive einer Überdosis, die er nur knapp überlebte, ist da wohl nur eine der vielen Tiefpunkte, allerdings wohl einer der prägendsten. Deshalb handeln auch sehr viele Lieder von "Dying Star" von diesem Thema.
Natürlich wird das alles in Metaphern verpackt und Vieles wird auch nur angedeutet. Gerade deshalb ist das Album nicht nur sehr persönlich, sondern auch sprachlich auf sehr hohem Niveau. Freunde gehobener Texte werden sich freuen. Ein paar mehr Themen hätten dem Album allerdings gut zu Gesicht gestanden.
Musikalisch lässt sich "Dying Star" nicht einordnen
Ist es Americana? Ist es Folk? Oder Country Music? "Dying Star" bietet von allem etwas. Mal klingt Ruston Kelly ein bisschen nach Bob Dylan, mal nach Townes Van Zandt. Seine Gitarre ist immer im Vordergrund, in allen Lieder bekommt er aber sowohl gesanglich, als auch instrumental Unterstützung. Sei es durch ein Pedal Steel, eine Geige, ein Klavier, ein Schlagzeug oder eine E-Gitarre. Ein reines Akustik-Album ist "Dying Star" also nicht. Aber sämtliche Lieder eignen sich dafür.
Das komplette Album ist relativ leise gehalten. Wirklich ausschweifend ist "Dying Star" nie. Die Musik passt sich hier den nachdenklichen Texten an. Hier verarbeitet Ruston Kelly sehr persönlich seine Erfahrungen und die waren eben nicht schön. Das spiegelt sich in "Dying Star" wieder.
Für wen macht Ruston Kelly Musik?
Die Frage, die sich bei "Dying Star" stellt, ist: Für wen ist das Album eigentlich gedacht? Der düster-melancholische Ton ist auf Dauer nämlich nur mühsam zu ertragen. Es gibt nicht einen Song der fröhlicher Natur ist. Klar, Kelly singt hier über eine schwere Zeit in seinem Leben. Etwas Auflockerung hätte dem Album aber sicherlich gutgetan. So eignet sich "Dying Star" höchstens für Menschen mit Liebeskummer oder beinharte Singer-Songwriter-Fans.
Das ist gerade deshalb ungewohnt, weil sich Kelly (oder zumindest sein Management) als Mischung aus Kurt Cobain und Townes Van Zandt bezeichnet. Dies trifft aber höchstens textlich zu. Musikalisch ist "Dying Star" so weit von Kurt Cobain entfernt, wie die Sonne vom Pluto. Kelly verfügt in keinem Lied über die raue Wut und Härte, mit denen ein Kurt Cobain in Liedern wie "Smells Like Teen Spirit" oder "Come as You Are" den Grunge geprägt hat. Höchstens "Son of a Highway Daughter" und "Paratrooper’s Battlecry" gehen etwas aus sich hinaus. Das ist eindeutig zu wenig.
Übrigens: Wer Ruston Kelly live sehen möchte, bekommt am 19. September in Hamburg auf dem Reeperbahn Festival die Chance dazu. Auch Kellys Ehefrau Kacey Musgraves wird in Deutschland zu sehen sein. Am 17. Oktober 2018 in Berlin und am 18. Oktober in Hamburg. Mehr dazu in unserem Terminkalender.
Fazit: "Dying Star" von Ruston Kelly ist geballte Melancholie auf 14 Liedern. Musikalisch auf sehr gutem Niveau, ist das Album wie ein Stein, der einen Emotional runterzieht. Wem das gefällt darf gerne zuschlagen.
Label: New Rounder / Concord (Universal) | VÖ: 7. September 2018 |
01 | Cover My Tracks |
02 | Mockingbird |
03 | Son of a Highway Daughter |
04 | Paratrooper's Battlecry |
05 | Faceplant |
06 | Blackout |
07 | Big Brown Bus |
08 | Mercury |
09 | Anchors |
10 | Just for the Record |
11 | Trying to Let Her |
12 | Jericho |
13 | Dying Star |
14 | Brightly Burst Into The Air |