Gretchen Peters verarbeitet all diese Eindrücke in "Dancing with the Beast" auf gewohnt hohem Niveau. Sprachlich kann der 60-Jährigen niemand etwas vormachen. Nicht umsonst wurde sie schon 2014 in die Songwriter Hall of Fame in Nashville aufgenommen. Auch "Dancing with the Beast" profitiert enorm von ihrer sprachlichen Qualität. Allerdings sind Texte ja nicht alles. Wie hören sich die Titel an? Und vor allem: Sind sie abwechslungsreich? Diese Fragen klärt die folgende CD-Besprechung.
Dancing with the Beast wird dringend benötigt
Sicher, der ein oder andere wird sich jetzt denken: "Schon wieder ein mediales Werk, welches sich mit den Folgen von #MeToo und der Diskriminierung von Frauen beschäftigt? Braucht man so etwas noch?" Darauf lässt sich nur mit ja antworten. Es kann nicht genügend Erinnerungen, Ermahnungen und Sichtweisen zu diesem Thema geben. Gretchen Peters verarbeitet in "Dancing with the Beast" ihre ganz eigenen Erfahrungen und das ist wichtig und richtig.
All das verpackt die Sängerin in teils zarte, teils düstere Melodien, die so nicht leicht zu verarbeiten sind. Aber das sollen sie auch nicht. "Dancing with the Beast" ist in erster Linie eine Abrechnung mit veralteten Sichtweisen und verkrusteten Strukturen in der Beziehung zwischen den Geschlechtern. Das Album soll wehtun, soll zum Nachdenken anregen. Und obwohl die Texte eine sehr persönliche Sicht auf das Thema liefern, besitzen sie dabei doch eine Allgemeingültigkeit.
Keine leichte Kost
Leicht und fluffig sind sämtliche Songs auf "Dancing with the Beast" nicht. Schwermut und Melancholie finden sich parallel zu den Texten auch in den Melodien. Das ist oftmals nur schwer zu ertragen. Gerade dann, wenn man sich selbst in einer ganz anderen Stimmung befindet. Gretchen Peters neues Album ist quasi eine Schablone für Herz- und Weltschmerz.
Musikalisch unterscheiden sich die zwölf Lieder von "Dancing with the Beast" kaum. So gut wie alle Songs werden nur mit ein oder zwei Gitarren eingespielt und vom Klavier unterstützt. Augenmerk liegt auf der einzigartigen Stimme von Gretchen Peters. Dadurch wirkt das Album wie ein einziges langes melancholisches Lied.
Gretchen Peters macht es sich nicht einfach
Klar, ein solches Thema braucht eine sperrige und ernste Auseinandersetzung. Fernab der politischen Dimension von "Dancing with the Beast" ist das Album aber ein hartes Stück Arbeit. Teilweise hat man schon einen dicken Kloß im Hals und Menschen die nah am Wasser gebaut sind, dürften die ein oder andere Träne verdrücken.
Viele Hörer wird die Sängerin damit wohl nicht erreichen. Nichts desto trotz bleibt "Dancing with the Beast" wohl das dringendst benötigte Album dieses Jahr. Jeder, der mit dem Gedanken spielt sich das Album zuzulegen, sollte sich vorher gedanklich darauf einlassen. Fans der Sängerin wissen, was sie erwartet und greifen sowieso zu.
Fazit: "Dancing with the Beast" von Gretchen Peters ist schwermütig und düster. Solch ein Album braucht es manchmal aber. Fans dürfen noch einen Stern zum Ergebnis hinzuzählen.
Label: Scarlett Letter / Proper (H'Art) | VÖ: 18. Mai 2018 |
01 | Arguing with Ghosts |
02 | Wichita |
03 | The Boy from Rye |
04 | Disappearing Act |
05 | Lowlands |
06 | The Show |
07 | Dancing with the Beast |
08 | Truckstop Angel |
09 | Say Grace |
10 | Lay Low |
11 | Love That Makes a Cup of Tea |