Für alle, denen Gretchen Peters direkt kein Begriff ist, hier vorab ein kleiner Rückblick. Peters ist maßgeblich am Durchbruch von Martina McBride beteiligt - sie verfasste mit "Independence Day" den ersten großen Hit der Sängerin. Auch Faith Hills "The Secret of Life" stammt aus der Feder mittlerweile 56-jährigen Songwriterin, deren Lieder auch von Trisha Yearwood und George Strait neu aufgenommen wurden. Für Peters selbst blieben die Erfolge im Mainstream-Bereich aus. Dafür ist die Songschreiberin mittlerweile in Großbritannien fast schon bekannter als in den USA.
Man muss kein Prophet sein, um eine Chart-Prognose für das achte Studio-Album erstellen zu können. Denn auch mit "Blackbirds" wird Peters sich kaum auf einem der vorderen Plätze der Country-Charts wiederfinden. Und auch eingefleischte Songwriter-Fans werden auf die Probe gestellt, zieht sich durch das ganze Album ein melancholischer, ja sogar morbider Faden.
Verantwortlich sind dafür persönliche Erlebnisse, wie Peters berichtete. "Als ich im Sommer 2013 mit dem Schreiben der Songs begann, erlebte ich eine Woche, in der ich drei Beerdigungen und eine Hochzeit besuchte". Für die Sängerin ein klares Zeichen für das Älterwerden und Startschuss einer Auseinandersetzung mit den Bereichen Tod, Verlust und Abschied - Themen, mit denen sich die wenigsten Künstler in ihren Liedern beschäftigen. Peters hat's gemacht und ein inhaltlich teils sehr düsteres Album geschaffen.
Im Titeltrack werden Krähen Zeugen eines grauenhaften Mordes - die düstere Szenerie wird durch atmosphärisch-mysteriöse Orgel-Klänge und durchdringende Gitarren unterstrichen. Eine für die sonstigen Verhältnisse der Sängerin wütende Nummer, die auch die Zuhörer unweigerlich in ihren Sog zieht. Zum Ende der CD gibt es die ruhigere Reprise des Songs, in der die Wut der Trauer weicht. Das zweigeteilte Herzstück der CD schreibt Peters mit Ben Glover, der primär in Americana-Kreisen bekannt ist.
"When All You Got Is a Hammer" beschäftigt sich mit den Problemen vieler Veteranen, die unter den Nachwirkungen des Irak-Krieges leiden. "They show you how to shoot and they show you how to kill. But they don’t show you what to do with the hole that you can’t fill" (Sie zeigen dir, wie man schießt und zeigen dir, wie man tötet. Aber sie zeigen dir nicht, was mit dem Loch zu tun ist, das du nicht füllen kannst). Die Nummer verbindet Folk und Rock und kommt - unbeachtet des ernsten Inhalts - überraschend eingängig daher.
Die Ballade "Everything Falls Away" wird danach von sanften Pianospiel und atmosphärischer Pedal Steel getragen, einem Umfeld, in dem Peters ihre sanfte Stimme gut zum Ausdruck bringen kann. Zu den ruhigen Highlights gehört zudem "When You're Coming Home", das kurzweilige Duett mit Jimmy LaFave. Schön anzuhören ist zudem das intime "Jubilee", welches inhaltlich allerdings die trüben Aussichten des Albums fortsetzt: "I've got nothing to hold me here, my old Friends have all moved on and disappeared" (Ich habe nichts, was mich hier zu kalten kann, meine alten Freunde sind alle weggezogen und verschwunden). Mit "The Cure For The Pain" gibt es aber auch anstrengend zu konsumierende Songwriter-Kost. Eine eindringliche Nummer, die den Hörer mit ihrem ganzen Kummer fast erdrückt.
Fazit: Folk-Rock, Independent Country, Americana - wer diese Genres zu seinen Favoriten zählt, und dazu keine Berührungsängste mit durchweg melancholischen Themen hat, kommt beim neuen Werk von Gretchen Peters auf seine Kosten.
Label: Proper Records (H'ART) | VÖ: 6. Februar 2015 |
Titelliste
01 | Blackbirds | 07 | Jubilee |
02 | Pretty Things | 08 | Black Ribbons |
03 | When All You Got Is A Hammer | 09 | Nashville |
04 | Everything Falls Away | 10 | The Cure For The Pain |
05 | The House On Auburn Street | 11 | Blackbirds (Reprise) |
06 | When You Comin' Home (mit Jimmy Lafave) |