Gleich das erste Stück "Hide And Seek" haut auf die Zwölf mit gut genährtem Bluesrock, der im erderschütternden Südstaaten Stampf große Fragen nach Liebe, Freundschaft und Vergänglichkeit nicht allzu ernst zu nehmen schein
Man kommt wegen der Stimme, man bleibt wegen der Songs
Schon beim zweiten, Springsteen inspirierten Song "Avalon" wird man an die prägnanten Stimmen von Eddie Vedder und Chris Stapleton erinnert, mit denen sich Jake Smith allemal messen kann, was in der späteren Ballade "If I Lost My Eyes" zur vollen Blüte kommt: das klagende, flehende Barmen ist auch ihm nicht fremd, und seine Zuständigkeit für die Frage: "wird unsere Liebe bestehen verlöre ich mein Augenlicht" ist so existentiell gemeint wie sie martialisch klingt.
Jake Smith ist ein großer Gefühlsmensch
Jake Smith geht es um große, echte Gefühle, um unverstelltes Reflektieren des wahren Lebens, um die Verbindung all jener, die zu tiefen menschlichen Gefühlen fähig sind und das - gemessen an den Vorgängeralben - scheinbar mehr denn je, fast spürt man eine gewisse Ungeduld. Dies paart sich, wie in "Avalon", mit seiner Vergangenheit als südkalifornischer Punkrocker zu einer dringenden Rockabilly-Angelegenheit.
Im mexikanisch inspirierten "Border Town / Bury Me In Baja" eröffnet sich zudem mittels der signifikanten Gitarrenakkorde der Western Sky, der Song entwickelt über ein rasantes Tempo in Kombination mit der ruhig bleibenden Singstimme eine hypnotisch, paranoide Qualität, die gegen Ende von einem herzerwärmenden, sonoren Männerbrummen gekrönt wird. Herrlich!
"Nightstalker Blues" ist, so sagt Jake Smith, eine längst überfällige Vergangenheitsaufarbeitung, denn der Mundharmonika geprägte Rocker (gespielt von Jimmie Wood) erinnert an den "Summer of Satan", den Jake im Alter von zehn Jahren erleben musste, als ein Serienkiller seine Heimat unsicher machte, und wahllos und willkürlich Menschen umlegte. Der Song wirkt, als gelte es noch immer die bösen Geister zu vertreiben.
"Darkest Dark, Lightest Light" ist ein Americana Album, weniger Country
Der Partysong des Albums "The Heart and the Soul of the Night" ist eine Hommage an die Freiheit des Wochenendes, erinnert munter an die Anfangszeiten eines gewissen Elvis Costello mit seinen Attractions, ja, die Einflüsse sind mannigfaltig, und nein, Country Music war zwar seine Muttermilch, aber The White Buffalo kommen gut ohne aus und sind somit auch musikalisch das, was sie unter anderem für die TV Serie "Sons of Anarchy" attraktiv machte: unabhängig, selbstbewusst und keinem Genre wirklich zugehörig. Neben der Kernbesetzung sind die Gastmusiker Drummer Abe Laborial (Paul McCartney) sowie Gitarrist Mike Thompson (The Eagles) erwähnenswert.
Fazit: Ein gewohnt kraftvolles, genreübergreifendes Rockalbum, das sich stärker noch als die Vorgänger auf intensive, menschliche Themen fokussiert und musikalisch breit aufgestellt ist.
Label: Earache (Warner) | VÖ: 13. Oktober 2017 |
01 | Hide and Seek |
02 | Avalon |
03 | Robbery |
04 | The Observatory |
05 | Madam's Soft, Madam's Sweet |
06 | Nightstalker Blues |
07 | If I Lost My Eyes |
08 | Border Town/Bury Me in Baja |
09 | The Heart and Soul of the Night |
10 | I Am the Moon |