Um es direkt vor weg zu nehmen: Ja, ist er. Schon das erste Album bestach mit einer gekonnten Mischung aus Country und Rock. Und in Songs wie "Right In the Middle" verknüpfte er sogar Elemente des Hip-Hop und Nu-Metal mit Country. Das soll ihm mal einer nachmachen! Sein zweites Album "Everybody" geht zwar musikalisch nicht ganz so ungewöhnliche Wege, festigt aber den Ruf seiner Musik als "Zukunft des Country", wie es eine amerikanische Country-Seite titelte.
Und ist dabei ziemlich persönlich geraten. Sowohl Sohn Dustin Bentall als auch Freund und Kollege Jim Cuddy dürften am Album mitwirken. Mit seinem Sohn schrieb er sogar den Opener "The Miner". Die äußeren Einflüsse bleiben nicht unbemerkt. Auf "The Drifter & The Preacher" vereinen sich die verschiedensten Musikrichtungen. Neben Country Music findet man auch Rock, Folk, Gospel und eine große Prise Pop. Sogar Jazz-Elemente sind rauszuhören.
Barney Bentall macht es einem nicht leicht
Es ist immer schwer und auch tragisch, wenn man an einem gestandenen Musiker mit zahlreichen Welthits Kritik üben muss. Immerhin hat eben dieser Künstler über Jahre und im Falle von Barney Bentall sogar über Jahrzehnte, hinweg die Musikwelt mitgeprägt. Und natürlich hat man als Kritiker Respekt gegenüber solch einer Person. Leider muss man sagen, dass dem gebürtigen Kanadier mit "The Drifter & The Preacher" kein gutes Album gelungen ist.
Dies liegt an vielen Punkten. Zum einen hören sich einige Stücke wie beispielsweise die titelgebenden Songs "The Drifter" und "The Preacher" (ja, es handelt sich dabei um zwei einzelne Tracks) einfach disharmonisch an. Teilweise passt Bentalls Stimme nicht zur Melodie, an anderer Stelle klingt es fast schon schief, was der Kanadier da singt. Ein weiteres Mal wirkt das ganze Lied wild zusammengewürfelt. Eine wirkliche Einheit bilden nur wenige Songs. Vielleicht mag es daran liegen, dass so viele verschiedene Musiker zusammengearbeitet haben.
The Drifter & The Preacher braucht den guten Willen
Nicht alle Lieder auf dem neuen Album sind so unrund wie die oben genannten Beispiele. Gerade wenn andere Sänger oder ein Chor in den Songs auftauchen, kann "The Drifter & The Preacher" punkten. "Won't Change the World" wird gerade durch Jim Cuddy aufgewertet. Meist sind Tracks mit der Nähe zur Country Music die Stärksten des Werkes. Lieder wie "Don't Wait For Me Marie" und "The Ocean and You (A song for John Mann)" gehen dank Fiddle und Peddle Steel ins Ohr und ans Herz.
Leider sind diese wenigen Stücke nicht genug, um aus "The Drifter & The Preacher" ein gutes Album zu machen. Nur wenige der elf Songs auf dem Album laden zum erneuten Anhören ein. Ganz im Gegenteil, bei vielen ist man verleitet schnell weiter zu skippen. Das ist in dem Sinne tragisch, weil hier eben nicht von einem jungen Spund, welcher sich musikalisch noch finden muss, die Rede ist.
Sicher, Fans des 61-Jährigen werden sich nicht davon abhalten lassen, sich das neue Album zuzulegen. Und das müssen sie auch nicht. Mit gutem Willen kann man an den einzelnen Stücken sicherlich positive Aspekte finden. Und so manches Lied mit Big Band im Hintergrund wecken Erinnerungen an alte Zeiten. Neulinge und Country Music-Fans dürften allerdings enttäuscht von "The Drifter & The Preacher" sein.
Fazit: Verderben zu viele Köche den Brei? "The Drifter & The Preacher" wirkt erstaunlich disharmonisch.
Label: True North Records (Alive) | VÖ: 13. Oktober 2017 |
01 | The Miner (mit Dustin Bentall) |
02 | Moon at the Door |
03 | The Drifter |
04 | Hey Mama |
05 | In The Morning |
06 | The Preacher |
07 | Won't Change The World (mit Jim Cuddy) |
08 | Don't Wait For Me Marie |
09 | Say Goodbye To Albert Comfort |
10 | The Ocean and You ( A song for John Mann) |
11 | On The Shores of Grise Fjord |