Tim O'Brien - Pompadour

CD Cover: Tim O'Brien - Pompadour

Eigentlich ist Tim O'Brien Banjo-Spieler. Aber dass jemand mit seinen instrumentalen Talenten auch einen formidablen Gitarristen abgibt, stand schon vor dem Release von "Pompadour" fest. Es ist 16. Soloalbum des 1954 in West Virginia geborenen Bluegrass-Musikers, und es ist wieder einmal ein überdurchschnittlich gutes geworden.

Tim O'Brien begann seine Karriere mit dem Bluegrass-Quartett Hot Rize, die von den frühen 80er Jahren an weit über die Grenzen des Staates Colorado hinaus für Furore sorgten. Später gab es von der Kritik hochgelobte Platten mit seiner Schwester Mollie O'Brien. Und natürlich die Solokarriere. Seit 2010 hat es kein Album unter seinem Namen gegeben. Zwischenzeitlich gewann der Linkshänder, der alle Instrumente mit rechts spielt, einen Grammy® mit Jerry Douglas' Earls of Leicester, spielte auf Alben mit Darrell Scott und tourte mit Mark Knopfler und Hot Rize. Und irgendwann nahm, quasi zufällig, das Projekt "Pompadour" Gestalt an. Drei Jahre vor dem Release jammte O'Brien mit einigen internationalen Gästen in seinem Haus in Nashville. Und so kam es, dass auf "Pompadour" der neuseeländische Gitarrist Gerry Paul und der irische Bassist Trevor Hutchinson zu hören sind. Und natürlich Tim O'Brien, der sein schwindelerregendes Banjospiel mit einigen wohlgesetzten E-Gitarren-Sounds ergänzt.

Er habe ein Trennungs-Album aufgenommen, erzählt O'Brien, was man ihm kaum glauben mag, so beschwingt und frühlingshaft leicht kommt "Pompadour" daher. Mit mehr als 35 Jahren Erfahrung im Musikbusiness hat der Amerikaner es selbst produziert und auf eigenem Label Howdy Skies Records veröffentlicht.

Der entspannte Swing im Opener erzählt humorvoll die Geschichte einer misslungenen Frisur, das folgende "Go Down to the water" ist klassischer Country-Folk, in dem der Sänger eine herrlich Country-Fiedel spielt und die Background-Vocals seiner Frau Jan Fabricius überlässt.

Zu den sechs Eigenkompositionen gesellt sich das instrumentale Fiddle-Tune "Snake Basket", ein Traditional, und Coversongs von Woody Guthrie, Michael Hurley und Dan Reeder. Die größte Überraschung ist auch gleichzeitig das Highlight auf "Pompadour": in "Get Up Offa That Thing" versucht O'Brien Funk mit Country Music zu verschmelzen - und es funktioniert tadellos. Die Souljazz-Harmonien in James Browns Komposition verbinden sich mit Hammond-Orgel und rhythmischem Banjo-Picking - grandios!

"Gimme Little Somethin' Take Her Off My Mind" ist dagegen die O'Briensche Old-school-Rock'n'Roll-meets-Bluegrass-Variante, "The Tulips On The Table" eine raue Southern-Country-Blues-Nummer, die an Ry Cooder erinnert.

Fazit: Bluegrass, Country-Swing, Rock'n'Roll und Funk – was Tim O'Brien anfasst, wird zu Gold. Wer den Sound von Banjos mag, kommt an diesem Album nicht vorbei.

Label: Howdy Skies (Indigo) VÖ: 20. November 2015
01 Pompadour
02 Go Down to the Water
03 Whatever Happenned to Me
04 The Tulips On The Table
05 I Gotta Move
06 Gimme Little Somethin' Take Her Off My Mind
07 Ditty Boy Twang
08 Snake Basket
09 Get Up Offa That Thing
10 I'm A Mess For You
11 The Water Is Wise
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