Bevor HER & Kings County jedoch ihr Können unter Beweis stellen durften, lag es zunächst an Oded Kafri, die Menge in Feierlaune zu bringen. Der ursprünglich aus Israel stammende Drummer schaffte es auch tatsächlich, mit einem einzigen Schlagzeug, eingespielten Elektro-Soundeffekten und teils etwas bizarren Gesangseinlagen für ungewöhnliche, aber durchaus mitreißende Unterhaltung zu sorgen.
Nach diesem gelungenen Einstand legten HER & Kings County dann um 21:20 Uhr mit ihrem Programm los. Der Opener "Freedom and Ride" gab auch gleich die Marschrichtung des Abends vor: laut, unbekümmert und geradeaus. Einflüsse aus Southern Rock, Country und ab und an auch mal ein bisschen Pop vermischten sich zu einem äußerst ansprechenden Hörerlebnis, das die Band selbst City Country nennt. Wirklich nicht von schlechten Eltern. Songs vom in der kommenden Woche erscheinenden Album "Raise a Little Hell" dominierten die Setlist, doch auch Titel von Staffile's Solo-Projekt setzten immer wieder Highlights. Bei "Jimmy Jones" kam erstmalig ein Banjo zum Einsatz, und "Tramp Stamp" entpuppte sich als echter Gassenhauer und sorgte für richtig Feuer unterm Dach. Nach einer halben Stunde Vollgas wurde es dann vorübergehend etwas ruhiger, als "Put Me in the Ground" ertönte. Vielen wird der Track durch The Band Perry bekannt sein, die mit ihm unter dem Namen "Better Dig Two" bis an die Spitze der Country-Charts stürmten. Keine kleinen Fußstapfen, aber HER & Kings County müssen sich mit ihrer Version überhaupt nicht verstecken.
Im Anschluss an diese kurze Verschnaufpause wurden die Verstärker schnell wieder aufgedreht, und beim ebenfalls vom neuen Silberling stammenden Rocker "Where Did All the $ Go" durfte sich auch das Publikum einmal stimmlich zu Wort melden. Spätestens jetzt hatten HER & Kings County auch den letzten Zuschauer in ihren Bann gezogen. Staffile fegte unentwegt wie ein Wirbelwind über die Bühne und überzeugte mit ihrer charismatischen Stimme, während die Band wie aus einem Guss klang.
Die abwechslungsreiche Songauswahl tat ihr übriges. Vom groovigen "Family Tree", das auch gut und gerne von Little Big Town sein könnte, bis hin zum mächtigen, sumpfigen Country-Kracher "Deep in the Country” war wirklich alles dabei. Den ultimativen Höhepunkt lieferte jedoch "White Trash", eine rotzfreche Nummer mit absolutem Ohrwurm-Faktor. Ein Schlagzeug-Solo, bei dem selbst Tier von den Muppets erblassen würde, setzte dem Ganzen dann noch die Krone auf.
In der Schlussphase des regulären Sets wussten besonders die mystisch anmutende Rockhymne "Heavens Crashing Down" und der fulminante Schlussakkord "Raise a Little Hell" zu überzeugen. Kurz verschwand die Band von der Bühne, doch die obligatorische Zugabe musste natürlich noch folgen. Und die hatte es in sich. Ein Rock-Medley aus "Carry on Wayward Son" (Kansas), "Don't Bring Me Down" (Electric Light Orchestra), "Highway to Hell" (AC/DC) und "Rock and Roll All Night" (Kiss) sorgte nach 90 Minuten noch einmal für laute Begeisterungsrufe. Das passende Ende eines gelungenen Konzertabends.