Wie um das schon mal von vorneherein klar zu machen, startet der bärtige Texaner mit "Singer In A Cowboy Band" gleich mal furios. Ein Track, von ¼-Snare-Peitschenhieben kraftvoll voran getrieben, mit allen Zutaten des zeitgemäßen Country-Sounds. Also mit Beilagen aus Soul und Blues, mit rockigen Gitarrenriffs und einem knochentrockenen Rhythmus-Fundament. Über allem: Ronnie Dunns unglaublich starke Stimme. Craig Wiseman stand dem neuen Solo-Star als Co-Autor zur Seite und steuerte, wie von ihm gewohnt, einige raffinierte und zugleich eingängige Harmonieverbindungen bei. Nach so einem Auftakt kann es eigentlich nur noch abwärts gehen, denkt man...zu Unrecht.
Mit "I Don't Dance" zündet der am 1. Juni 2011 seinen 59. Geburtstag feiernde Künstler das nächste Highlight- ein stürmischer, mit Gospel-Essenzen versetzter Blues. Leidenschaftlich, handwerklich in jeder Beziehung grandios, dynamisch. Wer noch "I Used to Know This Song By Heart" vom Brooks & Dunn-"Red Dirt Road"-Album im Ohr hat, wird die Inspirationsquelle ausmachen können. Sogar das Gitarrensolo ist daran angelegt. Doch egal. Das ist legitim. Immerhin ist der Song einer der stärksten Songs aus dem umfangreichen Brooks & Dunn-Katalog.Im dritten Track schaltet der Absolvent der Abilene Christian University zwei, drei Gänge zurück: "Your Kind of Love", ein sehr schönes, sehr ruhiges Liebeslied. Klarer Fall: der kernige Cowboy schämt sich seiner Gefühle nicht- schon immer seine Stärke als Sänger. Aber er versteht auch trefflich zu feiern, wie er im nachfolgenden, Tex-Mex-beeinflussten "How Far to Waco" verdeutlicht. Ein aufgekratzter Song, voller Lebensfreude und typischem Texas-Twang ("... I pulled out of Los Angeliies...").
Auch in den restlichen Titeln geht Ronnie Dunn weder Experimente noch Kompromisse an die Qualität ein. Klasse Cowboy-Balladen ("I Can't Help Myself") wechseln sich ab mit ruhigen, im Folk verankerten Titeln- wie das autobiografische "Cost of Livin'"- und hemdsärmeligem Rock 'n' Roll ("Let The Cowboy Rock"). Zwischendrin fährt der Sänger und Produzent in Personalunion auch mal das ganz große Besteck mit Geigen und klimpernden Klavier-Kaskaden auf um Balladen im Breitleinwandformat auzustellen ("Bleed Red")- doch auch in dieser Disziplin kann Ronnie Dunn bestens bestehen.
Fazit: Man vermisst Kix Brooks, leider muss man sagen, zu keinem Moment. Das sagt alles über die grandiose Rückkehr des Solo-Künstlers Ronnie Dunn. Moderner Country-Rock, schnörkellos, kompetent und geschmackssicher interpretiert.
Label: Arista Nashville (Sony) | VÖ: 3. Juni 2011 |
Titelliste
01 | Singer In A Cowboy Band | 07 | Bleed Red |
02 | I Don't Dance | 08 | Last Love I'm Tryin' |
03 | Your Kind of Love | 09 | Let The Cowboy Rock |
04 | How Far to Waco | 10 | I Can't Help Myself |
05 | Once | 11 | I Just Get Lonely |
06 | Cost of Livin' | 12 | Love Owes Me One |