Ray Stevens - We the People (Amaray)

CD Cover: Ray Stevens - We The People
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Redaktionswertung Bewertung: 4 Sterne = gut
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Für alle etwas jüngeren Countryfreunde muss man Ray Stevens schon erklären: Der 1939 in Clarksdale, Georgia, geborene Sänger hatte seine große Zeit in den 60er und 70er Jahren – hauptsächlich mit humorvollen Songs. Seinen ersten Nummer-eins-Titel landete er mit "Everything Is Beautiful" 1970, in Deutschland wurde er in den 70ern mit "Bridget The Midget (The Queen Of The Blues)", "The Streak" und – ein echter Evergreen – "Turn The Radio On" bekannt. Es folgten der Soundtrack zum Kino-Knüller "Auf dem Highway ist die Hölle los". Anschließend wurde es allerdings etwas ruhiger um den mit herrlichem Mutterwitz gesegneten Ex-DJ.

Mit "We The People" meldet sich der graumelierte Grand-Signeur des humorigen Countrysounds zurück. Und wie: mit CD und DVD. Dennoch fällt beim Öffnen des CD/DVD-Packages gleich mal eines auf: kein Booklet. Das mag bei vielen Von-der-Stange-Interpreten keine große Rolle spielen. Bei einem Wortkünstler wie Ray Stevens ist ein Booklet mit Texten und Hintergrund-Infos allerdings unablässig. Nun gut, hier wurde also gespart...

Aber zum Glück auch nur hier. Denn mit 20 Titeln plus zwei Bonus-Tracks ist der Silberling proppevoll mit neuem Fan-Stoff. Es ist genau die Ware, die man von dem sympathischen, scharfzüngigen Beobachter des American-Way-Of-Life erwarten durfte: slapstickartige Titel wie "Three Fractures Factions" oder "Stand Up" reihen sich an bluesige/folkige Tracks á la "Dear Andy Griffith" und "Throw The Burns Out".

Trotz hintergründigem Witz und köstlicher Ablästerei zeigt Ray Stevens auch ab und an seine romantische Seite. Am Schönsten vielleicht bei "The Fallen Ones". Hier knüpft er an seinen Klassiker "Turn The Radio On" an – wobei seine Stimme heute rauer und spröder klingt und auch die Arrangements ohne Weichspüler auskommen.

In den meisten der Songs erzählt Ray Stevens Geschichten. Mehr noch: Es ist eine Art Stand-up-Comedy, oder – noch besser – es sind Hörspiele. So werden seine herrlich nostalgischen, an den Country-Sound der 70er Jahre erinnernden Harmonien, häufig mit Sound-Effekten garniert: mit wiehernden Pferden (sehr böse: "If 10% Is Good Enough For Jesus") und immer wieder mit knallenden Pistolenschüssen (Querschläger!) – bestes Beispiel: "Come To The USA" (auch sehr böse!). Wer sich eine Mischung aus Spike Lee, Monty Python und Eddie Rabbit vorstellen kann, bekommt eine Vorstellung von Ray Stevens "We The People".

Um den Scherzkeks einigermaßen politisch einschätzen zu können, sollte man sich den Titeltrack vornehmen: "We The People" wurde von der neuen konservativen Bewegung "Tea Party" adaptiert und als eine Art Hymne verwendet. Verständlicherweise, denn er meckert in dem Song heftig über Barack Obama (im Allgemeinen) und seine Gesundheitsreform (im Speziellen). Sarah Palin hat sich da natürlich höchst gerne dran gehängt. Doch: auch sie bekommt ihr Fett weg. Schon in nächsten Song nennt er sie ziemlich respektlos "Caribou Barbie".

Auf der Bonus-DVD finden sich vier Videos des selbsternannten "politisch inkorrekten und patriotischen" Sängers: "We The People", "Thank You", Caribou Barbie" und "Throw The Bums Out". In diesen Videos demonstriert Stevens seine Verwandelbarkeit und Ironie. In "We The People", einer Abrechnung mit der politischen Elite in Washington unter Präsident Obama, tritt Stevens unter anderem als Großmutter, Arzt, Bauarbeiter auf, in "Throw The Bums Out" personifiziert er einen Obdachlosen sowie einen Schiedsrichter. Aber er nimmt auch andere aufs Korn: In "Caribou Barbie", über die Vize-Präsidentschaftskandidatin Sarah Palin, tritt eine Palin auf, die sowohl Lippenstift als auch Gewehr stets zur Hand hat. Allein das Video zu "Thank You" zeigt einen nachdenklicheren Stevens und wurde auf dem Veteranenfriedhof in Nashville aufgezeichnet.

Fazit: Vielleicht muss man Amerikaner sein, um Ray Stevens immer folgen zu können. Doch auch wenn man einen deutschen Pass besitzt und einigermaßen politisch auf dem Laufenden ist, wird man seinen Spaß an dem Country-Witzbold haben. Einfach auch, weil er seine Bösartigkeiten in adrette, meist etwas nostalgische Country Klänge verpackt.

Label: Clyde (in Deutschland nicht erschienen) VÖ: 8. Juni 2010

  • Titelliste CD

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01 We the People 12 Come to the U.S.A.
02 Caribou Barbie 13 If 10% is Good Enough for Jesus
03 Stand Up 14 Kings and Queens
04 Three Fractured Factions 15 Obama Nation
05 Dear Andy Griffith 16 Throw the Bums Out
06 The Global Warming Song 17 Sucking Sound
07 Let's Roll 18 Safe at Home
08 Solar Powered Song 19 Thank You
09 Fly Over Country 20 Pleade of Allegiance / Star Spangled Banner
10 We Are the Government 21 Mr. Businessman
11 The Fallen Ones 22 Midnight in Baghdad

01 We The People 03 Caribou Barbie
02 Thank You 04 Throw The Bums Out
vgw
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