Natürlich ist das nicht Mainstream. Es steht auch kein großes Label dahinter, der Promotion-Aufwand wird sich also in Grenzen halten. Deshalb werden auch nach diesem Album- das man ohne rot zu werden durchaus als Meisterwerk bezeichnen kann- nur unermüdliche Fans, Freaks, Spürnasen und Insider von den beiden glockenstimmigen Kanadierinnen Notiz nehmen. Diese aber werden mit zwölf herausragenden Titeln belohnt.
Ob man das Song-Dutzend aus eigener Herstellung in der Rubrik "Folk" oder "Alternative Country" einordnet, ist nicht entscheidend. Es ist zunächst einmal großartige Musik, mit nicht selten schwergewichtigen Texten. Intime Bekenntnisse sind darunter. Aber auch aufwühlende und schockierende. Zum Beispiel, wenn Brenley in "The Woodshop" erstaunlich friedfertig und ohne jede Bitternis vom gewaltsamen Tod ihres Bruders erzählt. Oder Lisa sich an ihren verstorbenen Freund und frühen Förderer Denny Doherty, das einstige Viertel von The Mamas and the Papas, erinnert. Das geht schon sehr zu Herzen. Umso mehr, da die beiden aus Toronto stammenden und in ihrer kanadischen Heimat längst hoch geschätzten und mit vielen Awards ausgezeichneten Künstlerinnen auf jegliche Effekthascherei verzichten. Um ihre Lied-gewordene Tagebucheinträge in Harmonien und Rhythmen zu packen, verwenden sie nahezu ausschließlich akustische Instrumente: Gitarre, Lapsteel, Kontrabass, Drums, Percussion, Fiddle, Banjo. Beim erwähnten "The Woodshop" gesellt sich mal ein Akkordeon und eine schwermütige Slide-Gitarre dazu, beim Opener "The Ransom" tuckert eine gutmütige Orgel. Kurz: absolute Unplugged-Atmosphäre- der es an nichts mangelt.
Vielleicht haben Kanadier das besondere Gespür für den leisen und eindringlichen Moment. Man muss nur an Kate & Anna McGarrigle denken. Oder an den Sonderling mit dem Holzfäller-Hemd, Neil Young. Während die legendären Folk-Schwestern McGarrigle für mehrere Songs als Patinnen durchgehen – gemeinsam mit den Indigo-Girls und den Dixie Chicks – , klingt speziell "Darlin'" mit zurück gelehntem Klavier und Heart-of-Gold-Harp mehr wie Neil Young, als dieser in den letzten zehn, 15 Jahren selbst.
Obwohl sich die beiden grandiosen Sängerinnen/Musikerinnen bei ihren Songs auf eine sehr gemütliche Gangart geeinigt haben- das an Karla Bonoff erinnernde "Best Part of Your Love" sticht mit moderatem Tempo schon fast heraus – stellt sich dennoch kein Gewöhnungseffekt oder gar Langeweile ein. Dafür haben sie, hat das Album einfach viel zu viel zu bieten: Herrliche Harmony-Vocals (bei jedem Song), filigrane Akustikgitarren, harmonische Geniestreiche (wie bei "Baby In The Black & White", "No Fool For Trying") und so weiter. Ein Extralob gebührt überdies Produzent Les Cooper.
Fazit: Zwölf leise, eindringliche, im Unplugged-Kostüm geschneiderte Songs von strahlender Schönheit – und mancher persönlichen Untiefe. Selten klang Alternative-Country/Folk betörender.
Label: India Media (Rough Trade) | VÖ: 24. April 2009 |
Titelliste
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EPK - Videostream
01 | The Ransom | 07 | Crying |
02 | Lauralee | 08 | The Woodshop |
03 | No Fool for Trying (Reynolds Remix) | 09 | Darlin' |
04 | Small of my Heart | 10 | Best Part of Your Love |
05 | Baby in the Black & White | 11 | Time and Tide |
06 | Hallways of the Sage | 12 | No Fool for Trying |
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