Es scheint, als ob "Right Out of Nowhere" ein Selbstbestimmungsprozess vorausgegangen sei. Eine Analyse der Countryszene vielleicht, in der ihr - möglicherweise, man war ja nicht dabei - klar wurde, dass sie mit den heißen, bauchfreien Nashville-Hasen wie Shania Twain, Faith Hill oder LeAnn Rimes optisch nicht (mehr) mithalten kann, vermutlich auch gar nicht will, und somit das massentaugliche Country-Pop-Terrain nicht mehr für sie in Frage kommt. Gut so, denn: Kathy Mattea hat das nicht nötig. Statt Bauchnabel und Beine zeigt die aus West Virginia stammende Musikerin Stimme und Gefühl für folkorientierte, teilweise soulige, bluesige und auch rockige Töne.
Das wird schon in dem von Christine Kane und Steve Seskin geschriebenen Opener und Titelsong klar: Die Akustik-Gitarre gibt die Stimmung vor, eine Hammond grummelt gemütlich vor sich hin, Kontrabass und Drums besorgen den dezenten Groove, Bouzouki, Mandoline, ein Akkordeon und sogar eine Sitar sorgen für teils exotische Garnierung des höchst optimistisch ausgefallenen Songs. Im Mittelpunkt steht, wie bei allen zehn weiteren Titeln, natürlich Kathy Matteas Stimme. Die liegt nach gut 22 Jahren Karriere irgendwo zwischen Karla Bonoff, Nanci Griffith und Trisha Yearwood. Eine vielseitige Stimme, mit der sie - wie sie sogleich mit dem zweiten Titel klar macht - auch das beherzt rockige Repertoire drauf hat. Bewiesen mit einer originellen, akustischen Version des Rolling Stones-Klassikers "Gimme Shelter". Und auch Soul und Gospel sind der Sängerin vertraute Genres, wie ihr der nachfolgende Song "Hurt Some" bescheinigt. Die Komposition von Tia Sillers und Mark D. Sanders gehört mit seinem entspannten Südstaaten-Flair zweifellos zu den Glanzlichtern des Albums.
Die Highlights der von ihr höchstselbst produzierten CD finden sich indes im hinteren Mittelfeld: "Live It", der einzige echte Uptempo-Song aus der Feder von Harley Allen, mit einem gleichermaßen subtilen wie fordernden Rhythmus und einer an die besten Momente an Neil Young erinnernden Melodie, und - sozusagen als Wechselbad der Gefühle - die kitschfreie Ballade "I Hope You Are Happy Now". Angela Kasset und Songwriter-As Skip Ewing gelang hierbei ein eindringliches Lied über Trennung und unerfüllte Liebe. Wer da nicht mal schlucken muss, sollte sich bei Onkel Doktor mal nach Gefühlskälte durchchecken lassen. Bevor es jedoch zu sentimental wird, haut sie noch ein paar Gassenhauer raus - so zum Beispiel den CCR-Evergreen "Down On The Corner" und, als Rausschmeisser, das vielbesungene Traditional "Wade In The Water". "Right Out of Nowhere" - ein Comeback, right in time.
Fazit: Ein folklastiges, vorwiegend mit akustischen Instrumenten eingespieltes Album, das Kathy Mattea als gereifte Sängerin auszeichnet.
Label: Narada (Virgin) | VÖ: 21. Oktober 2005 |
Titelliste
Links
01 | Right Outta Nowhere | 07 | I hope you're Happy Now |
02 | Gimme Shelter | 08 | Down on the Corner |
03 | Hurt Some | 09 | Only Heaven Knows |
04 | Love's some not through with me yet | 10 | Giveit Away |
05 | Loving you, letting you go | 11 | Wade in the Water |
06 | Live it |