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Dorothy Snowden Williams, besser bekannt als Dar (diesen Namen hat sie von ihrer Schwester bekommen und hat nichts mit "(D)aughter of the (A)merican (R)evolution" aus ihrem Song "Flinty Kind of Woman" des 93er Albums "Honestly Room" zu tun) Williams legt ihr sechstes offizielles Studioalbum vor. Ein Live-Album "Out There Live" (2001) sowie die beiden raren Demo-Tapes "I Have No History" (1990) und "All My Heroes Are Dead" (1991) sind nicht in dieser Zählung enthalten. Die inzwischen 38-jährige Singer/Songwriterin hat sich in der Folkszene fest etabliert und bewegt sich abermals zwischen Folk und Neo-Pop mit Countryeinflüssen in bester Songwritermanier. "My Better Self" also "Mein Besseres Ich" ist weniger für Country-Puristen als viel mehr für die Zuhörer, die sich auch anderen Genres öffnen, um aus der schier unendlichen Vielfalt der Musik zu schöfen und sich daran zu erfreuen.
Bereits mit der ersten Nummer "Teen For God" wird der Ersthörer von Dar Williams mit dem feinen Songwriting dieser aus Mount Kisco, New York stammenden Folksängerin konfrontiert. Der Titel könnte einer christlichen Gemeinde entsprungen sein behandelt jedoch die Ängste und Zwänge von Jugendlichen, die sich nicht entfalten können, da die Angst vor dem Teufel und der Sünde zu tief in ihnen verwurzelt ist. Wie Dar mit dieser Toe-Tapping-Nummer loslegt macht Appetit auf mehr. Auch der zweite Song wurde von ihr geschrieben "I'll Miss You Till I Meet You". Eine akustische Nummer mit einer warmen Melodie und einem unglaublichen gefühlvollen Gesang über das Verliebt-Sein.
Mit "Echoes" folgt der erste von drei Songs, die nicht Dars Gedanken zu Grunde liegen. "Echoes" von Jules Shear, Rob Hyman und Stewart Lerman kommt mit drei Versen aus die tiefgründiger nicht sein können. Es geht um kleine und große Geschehnisse, die sich auf die ganze Welt beziehen können und es auch tun; gut und böse. Diese drei Verse in ihrer Schlichtheit und Klarheit haben Dar Williams dermaßen berührt, dass sie ihn aufnehmen musste, um den Leuten nicht mit erhobenen Zeigefinger zu zeigen was passiert, sondern durch die Einfachheit des Songs, den jeder für sich selbst interpretiert kann. Auch die Musik ist einfach und melodiös. Sie geht ins Ohr und will nicht mehr fort. Das Thema musikalisch zu verarbeiten, dass die Melodie ausreicht eine Geschichte zu erzählen, ist eine große Stärke von Dar Williams. Das einzige was noch nötig ist, um diese Melodie noch stärker zu machen ist ihre Stimme ("It echoes all over the world"). Der zweite Song wurde 1969 von Neil Young geschrieben und ist eine Country-Folk-Nummer. "Everybody Knows This Is Nowhere" klingt in der Version von Dar Williams kompakter und stimmiger als das Original (sorry Neil). Ein guter Chorus und die zweite Stimme von Marshall Crenshaw als auch die Instrumentierung geben diesem Cover eine Daseinsberechtigung. Der auf dem Pink Floyd Kult-Album "The Wall" (1971) erschienene Song "Comfortably Numb" von Roger Waters und David Gilmour ist die dritte Fremdkomposition auf "My Better Self". Sich an dieses Stück zu wagen bedarf schon eines gewissen Mutes. Die Gradwanderung zwischen "gute Interpretation" und "Was soll das denn?" gelingt in der ihr eigenen Art und Weise. Das düstere der Originalaufnahme zu Beginn des Songs ersetzt sie und schafft eine harmonischere Atmosphäre. Den Rest erledigt ihre Stimme und die von Angela Marie DiFranco, eine Songwriterin, die sie in den Vocals unterstützt.
Außer diesen drei genannten Songs sind die restlichen Stücke von Dar selbst verfasst, in denen sie ihre Gedanken und Gefühle der letzten Monate verarbeitet hat. Die Blues Nummer "Two Sides Of The River" ist von der Flut in New Orleans inspiriert und beinhaltet ein beeindruckendes Gitarrensolo. "Blue Light Of The Flame" handelt von der verlorenen Balance zwischen Mensch und Natur. "Empire" ist eine sehr kritische Betrachtungsweise der amerikanischen Gesellschaft. Oberflächlichkeit, die Macht des Geldes und der blinde Gehorsam sowie die Verrohung der Werte sind Themen, die nicht jedem Amerikaner gefallen dürften, falls er den Song überhaupt versteht. "Empire" und "Echoes" gehören zu den Besten Songs des Albums, haben aber auf Grund ihres Textes wenige Chancen auf Airplay. In "So Close To My Heart" kommt als Kontrast ein bewegender Love-Song zu seinem Recht. Sie schrieb ihn für ihren Sohn. Mit "Beautiful Enemy" wird der Rhythmus schneller aber auch poetischer. Es geht um das Schmetterlings-Prinzip. Ein einziger Flügelschlag eines Schmetterlings kann das Wetter von Grund auf verändern. Mit den Menschen und dessen Taten ist es genauso. "Niemand ist unschuldig" lautet die Kernaussage. Ebenfalls sehr sozialkritisch und wunderbar vorgetragen das Melancholische " You Rise And Meet The Day". Mit "The Hudson" schließt "My Better Self" nach fast 50 Minuten Spielzeit und 13 Tracks.
Fazit: "My Better Self" ist ein wahres Meisterwerk und Dar Williams stellt wieder einmal mehr unter Beweis, dass Kritiker sie zu Recht als Meisterin des Folk betrachten. Wer Künstlerinnen wie Joan Baez, Lucinda Williams oder Holy Williams (die beide nicht mit Dar verwandt sind) mag, wird Dar Williams lieben.
Label: Razor & Tie (in-akustik) | VÖ: 14. Oktober 2005 |
Titelliste
Links
01 | Teen For God | 08 | Comfortably Numb |
02 | I'll Miss You Till I Meet You | 09 | So Close to my Heart |
03 | Echoes | 10 | Beautiful Enemy |
04 | Blue Light of the Flame | 11 | Liar |
05 | Everybody Knows this is Nowhere | 12 | You Rise and Meet The Day |
06 | Two Sides of The River | 13 | The Hudson |
07 | Empire |
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