Kein Platz für negative Gedanken: "Feel This Good" von High Sough
Das will was heißen. Schließlich wurden die letzten Longplayer unter Beteiligung diverser Ausnahmekönner in den besten Studios der Welt aufgenommen. Produzenten von "Peace, Love & Harmony" waren beispielsweise Josh Leo (Alabama, Glenn Frey) und Stan Lynch (Tom Petty & The Heartbreakers). Vom Namen her kleinere Brötchen hat man nun bei "Feel This Good" gebacken: das Album entstand in einem Münchner Studio, eingespielt mit hiesigen Session-Playern. Ein Nachteil? Nur auf dem Papier. "Die Jungs haben internationales Format", verriet uns Jamey Garner im Interview, "da ist überhaupt kein Qualitätsunterschied auszumachen."
Dass hier einer nicht PR-tauglich flunkert, wird schon im Opener "A Little Piece of Sky" deutlich: Der mag nach Amerika, nach Crosby, Stills & Nash, nach Los Angeles und West Coast klingen, aber sicher nicht nach süddeutschen Studio-Gefilden. Und das gilt ausnahmslos für jeden der 13 neuen Titel. Das heißt einerseits, dass die musikalische Welt in den letzten Jahren mehr zusammengewachsen ist. Zum anderen, dass sich die heimische Musiker-Szene nicht mehr vor den einst mit Hochachtung betrachteten amerikanischen Kollegen und Kolleginnen verstecken muss.
High South: Auf den Pfaden der Doobie Brothers, Eagles, America und Little Feat
Im Interview verriet uns Garner, dass er Session-Musikern wie Drummer Thomas Simmerl, Gitarrist Louis Thomas und Bassist Günther Gebauer nur ganz grob die musikalische Marschrichtung nennen musste. Ein Wink - und sie hätten verstanden, wohin die Reise gehen soll. Bei "Carry You With Me", dem Titeltrack und "Take a Toke" haben Garner und Campos vermutlich die Doobie Brothers in den 70ern (à la "Rockin' Down the Highway") als Kenngröße ausgegeben, für "Down" die frühen Eagles und für den funky-hopsenden "Hippie Highway" dürften Little Feat Pate gestanden haben.
Vom puren Abkupfern sind High South im zehnten Bandjahr aber meilenweit entfernt. Zur eigenen Identität tragen unter anderem das virtuose Mundharmonikaspiel von Jamey Garner bei, das beispielsweise in sonnigen West-Coast-Motiven - wie bei "Bringing Back the Sunshine" - für bluesige Akzente sorgt. Beim Opener, dem ganz in der Tradition von America oder Crosby, Still & Nash angelegten "A Little Piece of Sky", streuen sie dagegen komplexe Jazz-Akkorde ein und sorgen so für überraschende Harmonie-Wendungen.
Dass die beiden unverbesserliche Optimisten und dazu unverwüstliche Peace-and-Love-Schwärmer sind, zeigt sich in jedem der 13 Tracks. Am deutlichsten bei der im Shuffle-Rhythmus angelegten Tagträumer-Ode "Start Dreaming" - inklusive Refrain-Text, den noch das untalentierteste Live-Publikum hinbekommen sollte: Naaa-Nana-Naaa ... Naaa-Nana-Naaa...
Fazit: Ein in West-Coast- und Country-Rock-Klängen verpackter Soundtrack für den Traum von einer besseren Welt: "Feel This Good" von High South.
Label: High South (Cargo) | VÖ: 5. Mai 2023 |
Disk 1 | |
01 | Take a Toke |
02 | Hippie Highway |
03 | Bringing Back the Sunshine |
04 | What's the Matter |
05 | Fishing in the Dark |
06 | Little Piece of Sky |
07 | Down |
08 | Feeling That Feeling |
09 | Freedom Ride |
10 | Together |
11 | Carry You with Me |
12 | Feel This Good |
13 | Start Dreaming |