Das neue Album "House of Change" von Ann Doka wurde in Nashville produziert
Ein Blick in die Historie von Ann Doka macht klar: sie kann beides. Country und Pop. Und sie ist in beiden Stilrichtungen so überzeugend, dass sie beim Deutschen Rock & Pop-Preis sowohl in der Kategorie "Beste Country-Sängerin" als auch in der Rubrik "Beste Popsängerin" bereits die Jury überzeugen konnte und den Sieg errungen hat (in den Jahren 2017 und 2018). Irgendwie ist das konsequent. Oder anders gesagt: Dieser stilistische Austausch liegt seit Jahren im Trend.
Schließlich sind die Zeiten längst vorbei, da man aus Nashville ausschließlich Musik für Stetson-Träger und Trucker-Fahrer erwarten durfte. Nashville, oder wie sich die Tennessee-Metropole so unbescheiden wie berechtigt, Music City USA nennt, ist längst ein Ort, an dem musikalische Diversität gelebt und gefördert wird. Pop, Rock, Blues, Americana oder Country? Hauptsache Vibes und Performance stimmen.
Ann Doka ist im Pop genauso zuhause wie im Country
Deshalb kam für die aus der Metropole Westerfeld (ein Stadtteil des südhessischen Neu-Anspach) stammende Sängerin und Songschreiberin auch für "House of Change" nur Nashville in Frage. Natürlich. Hier sind die Studios, hier sind die Musiker - und die spielen, wenn es drauf ankommt, an einem einzigen Tag alle Tracks eines Albums ein. So gesehen, ist eine Recording-Session in Music City USA immer ein gutes Investment. Geht schnell, spart Kosten und über die Qualität der hier lebenden Studiomusiker muss man ohnehin kein Wort verlieren.
Mit "Rooms" eröffnet Ann Doka ihr persönliches "House of Change". Man könnte sagen, mit typischen Americana-Klängen: wuchtige Percussion gleich auf die eins, ein zirpendes Banjo spielt eine irgendwo zwischen Bluegrass und Pop angesiedelte Melodie, nach wenigen Takten steigt Ann Doka ein - mit einer Stimme, in der so alles Mögliche mitschwingt: Blues, Folk, Country, Rock. So langsam steigert sich die Dynamik, bis der Song im Refrain - wir sind ja im "House of Change" - mit druckvollen Rock-Pop-Klängen und Ann Dokas flirrender Kopfstimme eine unerwartete Wendung erfährt. Ein Song gewordener Schmelztiegel. Grenzen? Barrieren? Nicht hier!
Der Opener ist erste Single-Auskopplung des Albums und dazu so etwas wie der künstlerische Grundriss ihres "House of Change". Mal badet sie im großen Pop ("Lights Go Down", "Better Walk On"), mal erinnert sie mit hymnischen Synthie-Klängen an den Sound der 80er Jahre ("Little Things of Life"), dann wieder entfacht bei "My Daddy´s Girl" ein gewirbelter Snaredrum-Groove ein Rock 'n' Roll-Gewitter das in seiner Dynamik an Joan Jett oder - ja, doch - an den Uralt-Hit der Sweet "Blockbuster" denken lässt.
"House of Change" wurde in Nashville aufgenommen
Diese erwähnten Songs sind freilich eher die stilistischen Ausreißer. Die Mehrzahl der Titel von Ann Dokas neuer Song-Sammlung sind ganz klar und eindeutig im Pop angesiedelt. Songs, die sich durch schöne Melodien und starke Arrangements auszeichnen ("Lights Go Down"), die mal balladesk ("Wrong"), mal durch synkopierte Grooves und, immer wieder, mit Kopfstimme einen eigenwilligen Reiz entwickeln ("Unstoppable").
Wo Country bleibt? Tja, meine Damen und Herren, da muss man die Ohren schon genau spitzen, um eindeutige Genre-Elemente herauszufiltern. Meistens ist es nur die Atmosphäre. Ein Feeling, ein Gefühl von Weite und Freiheit. Manchmal sind es die Texte, das Storytelling, das ganz nach Country-Manier schnörkellose Geschichten aus dem Leben erzählt ("Little Things in Life"). Eindeutiger lässt sich der C-Faktor im akustisch gehaltenen Intro von "Higher Lows", in dem entfernt an Lady A erinnernden "But I Do" und in dem spacigen "What About Me" ausmachen. Songs, die bei aller klanglichen Hippness mit jeder Note Country-Feeling atmen.
Fazit: Ann Doka ist mal wieder nach Nashville gereist, um mit "House of Change" ein neues Album aufzunehmen. Der Trip hat sich gelohnt, wie die elf pop-lastigen Titel beweisen.
Label: Nash*Dash | VÖ: 1. April 2022 |
01 | Rooms |
02 | Light Go Down |
03 | Better Walk On |
04 | Little Things in Life |
05 | Alibi |
06 | Higher Lows |
07 | What About Me |
08 | Daddy's Child |
09 | Unstoppable |
10 | But I Do |
11 | Wrong |