Granger Smith - Country Things

CD Cover: Granger Smith - Country Things

Mit dem Album Country Things fasst Granger Smith seine beiden gleichnamigen EPs zusammen.

Nachdem Granger Smith bereits im September "Country Things, Volume 1" veröffentlichte, liefert er jetzt den Nachschlag: das 16 Songs (plus 2 Bonus Tracks) starke Full-length-Album "Country Things". Earl Dibbles Jr., sein Alter Ego, ist wieder mit an Bord.

Scheibchenweise Veröffentlichungen sind gerade schwer angesagt. Mal hier eine Single, mal da eine EP. Und nach einer weiteren Weile das Ganze zusammengefasst in einem Album. Auch Granger Smith, 1979 in Dallas, Texas, geboren, hält es mit dieser eher modernen Veröffentlichungspolitik. So brachte er bereits im Spätsommer "Country Things, Volume 1" unter's Volk. Motto: mal die Lage peilen. Die acht Vorhut-Songs finden sich natürlich auch auf der jetzt erschienenen 16 + 2 Songs starken Full-length-Version.

Country Things - der Titel ist Programm

Beispielsweise der Opener und Titeltrack. In "Country Things" singt er - wenig überraschend - das hohe Lied auf das Landleben: Auf die Traditionen, die staubigen Landstraßen, die Umgangsformen ("yes sir, no ma'am"), die kleine Kirche die immer irgendwo herumsteht und so weiter. Seine Ode an das Leben als Landei verpackt Granger Smith in standesgemäß rustikale Country-Klänge, inklusive Fiddle und Banjo. Ein netter, unaufgeregter Track, wenig originell, aber musikalisch tadellos. Vielleicht gerade die Art von Song, die man von Granger Smith erwartet - und erwarten darf.

Erwartbar war auch, dass er auf "Country Things" erneut sein Alter-Ego Earl Dibbles Jr. vorführt. Ob das jetzt eine gute Nachricht ist, sei mal dahingestellt. Ehrlich gesagt, hat der Schreiber dieser Zeilen sein Problem mit diesen schizophrenen Experimenten. Sie gehen selten gut aus: frag nach bei Garth Brooks, als er einst als Chris Gaines getarnt auf Rocker machte. Nun ja, Granger Smith, der nette Kerl mit der Baseball-Cap und dem Tom-Cruise-Lächeln traut sich wohl nur als Earl Dibbles Jr. (musikalisch) die Sau rauszulassen. In diese fiktive Person geschlüpft, darf er ungeniert den Redneck ("Country & Ya Know It"), den Party-Löwen ("Holler") oder den rauen Blue-Collar-Guy geben ("Workaholic"). Inhaltlich und auch musikalisch mit harten Gitarren etwas tiefer gelegt als das restliche Songmaterial, möchte er sich mit diesen Tracks vermutlich eine jüngere Kundschaft erschließen. Ob's klappt? Wer weiß…

Die kreativen Ausrufezeichen von "Country Things" setzen jedenfalls andere Songs. Eines davon heißt "That's Why I Love Dirt Roads". In dem Song gelingt Granger Smith die Vermählung von modernen Sounds inklusive etwas Studio-Spielerei mit sehr gut durchdachten, sehnsuchtsvollen Harmonien. Gerade der Refrain ist so zwingend wie eine Hookline sein sollte. Ein weiteres Glanzlicht setzt das gemütliche, klangtechnisch aufgepeppte Liebeslied "That's What Love Looks Like", bei dem Granger Smith den Romantiker vom Land geben darf. Ein weiterer überzeugender Track findet sich mit "6 String Stories". Wie es der Titel erahnen lässt, ist der Song spartanisch gehalten und – Überraschung – basiert größtenteils auf einer Akustikgitarren-Melodie. Ein Song, wie er auch Tracy Lawrence gut zu Gesicht stehen würde. Wobei Granger Smith - das muss man ehrlicherweise sagen - nicht mit der Interpretationskunst von Lawrence mithalten kann.

Granger Smith gelingt der Spagat zwischen Tradition und Moderne

Granger Smith ist, obwohl texanisch geerdet, ein moderner Country-Act. Da kann er noch so viel mit dem Traktor über das Feld (Titeltrack) rollen, mit Pick-Ups und anderen Vehikeln über staubige Landstraßen und Highways donnern ("Diesel", "Chevys, Hemis, Yotas & Fords") und artig konservative Erziehungsratschläge geben ("Buy a Boy a Baseball"). Vor einem Flirt mit dem Pop bewahrt ihn das dennoch nicht. Dass der Südstaatler durchaus auf dem glitzernden Parkett bestehen kann, zeigt er in der gestylten Selbstfindungs-Ballade "Anything Like Me" und in dem pathetischen Country-Pop-Track "Heroes".

Ob er allerdings einen Song wie "I Kill Spiders" braucht, darf bezweifelt werden. Selbst Menschen mit Spinnen-Phobie treten heute aus moralischen Gründen keine Krabbeltiere mehr tot. Sollte ihm mal einer flüstern…

Fazit: Wenn ein Cheesburger singen könnte - er würde klingen wie Granger Smith: "Country Things" bietet uramerikanische Kost, mal traditionell, mal mit Pop-Sounds aufgepeppt. Nicht übel, aber auch keine Sterne-Küche.

Label: Wheelhouse / BMG (Warner) VÖ: 27. November 2020
01 Holly Jolly Christmas
02 Christmas Is (mit Miley Cyrus)
03 Cuddle Up, Cozy Down Christmas (mit Michael Bublé)
04 Christmas on the Square
05 Circle of Love
06 All I Want For Christmas Is You (mit Jimmie Fallon)
07 Comin' Home For Christmas
08 Christmas Where We Are (mit Billy Ray Cyrus)
09 Pretty Paper (mit Willie Nelson)
10 I Saw Mommy Kissing Santa Claus
11 You Are My Christmas (mit Randy Parton)
12 Mary, Did You Know?
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