Zum 50. Todestag des Nashville-Pioniers Francis Craig

Francis Craig

Heute vor 50 Jahren verstarb der Nashville Pionier Francis Craig.

Kaum eine andere Stadt erlebt derzeit einen ähnlichen Boom wie Nashville. Wer nach den Gründen für die Attraktivität der Music City USA forscht, kommt an einem Namen nicht vorbei: an Francis Craig. Am 19. November jährt sich zum 50. Mal der Todestag des Nashville-Pioniers.

Wer heute Nashville besucht, wird vor allem eines bemerken: Wohin das auch Auge auch blickt, es sieht einen oder gleich mehrere Kräne. Riesige stählerne Ungeheuer, die riesige Betonkästen in die Höhe ziehen. Die Stadt wächst und wächst. Experten schätzen, dass Nashville bis zum Jahr 2030 seine Einwohnerzahl, gegenüber heute, glatt verdoppeln wird. Ein klarer Fall von einer Boomtown.

Auch wenn man es fast nicht glauben mag, aber Nashville war nicht schon immer die Music City USA, das Epizentrum der Country Music. Auch sie, die idyllisch am Tennessee River gelegene Metropole, erlebte ihre Pionierzeiten und Weichenstellungen - letztere sind untrennbar mit dem Namen Francis Craig verbunden.

Die Geschichte von Francis Craig

Der 1900 in Dickson, Tennessee geborene Pfarrersohn verfügte über zwei erstaunliche Talente: er war genauso ein herausragender Musiker wie geschäftlicher Visionär. Doch der Reihe nach.

Nach mehreren Umzügen ließ sich Francis Craig, der Ex-Student der Vanderbilt University, 1925 endgültig in Nashville nieder. Er gründete ein Orchester, mit dem er es schon bald zur Hausband des Hermitage Hotels brachte, die bis heute beste Herberge der Stadt. Bis 1947, also über 20 Jahre lang, sorgten "Eric Craig and his Orchestra" für gediegene, hochkarätige Unterhaltung in dem Fünf-Sterne-Haus in Nashville Downtown. Als eine Art klingende Institution der Stadt gab es während dieser Zeit kaum eine Veranstaltung, in der die Band des Klavier spielenden Bandleaders nicht für die musikalische Untermalung gesorgt hätte. Neben dem Hermitage gehörten beispielsweise auch die lokalen Radiosender WMS und NBC zu den Stammkunden der Formation.

Francis Craig mag ein leidenschaftlicher Musiker gewesen sein. Er war aber auch ein Rationalist; ein nüchterner, eher uneitler Geschäftsmann, dem an einem landesweiten Erfolg gar nicht so viel lag. Nach wenig erfolgreichen Schallplatten-Aufnahmen für Columbia Records Mitte der 20er Jahre, begnügte er sich schnell damit, "lediglich" die führende Bigband im mittleren Süden zu leiten. Bis 1947 lief alles reibungslos. Doch dann verlängerten weder das Hermitage, noch Radiosender NBC ihre Verträge. Was sich zunächst als schmerzhafte Einbußen anließen, waren letztendlich Glücksfälle: denn schon bald bekam er ein attraktives Angebot von Jim Bulleit, dem Besitzer der 1946 neu gegründeten Plattenfirma Bullet Records. Der junge Labelchef wollte den Song "Red Rose" des Francis Craig Orchesters veröffentlichen, mit der Francis Craig-Kompostion "Near You" als Rückseite.

"Near You" - der größte Hit von Francis Craig

Es war aber die B-Seite, das eingängige "Near You", das die Menschen begeisterte. Nicht nur in Nashville und nicht nur in Tennessee, sondern im ganzen Land faszinierte der Titel die Menschen: "Near You" wurde in Amerika zum erfolgreichsten Song des Jahres 1947, 17 Wochen lang stand der Track auf Platz eins der Billboard "Honor Roll of Hits"-Charts. Der Song schrieb dazu noch anderweitig Musikgeschichte: Da der Titel in Nashville produziert wurde (im damals neuen Castle Studio) und auf einem in Nashville ansässigen Label herauskam, war "Near You" damit auch die erste Hit-Single aus Nashville - und damit legte "Near You" den Grundstein zur zukünftigen Music City USA.

In den folgenden Jahren blieben für Francis Craig Chartserfolge Mangelware (mit der Ausnahme von "Beg Your Pardon"); er wechselte mehrfach die Plattenfirma und die Leadsänger seines Orchesters. Ein Nachfolger von "Near You" wollte ihm dennoch nicht gelingen. Dafür aber landete er als Geschäftsmann einen weiteren Coup: Sein im Musikgeschäft verdientes Geld investierte er in den Bau des ersten Schallplattenpresswerks in Nashville. Damit ließ er dem ersten Grundstein zur Musikmetropole sogar noch einen weiteren folgen.

Kurz: Ohne die Visionen und Talente des 1966 verstorbenen Francis Craig wäre Nashville heute sicher nicht die Stadt, die sie heute ist: die boomende Music City USA. Die Stadt der Music Row, der Country-Stars, der Studios, der Live-Clubs - und der Riesen-Kräne.

vgw
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