CountryMusicNews.de: Platz eins der Country-Charts, Platz 5 in den Billboard Top-200-Charts. Überrascht Euch der Erfolg von The Reason Why?
Phillip Sweet: Es ist wirklich Wahnsinn! Wir waren total aufgeregt, als unser Album auf Platz 1 der Country-Charts kam. Es fühlt sich gut an. Auch wenn wir zuletzt auch schon ganz erfolgreich waren – so einen Start haben wir bislang noch nicht hingelegt.
CountryMusicNews.de: Was sind Eurer Meinung nach die Gründe für den Erfolg der CD?
Karen Fairchild: Ich denke, dafür gibt es einige Gründe. Zum einen ist die CD in sich sehr stimmig; sie hält viele emotionale Momente, eine gute Prise Humor und entspannte Laid-Back-Grooves parat. Das ist Musik, ideal fürs Autofahren. Man fühlt sich einfach gut dabei. Vielleicht ist das momentan wichtiger denn je. Denn die Leute sind in Amerika zur Zeit sehr skeptisch, die wirtschaftliche Situation sieht ja alles andere als rosig aus, die Menschen haben Sorgen. Da tun romantische Songs einfach gut – Songs wie "Kiss Goodbye”, "Shut up train” und "Can’t have everything”.
CountryMusicNews.de: Wie wichtig ist Euer Produzent Wayne Kirkpatrick für Euren Sound?
Jimi Westbrook: Wayne ist einfach unser Held. Als wir vor einigen Jahren ohne Plattenvertrag da standen, hat er viel Geld in uns investiert und uns die Chance gegeben, unsere Musik zu machen. Deshalb schulden wir ihm wirklich viel. Außerdem ist er ein fantastischer Songschreiber, mit dem wir viele großartige Lieder geschrieben haben. Sein Einfluss spiegelt sich also letztlich in allem wieder, was wir die letzten Jahre gemacht haben.
CountryMusicNews.de: Wie seid Ihr auf ihn als Produzenten gestoßen?
Jimi Westbrook: Er ist seit langem hervorragend im Geschäft, und – das ist noch viel wichtiger – er versteht und er mag, was wir machen. Zwischen uns stimmt die Chemie, wir haben den gleichen Musikgeschmack und wir mögen mehrstimmigen Gesang.
CountryMusicNews.de: In welcher Abteilung sollte man "The Reason Why" im Plattenladen suchen – in der Country- oder in der Pop-Sektion?
Phillip Sweet: In Amerika eindeutig in der Country-Abteilung, wobei wir auch viele Popfans unter unseren Käufern haben.
Jimi Westbrook: Ich denke, das Album ist vielseitig. Klar gibt es verschiedene Einflüsse. Das hört man einfach. Und selbstverständlich spielt da Pop mit rein. "Kiss Goodbye” ist vermutlich der modernste Song auf der CD. "You can’t have everything” dagegen erinnert an traditionellen Country. Ich glaube, viele Leute lieben das Album, weil es so vielfältig ist.
CountryMusicNews.de: Ist die Definition für Euch okay: Pop mit Country-Einfluss?
Karen Fairchild: Ich würde sagen, es ist genau umgekehrt: Country mit Pop-Einflüssen. Es ist einfach mehr Country drin und natürlich spürt man auch den Südstaaten-Sound. Aber wir sind von diesen Popmelodien so beeinflusst, dass man das definitiv auch heraushören kann.
CountryMusicNews.de: Wer waren Eure früheren Helden und wen findet Ihr heute toll?
Karen Fairchild: Wir haben alle verschiedene. Kimberly ist ein großer Fan von Emmylou Harris und von Dolly Parton. Das kann man mit Sicherheit in ihrer Musik und in ihrem Gesang auch hören. Ich bin mit sehr viel Gospel und Country Musik aufgewachsen. Mein erstes Konzert waren die "Oak Ridge Boys”. Also überrascht es nicht, dass ich in einer vierköpfigen Harmony-Band gelandet bin.
Jimi Westbrook: Ich war schon immer ein großer Elvis-Fan, weil meine Eltern seine Platten hatten. Wegen ihm bin ich zur Musik gekommen. Aber auch wegen Stevie Wonder und Alabama, die wir daheim oft gehört haben.
Phillip Sweet: Für mich waren es Ray Charles, Johnny Cash, Elvis und noch viele andere. Aber als Band, glaube ich, haben uns kalifornische Bands der 70er beeinflusst, Bands wie Fleetwood Mac und Crosby, Stills, Nash and Young.
Karen Fairchild: Und nicht zu vergessen, die Eagles …
CountryMusicNews.de: Ganz zu Anfang Eurer Karriere habt Ihr öfters Sessions mit Gary Le Vox und Joe Don Rooney, die später Rascal Flatts gründeten. Hat das mit Euch nicht geklappt?
Karen Fairchild: Sie haben eigentlich nie wirklich zur Band gehört. Phillip war damals noch nicht dabei. Man konnte uns auch noch nicht als Band bezeichnen, weil wir nicht als solche aufgetreten sind. Das war in unserem Anfangsstadium, da haben wir einfach viel probiert und experimentiert – unter anderem auch mit Joe Don und Gary. Zur selben Zeit haben sie aber schon Rascal Flatts gegründet und sie sind dann ihren Weg gegangen – zu Recht, wie sich bald heraus gestellt hat. Doch wir sind immer noch befreundet und regelmäßig in Kontakt. Kürzlich haben wir gemeinsam eine Show gespielt, das war großartig.
CountryMusicNews.de: Eure Alben landeten in den Countrycharts in dieser Reihenfolge: Platz 40, 12, 10 und jetzt Platz 1. Seid Ihr jetzt an Eurem Ziel angekommen?
Karen Fairchild: Nein, nein, keinesfalls. Es geht noch weiter. Das ist zwar ein bedeutender Meilenstein für uns als Band, aber die Verkaufszahlen wollen wir selbstverständlich mit den nächsten CDs halten. Nächstes Jahr gehen wir aber erstmal – hoffentlich! – auf unsere erste große Headline-Tour.
CountryMusicNews.de: Was steht bei Euch momentan an?
Jimi Westbrook: Im Moment sind wir auf Tour gemeinsam mit Sugarland. Wir waren mit ihnen schon öfters on the road, sie sind richtig gute Freunde von uns und es macht großen Spaß.
CountryMusicNews.de: Habt Ihr auch Pläne, mal in Deutschland zu touren?
Phillip Sweet: Wir haben darüber gesprochen, nach Europa zu gehen und dort einige Auftritte zu spielen. Vielleicht im nächsten Jahr? Zumindest haben wir uns das mal so vorgenommen. Aber noch steht nichts hundertprozentig fest.
CountryMusicNews.de: Was wisst Ihr vom deutschen Musikmarkt, welche Musiker und Bands kennt Ihr?
Karen Fairchild: Ehrlich gesagt, wissen wir absolut nichts darüber und kennen auch keine deutschen Bands. Diese Lücke würden wir sehr gerne schließen.
CountryMusicNews.de: In Amerika füllt Ihr Stadien, in Deutschland müsstet Ihr zunächst wieder in Clubs spielen – wäre das nicht eine ganz schöne Herausforderung?
Jimi Westbrook: Nein, das denke ich nicht. Das haben wir in unserer Bandgeschichte schon alles durchgemacht. Wir sind viel herumgereist und haben in kleinen Locations hier in den Staaten gespielt, wo vielleicht 15 Leute insgesamt anwesend waren. Wir lieben diese kleineren Clubs und die intime Atmosphäre dort. Da haben wir doch angefangen, das ist vollkommen normal! Dabei würden wir würden uns echt wie zu Hause fühlen.
CountryMusicNews.de: Wenn Ihr Deutschland hört – was fällt euch dazu als erstes ganz spontan ein?
Karen Fairchild: Als ich aufs College ging, hab ich Deutschland zusammen mit Kimberly besucht. Da war es wunderschön! Und ich erinnere mich, dass ich da bei einer lieben Familie in den Bergen im Schwarzwald war. Aber meine Lieblingsstadt war Köln. Herrlich! Wir sind überall herumgereist. Ich erinnere mich gern an diese Zeit. Kimberly geht es da genauso. Es wäre schön, wenn die Jungs dieses tolle Land auch mal irgendwann sehen könnten.
Jimi Westbrook: Meine Schwester wurde in Deutschland geboren, weil mein Vater dort beim Militär viele Jahre stationiert war. Also hat unsere Familie auch einen engen Bezug zu Deutschland. Ja, das wäre schon mal toll, dort zu touren.
CountryMusicNews.de: Dann drücken wir die Daumen, dass das bald mal klappt. Danke Euch für das Gespräch!