Jenseits aller Erwartungen: Der Triumph von Rascal Flatts

Rascal Flatts

Da hat man 15 Millionen Alben verkauft, neun Nr. 1-Singles erzielt und als Künstler mit den meisten Plattenverkäufen im Jahr 2006 in allen Musikrichtungen alle anderen Künstler der diversen Musiksparten übertroffen. Wie soll es nun weitergehen?

Mit dieser Frage sahen sich Rascal Flatts, die Sensation von Lyric Street Records (gehört zur Walt Disney Company), Anfang des letzten Jahres konfrontiert, als das Trio damit begann, sein später mit Platin ausgezeichnetes Album "Still Feels Good" zu planen, das am 25. September 2007 in den USA veröffentlicht wurde. Und wie lautete die Antwort? "Wir wollten einfach auf die gleiche Weise wie immer an die Sache herangehen und die beste Musik aufnehmen, die wir machen konnten", so Jay DeMarcus.

Dennoch waren sich DeMarcus und seine Bandkollegen Gary LeVox und Joe Don Rooney der hohen Erwartungen bewusst. "Die Jungs und ich versuchen immer Songs zu finden, die die Massen auf die gleiche Weise ansprechen, wie unsere Musik es bisher geschafft hat", meinte DeMarcus. "Wir suchen Musik aus, die uns eine Botschaft vermittelt, die wir weitergeben möchten, aber die Fans und das Radio sind die zwei wichtigsten Aspekte unserer Karriere, also machen wir Musik für sie."

Rascal Flatts: Foto courtesy of Lyric Street RecordsSeit ihrem mit dem Bandnamen betitelten Debüt im Jahr 2000 haben Rascal Flatts das Country-Radio mit "Bless the Broken Road", "Fast Cars and Freedom", "Mayberry", "Me and My Gang", "My Wish", "These Days", "Prayin' for Daylight" und weiteren Hits gerockt. Mit "What Hurts the Most" aus der Feder von Steve Robson und Jeffrey Steele erreichten sie auch die Spitze der Adult Contemporary (AC)-Charts und gehörten damit zu den nur drei Country-Acts, die es geschafft haben, in derselben Woche sowohl die Nr. 1 beim AC- als auch beim Country-Radio zu belegen. Es wurden ihnen ebenfalls verschiedene Ehrungen der Musikbranche zuteil, darunter der CMA Horizon Award 2002 und fünfmal in Folge die Auszeichnung als Gesanggruppe des Jahres der CMA.

"Still Feels Good" erreichte in der ersten Woche Verkaufszahlen von 547.000 Exemplaren und stellte damit über alle Musikrichtungen hinweg das am besten verkaufte Album dieser Woche dar. "Still Feels Good" ist das dritte Album der Band in Folge, das auf Nr. 1 der Billboard-Top 200-Charts (alle Genre) einstieg, und wurde seitdem mehr als 1,6 Millionen Mal verkauft. Zu den Ergebnissen der ersten Verkaufswoche gehören mehr als 44.000 digitale Alben, womit die Platte den erfolgreichsten Einstieg eines digitalen Country-Albums in der Geschichte von Nielsen SoundScan erzielte.

Dieser Erfolg ist laut Dann Huff, der "Still Feels Good" mit der Band koproduzierte, auf zwei Dinge zurückzuführen: "Der Klang dieser drei Stimmen und die Auswahl ihrer Songs. Sie setzen sich stark dafür ein, Songs zu singen, die die Leute zum Mitsingen anregen. Sie singen Lieder mit Tiefgang auf unterhaltsame Weise."

DeMarcus und LeVox, Cousins zweiten Grades aus Columbus, Ohio, haben den Grundstein für dieses Phänomen gelegt, als sie beide in der Band von Chely Wright landeten. Sie traten gemeinsam in Printer's Alley, dem Nachtclub-Bezirk von Nashville, Tennessee, auf. Als ihr Gitarrist eines Nachts nicht zur Verfügung stand, wurde Rooney gebeten einzuspringen. Es stellte sich heraus, dass die Chemie mehr als stimmte, insbesondere bei den Harmonien, die ein Markenzeichen des Sounds von Rascal Flatts geworden sind.
"Der Grund dafür, dass diese ganze Sache funktioniert hat, liegt in der Verbindung, die wir zueinander haben. Wir sind nicht nur Geschäftspartner und Bandmitglieder, sondern gute Freunde", erklärte Rooney. "Es ist momentan fast so, als wären wir Brüder. Wir haben diese fantastische Beziehung zueinander und Liebe füreinander und den Wunsch, gemeinsam zu singen. So lange wir dem treu bleiben und die Sache einfach laufen lassen, glaube ich, wird für uns alles gut gehen."

CD: Still Feels GoodDiese Beziehung erlaubte es der Band, bei der Aufnahme von "Still Feels Good" ein paar Risiken einzugehen. Wie LeVox erklärte: "Wir sagten uns: "Okay, im April, Mai und Juni nehmen wir uns frei. Wir setzen uns ins Studio und machen dieses Album." Bei den vier früheren Alben war es nämlich so, dass wir am Wochenende auf Tour waren und sonntags zurückkamen. Montags, dienstags und mittwochs waren wir dann im Studio und haben versucht, die Aufnahmen zu machen. Dieses Mal haben wir uns mehr Zeit genommen. Wir haben unser Leben drei Monate lang darauf ausgerichtet, ein Album zu machen."

Ihr einziges Konzert während dieser Zeit war im Footballstadion LP Field für das CMA-Musikfestival 2007. "Wir haben alles rausgelassen", so LeVox. "Wir haben gesungen, als wäre es das letzte Mal, dass wir je wieder singen würden. Wir haben so darauf gebrannt, wieder auf die Bühne zu gehen."

"Die CMA macht ihre Sache hervorragend", fügte Rooney hinzu. "Es ist so einfach, dort auf die Bühne zu gehen und seine Show abzuliefern. Insbesondere in diesem Jahr habe ich gemerkt, dass der Auf- und Abbau für alle auftretenden Bands bzw. Künstler sehr, sehr schnell erfolgte. Es wird jedes Jahr besser, und das Publikum wird immer größer. Es ist beinahe wie ein großes Familientreffen."

Apropos Familie, die Jungs haben Huff schnell als einen von ihnen aufgenommen. "Dann hat mit Whiteheart einen Band-Hintergrund", meinte LeVox. "Häufig waren Produzenten selbst nie Teil einer Band. Aber Dann ist einer der besten Musiker, die je in einer Band Gitarre gespielt haben, daher weiß er genau, wonach er sucht. Was er erreichen wollte, war, unsere Live-Darbietung auf CD einzufangen."

"Er ist ein treuer Freund und Vertrauter", fügte DeMarcus hinzu. "Er schließt sich für ein Wochenende unserer Tour an, um einfach mal zu sehen, was wir bei unseren Live-Auftritten machen. Er zeigt hierfür die gleiche Leidenschaft wie wir. Ich lebe, esse und atme Musik und gehe in ihr auf. Mit jemandem deine Platte aufzunehmen, der sich voll und ganz mit diesen Gefühlen identifizieren kann und deinen Standpunkt versteht, ist wirklich wohltuend. Darum ist Dann für uns mehr als nur ein Produzent. Er macht nicht einfach Musik mit uns. Er ist der vierte Flatt."

"Ich bin stolz darauf, der vierte Flatt genannt zu werden", erklärt Huff mit einem Lachen. "Aber habe ich wirklich die passenden Haare dafür?"

Die Bandmitglieder fungierten nicht nur als Koproduzenten neben Huff, sondern übernahmen auch eine aktivere Rolle als Koautoren von fünf der 13 Songs von "Still Feels Good". Einer von diesen Songs wartet mit einem Gastauftritt des Schauspielers und Musikers Jamie Foxx auf, mit dem LeVox seit mehr als 13 Jahren befreundet ist.

"Wir saßen immer stundenlang in Jamies Haus herum, sangen und spielten und hatten viel Spaß", so LeVox. "Als Jay, Joe und ich dann diesen Song schrieben, dachten wir, dass es toll wäre, ihn dabei zu haben. Ich rief ihn an und sagte einfach: "Mann, du musst dir diesen Song anhören. Ich denke, Du könntest ihm echt noch das I-Tüpfelchen aufsetzen." Er sagte: "Weißt Du was, ich singe auf eurer Platte, wenn ihr auf meiner singt." Und ich daraufhin: "In Ordnung." Er fragte, wie der Song heiße. Ich sagte: "She Goes All the Way" und er meinte: "Mann, das Mädel möchte ich einfach treffen.""

Rascal Flatts: Foto courtesy of Lyric Street RecordsObwohl Rascal Flatts offensichtlich an erster Stelle steht, verlegen sich DeMarcus und Rooney auch auf neue Aufgaben. DeMarcus hat Aufnahmen für Jo Dee Messina und James Otto produziert, und Rooney verbringt momentan Zeit im Studio mit dem in Nashville ansässigen Sänger Brian Taylor und einer Rockband aus Los Angeles mit dem Namen Stars Align.

"Es macht immer Spaß, sich anderen Projekten zu widmen", merkte Rooney an. "Ich versuche, Zeit dafür aufzuwenden, anderen Leuten zu helfen, wie mir vor sieben oder acht Jahren geholfen wurde, als ich diesen Vertrag mit Rascal Flatts bekam."

"Die Preise und die ganzen Ehrungen sind wunderbar", fährt er fort, "aber das Tollste ist, wie wir in der Lage sind, Songs aufzunehmen, die das Leben von Leuten verändern. Sie haben wirklich etwas bewirkt. [Die Leute erzählen uns,] dass sie mit dem Trinken aufgehört haben oder keinen Selbstmord begangen haben, dass sie Freude und Glück in ihrem Leben finden, was sie vorher nicht hatten. Das sind die Pluspunkte."

Dieses Glück wird nicht für selbstverständlich erachtet. "Viele Jahre lang war ich dieser Mensch, der da draußen auf dem Rasen sitzt", meint LeVox und bezieht sich auf die hintersten Plätze des Publikums bei Open-Air-Konzerten. "Es war nur ein Traum, eines Tages auf der anderen Seite zu stehen. Also habe ich beschlossen, bei jedem Auftritt so zu spielen, als wäre es der letzte, den ich je haben werde. Jeden Abend, bevor wir auf die Bühne gehen, spreche ich ein Gebet und danke Gott einfach, dass er uns die Möglichkeit gegeben hat, auf einer weiteren Bühne zu stehen und das Talent zu präsentieren, das er uns allen geschenkt hat."

vgw
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