John Moreland: Vom Punk zum Country
Bevor John Moreland sich der Country Music widmete, stieß er sich die Hörner in Punk- und Hardcorebands ab. Umso erstaunlicher, wie viel Sensibilität und er seinen Solo-Arbeiten zeigt. Auslöser war eine Erfahrung, die den damals 19-Jährigen grundlegend verändern sollte. Er hörte zum ersten Mal "The Revolution Starts Now" von Steve Earle. Es habe sich angefühlt wie ein heftiger Schlag gegen die Brust, sagte John Moreland einst im Interview - und er beschloss daraufhin, sein Songwriting zu ändern und tiefer einzutauchen in das, was er wirklich sagen will.
"Big Bad Luv" ist positiver als zuletzt
"Big Bad Luv" hat John Moreland mit einer Reihe befreundeter Musiker aus Tulsa aufgenommen. John Calvin Abney (Guitar), Aaron Boehler (Bass), Paddy Ryan (Drums), Jared Tyler (Dobro) und Lucero's Rick Steff (Piano) machen einen guten Job, indem sie sich ganz den Songs unterordnen und überwiegend im Hintergrund bleiben. Die Aufmerksamkeit ruht daher voll und ganz auf John Morelands rauhe Stimme und seine Texte.
In die Sessions, verteilt auf zehn Monate, wurde die Platte eingespielt. Zwischendurch war Moreland auf Tour. Diesen Flow hat er mit ins Studio gebracht. Seine besten Songs wirken wie aus einem Guss, wie First Takes - und sind insgesamt deutlich positiver als sein bisheriges Material.
Sound fürs Cabrio
Allen voran "Old Wounds", "Love Is Not An Answer" und "Slow Down Easy" versprühen auf "Big Bad Luv" ein das neue Selbstbewusstsein. Moreland ist hier fokussierter und direkter als in der Vergangenheit, ohne dabei seine Ecken und Kanten zu verlieren. Bestes Beispiel für die beibehaltene harte Kante ist der "Sallisaw Blues", ein whiskeygetränkter Blues-Stomper mit Harp und einem hypnotischen Drive. Perfekter Sound für Autofahrten bei offenem Dach.
Leider schleicht sich in der Mitte des Albums "Big Bad Luv" zwischenzeitlich etwas zu viel Routine ein. "Amen, So Be It" und "No Glory In Regret" verpuffen trotz guter Ansätze im Klischee. Zum Glück fangen sich John Moreland und seine Band am Ende wieder und beschließen mit "Latchkey Kid" ein ordentliches Album, das Lust auf mehr macht.
Fazit: "Big Bad Luv" wird am Ende des Jahres in den erweiterten Kreis der besten Platten des Albums auftauchen. Für einen der vorderen Plätze reicht es zwar nicht, doch sollte man John Moreland besser auf dem Zettel haben.
Label: 4AD / Beggars Group (Indigo) | VÖ: 5. Mai 2017 |
01 | Sallisaw Blue |
02 | Old Wounds |
03 | Every Kind of Wrong |
04 | Love Is Not an Answer |
05 | Lies I Chose to Believe |
06 | Amen, So Be It |
07 | No Glory in Regret |
08 | Ain't We Gold |
09 | Slow Down Easy |
10 | It Don't Suit Me (Like Before) |
11 | Latchkey Kid |