Tony Joe White - Rain Crow

CD Cover: Tony Joe White - Rain Crow

Tony Joe White meldet sich mit seinem 19. Studio-Album, "Rain Crow", zurück.

Der "Hoochie Coochie Man" ist eine legendäre Figur des Blues. Muddy Waters besang den Mann, der seine Potenz Hoodoo-Kräften verdankt, erstmals 1954 im gleichnamigen Song, komponiert von Willie Dixon. Seitdem haben sich unzählige Rockmusiker von Jimi Hendrix bis Eric Clapton daran versucht. Hoodoo-Künste, Südstaatenfolklore und der Blues - genau die richtigen Themen für Tony Joe White.

Der "König der Swamp Rocker" wurde 1943 in Oak Grove, Louisiana geboren. Seine "Southern Heritage" hat Tony Joe White stets begleitet und sein Songwriting beeinflusst. Der Sänger und Gitarrist hatte gleich auf seinem ersten Album seinen wohl größten Hit "Polk Salad Annie", der später von Tom Jones und Elvis Presley aufgenommen wurde. In den 80er Jahren zog White sich zurück und verlegte sich aufs Songschreiben. Nachdem "Steamy Windows" 1989 ein Hit für Tina Turner geworden war, begann er auch selbst wieder mit dem Performen.

Zwei Songs mit der Gattin, produziert vom Sohn: Rain Crow ist ein Familienprojekt

Sein 19. Studio-Album "Rain Crow" beginnt Tony Joe White mit der weiblichen Entsprechung des "Hoochie Coochie Man": der "Hoochie Woman." Ein trockener Drum-Beat, ein simpler Bass und dieser unfassbaren, bösen Boogie-Gitarre - mehr braucht White nicht, um den Hörer in die Tiefen seiner nachtschwarzen Sumpflandschaft zu ziehen.

"Rain Crow" ist ein Familienprojekt: Aufgenommen im eigenen Studio, wurde die neue Platte von Whites Sohn Jody produziert. Bei zwei Tracks auf "Rain Crow" betätigte sich dazu Gattin Leann White als Co-Autorin: nebem dem Opener "Hoochie Woman" ist dies "The Middle of Nowhere". An dem lässigen Bluesrock-Song schrieb obendrein der bekannte Schauspieler Billy Bob Thornton mit, der mit der Band The Boxmasters seit 2007 eine eigene Rock'n'Roll-Karriere verfolgt.

Seit "Polk Salad Annie", das 1968 als Single erschien, ist Whites Stil nahezu unverändert geblieben. Lucinda Williams nannte ihn den "Jimi Hendrix aus dem Delta". Der rauchige Gesang und das fantastische Slide-Spiel waren stets sein Markenzeichnen. Ein hypnotischer, unnachahmlicher Ein-Akkord-Stil prägt Songs wie "The Opening of the Box". Eine dreckig verzerrte Fuzz-Gitarre, stoische Rhythmen, eine ab und an aufblitzende Mundharmonika - dies ist düsterer bis düsterster Blues, angemessen trocken und rau aufgenommen. Nur einmal verlässt White den Pfad der Dunkelheit: "Right Back in the Fire" bewegt sich auf souligem Balladen-Terrain, begleitet von einer sanften Hammond-Orgel.

Tony Joe White raunt mystische Erzählungen aus dem Süden

Und dann wäre da noch diese unglaubliche Stimme. Schon vor 40 Jahren klang Tony Joe White, als würde er seit Jahrzehnten eine Flasche Whisky frühstücken. Aber der grollende Klang allein macht dieses Organ nicht aus. Es ist der oft eher gemurmelte als wirklich intonierte Vortrag, das geisterhafte tiefe Raunen Whites, das diesen unheimlichen Geschichten eine ganze eigene Schwere gibt.

Wie schon zu Beginn seiner Karriere spielen auf "Rain Crow" persönliche Erinnerungen aus Whites Kindheit und Jugend eine große Rolle: Geschichten von Betrug und Revanche, aber auch die mystischen Erzählungen aus den tiefen Sümpfen von Louisiana. Da ist von sprechenden Tieren die Rede, die das Wetter vorhersagen konnten, und bösen Winden, die einen ausgewachsenen Mann in den Wahnsinn treiben können.

Fazit: Tony Joe White war nie besser: "Rain Crow" zeigt ihn angemessen düster, trocken produziert und mit fabelhaften Gesangs- und Gitarrenkünsten.

Label: Yep Rock (H'art) VÖ: 27. Mai 2016
01 Hoochie Woman
02 The Bad Wind
03 Rain Crow
04 The Opening of the Box
05 Right Back in the Fire
06 The Middle of Nowhere
07 Conjure Child
08 Where Do They Go
09 Tell Me a Swamp Story
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