Es braucht nicht lange, bis man merkt, dass John Slaughter genau das abliefert, was man in kulinarischen Kreisen als "grundsolide Hausmannkost" bezeichnen würde. Schon der Opener "Ghost Town" ruft ganz bestimmte Assoziationen hervor: ehrlich, bodenständig, kernig. Eine satt aufgedrehte Gitarre und ein wummernder Bass geben den Ton an, und der fein dosierte Einsatz von Steel Guitar, Fiddle und Piano komplettiert das Klangbild. Dazu besingt Slaughter mit Inbrunst das klassische Thema einer verflossenen Beziehung. Da ist nichts überproduziert, da ist nichts mit Gewalt auf Massentauglichkeit getrimmt - einfach erfrischend gut!
Diesem Erfolgsrezept bleibt der 1981 in Houston geborene Texaner konsequent treu, und offeriert dabei einen bunten Strauß an Songs. So folgt auf die schmissige und eingängige Midtempo-Nummer "Ain't Got a Tear" der Reißer "Horseshoes and Hand Grenades", bei dem Slaughter eher auf den Gute-Laune-Faktor setzt. Das lustige Lied über verpasste Chancen im Leben erinnert ein wenig an den ungestümen Sound, den Justin Moore zu Beginn seiner Karriere an den Tag legte. Da bebt jeder Honkytonk. Es folgt mit "I Am" eine weitere Perle mittlerer Gangart, deren musikalische Inszenierung Traditionalisten wohlige Schauer bescheren dürfte. Auch thematisch bleibt Slaughter in klassischen Gewässern und beschreibt sich als Gentleman, der einer Frau genau das geben möchte, was sie verdient hat. Ein echter Cowboy halt.
Und wie es sich für einen Cowboy gehört, hat Slaughter auch den einen oder Song über Alkohol im Repertoire. Da wäre zum Beispiel "I've Got Drinking to Do", ein launiger Gassenhauer mit Schunkel-Effekt. Es ist ja wahrlich nichts Neues, dass Country-Künstler darüber singen, einen über den Durst zu trinken. Der rustikale Südstaatler ist jedoch einer der wenigen, der dabei nicht in überzogene Klischees verfällt, sondern sympathisch und glaubwürdig bleibt. Noch eine Spur besser wird es bei "Fix Another Drink", das mit einer beißenden Fiddle und einem satten Refrain von sich reden macht. Auch eine herrliche Portion Sarkasmus darf nicht fehlen. Eigentlich läuft alles schief, aber einen weiteren Drink mixen, das gelingt immer. Na dann Cheers!
Wirklich ansprechend, was Slaughter anzubieten hat, und dabei ist ein weiteres Prunkstück des Albums noch gar nicht erwähnt. Der Titeltrack "Meet in the Middle" vereint nämlich wieder einmal alles, was sich der traditionsbewusste Country-Enthusiast wünscht. Von den klassischen Instrumenten über den standesgemäßen Text bis hin zum unverschämt melodischen Refrain - das passt! Im letzten Drittel des Silberlings serviert Slaughter dann noch einmal ein abwechslungsreiches Dreierpack. "Memories for Burning" (mit Josh Ward und Jody Booth) steigert sich in einen recht flotten Spaßmacher, an dem jede Linedance-Truppe ihre wahre Freude hätte. Das etwas nachdenkliche "A Fool Like Me" überzeugt anschließend vollends dank eindringlicher Melodien. Und zum Abschluss... ja, da packt Slaughter mit "You Kiss Like Whiskey" noch einmal richtig einen aus. Gemeinsam mit Sängerin Presley Lewis serviert er eine gefühlvolle Ballade vom Allerfeinsten, die für Gänsehaut-Stimmung sorgt. Mehr geht nicht.
Fazit: John Slaughter ist einer dieser 100% authentischen Künstler, die ihre Musik noch als Handwerkskunst betrachten und sich durch nichts verbiegen lassen. Das macht "Meet in the Middle" zu einem tollen, aufrichtigen Album, das sich stilistisch ganz klar an den traditionellen Country-Klängen a la George Strait und Co. ausrichtet.
Label: Bigger Sky (hier nicht veröffentlicht) | VÖ: 3. Februar 2015 |
Titelliste
01 | Ghost Town | 06 | Meet in the Middle |
02 | She Ain't Got a Tear | 07 | Fix Another Drink |
03 | Horseshoes and Hand Grenades | 08 | Memories for Burnin' (mit Josh Ward & Jody Booth) |
04 | I Am | 09 | A Fool Like Me |
05 | I've Got Drinkin' to Do | 10 | You Kiss Like Whiskey (mit Presley Lewis) |