Produziert wurde "The Infamous Stringdusters" von Grammy-Gewinner und Musikerlegende Tim O'Brien in Nashville, Tennessee. Neun der 13 Songs wurden von Bandmitgliedern geschrieben oder mitgeschrieben und mit einigen ausgesuchten Stücken anderer Songwriter abgerundet. Ähnlich liberal ging es auch bei der Rollenverteilung innerhalb der Band zu: So gibt es nicht nur einen, sondern gleich drei Lead-Sänger: Jeremy Garrett, Travis Book und Andy Hall, die somit deutlich zur Vielseitigkeit des Albums beitragen. Denn wie Banjo-Spieler Chris Pandolfi erklärt: "Wir wollen jedem in der Band Gelegenheit geben, sich beim Spielen und Schreiben von Songs zu verwirklichen. Deswegen unterscheiden sich unsere Stücke manchmal stilistisch etwas voneinander. Aber es geht uns immer noch in erster Linie darum, als Gruppe gute Musik zu machen."
Dass ihnen das auch auf ihrem zweiten Studioalbum glückt, stellen die jungen Bluegrass-Musiker bereits mit dem Opener "Won´t Be Coming Back" unter Beweis - und legen damit einen stürmischen Start hin. Sofort fängt der Fuß des Hörers an zu wippen. Und bis zum Ende des Albums wird er damit nicht mehr aufhören. Denn die Uptempo-Nummern sind auf "The Infamous Stringdusters" eindeutig in der Überzahl. Beispiele dafür sind unter anderem Dobro-Spieler Andy Halls "Well, Well", das gekonnt eine Stimmung zwischen Verzweiflung und Optimismus einfängt und das philosophische "When Silence is the Only Sound" von Geiger Jeremy Garrett. Mit dem schönen, von Bassist Travis Book geschriebenen "Bound for Tennessee" wird es dann doch etwas ruhiger - und vor allem ergreifend. Der emotionale Song über verpasste Chancen zeigt, dass die Sechs auch die sanfteren Songs einwandfrei draufhaben.
Doch meistens mögen sie es eher schnell. Denn schon geht es mit dem Instrumentalstück "Glass Elevator" zurück zum Hochgeschwindigkeits-Bluegrass. In "Three Days in July" (Jon Weisberger, Mark Simos), einem historischen Song über den Bürgerkrieg, hört man im Refrain geradezu die Armeen marschieren, so treibend ist der Rhythmus. Dass die Stringdusters, wie ihre Fans sie abgekürzt nennen, es perfekt verstehen, sich durch ihre Musik auszudrücken, zeigt auch das ruhige und sehr gut arrangierte "The Way I See You Now" von Andy Hall und Mark Simos, das für Stringdusters-Verhältnisse melancholische Saiten anschlägt. Leichtfüßig und zart kommt dagegen das Instrumentalstück "Golden Ticket" daher.
Der von John Pennell und Jeff White geschriebene Folgesong "I Wonder" ist mit gestampftem, gleichmäßigem Rhythmus wieder gewohnt opulent. Auch das bluesige "Get it While You Can" stammt nicht aus der Feder eines Stringdusters-Mitglieds, sondern ist ein Cover der Bad-Livers-Legende Edward D. Barnes. Mit Travis Books und Benny Galloways Uptempo-Nummer "You Can´t Handle the Truth" geht es wieder rasant-beschwingt weiter, bevor "Lovin´You" das Tempo noch einmal drosselt. Hier wandelt die Band das wunderschöne Liebeslied von Songwriterin Sarah Siskind in einen zugleich verträumten und überraschenden Song um, der als Cover nichts von seinem Zauber verliert. Mit dem gefiddelten Instrumentalstück "Black Rock" stellt das Sextett zum Abschluss eines gelungenen Albums noch einmal seine Schnelligkeit und Virtuosität unter Beweis.
Fazit: Ein überwiegend rasantes und energiegeladenes Album, das aber auch in den ruhigeren Stücken überzeugt. Mit guten Arrangements und ihrem Talent als Songwriter beweisen die sechs jungen Musiker mit Wahlheimat Nashville, dass der Erfolg ihres Debüts "Fork in the Road" kein Zufall war.
Label: Sugar Hill(in Deutschland nicht veröffentlicht) | VÖ: 10. Juni 2008 |
Titelliste
Links
01 | Won't Be Coming Back | 08 | Golden Ticket |
02 | Well, Well | 09 | I Wonder |
03 | When Silence Is The Only Sound | 10 | Get It While You Can |
04 | Bound for Tennessee | 11 | You Can't Handle The Truth |
05 | Glass Elevator | 12 | Lovin' You |
06 | Three Days in July | 13 | Black Rock |
07 | The Way I See You Now |