Ilse DeLange - The Great Escape

CD Cover Ilse DeLange - The Great Escape
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Redaktionswertung Bewertung: 3,5 Sterne = gut
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"The Great Escape" nennt Ilse DeLange ihr neues Album. Ein bedeutungsschwerer Titel. Ältere Semester werden sich vielleicht noch an den gleichnamigen Film mit Steve McQueen und James Garner erinnern, bei dem es um einen groß angelegten Ausbruch von amerikanischen Kriegsgefangenen aus einem deutschen KZ ging. "Gesprengte Ketten" hieß das Epos in Deutsch - und, so stellt sich die Frage, welche "Ketten" und welchen "Ausbruch" denn da die knapp 30jährige blonde Niederländerin besingt?

Na ja, die vergleichenden Bilder mögen ja um einen Tick zu dramatisch gemalt sein. Fest steht aber, dass Ilse DeLange mit diesem sechsten Album ein neues Kapitel in ihrer rund zehnjährigen CD-Karriere aufschlägt. Avancierte die charmante Sängerin mit ihrem 1998 erschienenen Debüt "World of Hurt" als womöglich beste europäische Country-Stimme, hat sie seit ihrem 2003 erschienenen Album "Clean Up" offenbar eine künstlerische Identitätskrise durchlebt. Alles was sie seit dem veröffentlichte war die Best-Of-Sammlung ("Here I Am - 1998-2003"). Und nun also "The Great Escape" - der große Befreiungsschlag.

Um es vorweg zu nehmen: Countryfans, und diese werden vornehmlich diese Website besuchen, werden nach dem ersten Durchhören von "ihrer" Ilse DeLange enttäuscht sein. Denn von Country, Western oder gar Bluegrass-Roots ist hier ähnlich viel zu finden, wie bei einem Madonna-Album -also Fehlanzeige. Da muss man schon sehr wohlwollend sein und quasi mit der Lupe in die 14 Eigenkompositionen rein hören, um noch C&W-Elemente aufzuspüren. Wer seinem CD-Player partout keine andere Kost als rechtschaffenen Country vorsetzt, braucht also gar nicht weiter lesen. Wer stilistisch offener ist, sollte dieser Rezension - und damit auch "The Great Escape" - eine Chance geben. Es lohnt sich, meint zumindest der Autor dieser Zeilen.

Das liegt zum einen an der wirklich bezaubernden Gesangskunst der Niederländerin: sanft, hintergründig, sexy, intelligent, ausdrucksstark, authentisch, klar ... die Sängerin setzt souverän und ohne aufdringlich zu modulieren auf die schlichte Präsenz ihrer Stimme. Zu Recht. So kann sie jedem Titel ihren Stempel aufdrücken - und dabei auch eine erstaunliche musikalische Bandbreite präsentieren. Man nehme nur die aufeinander folgenden Tracks "Miss Politician" und "Don't you Let Go of Me" - während ersterer Titel mit hektischen Elektronik-Schnipsel Harmonie kaum aufkommen lässt, badet der darauf folgende Song genüsslich in bittersüßen, mit Streicher-Ensemble versehenen und an keltische Traditionen erinnernden Folk-Harmonien.

Diese zwei Pole beschreiben die in Los Angeles aufgenommene CD: Auf der einen Seite pochen kalte Synthesizer, tuckern Drumcomputer - auf der anderen Seite sorgen Geigen, Gitarren und - in Ausnahmefällen und damit rare Country-Reminiszenz - eine Pedal Steel-Guitar für die analoge Erdung. Für diesen Spagat hat sich die Ex-Country-Sängerin den dafür wohl perfekten Wegbegleiter ausgeguckt: Patrick Leonard. Der seit Jahren hiterprobte Songschreiber und Produzent -darunter Schwergewichte wie Madonna, Elton John, Jewel und Pink Floyd - garantiert exquisite und anspruchvolle Popklänge. Leider aber kein Country.

Fazit: Von Country ist Ilse DeLange soweit entfernt wie Los Angeles von Amsterdam. Die zwischen Electro und Folk-Pop pendelnden Songs verströmen - dank der schönen Stimme - trotzdem wohliges Flair.

Label: Universal (Universal) VÖ: 2. Februar 2007

  • Titelliste

  • Links

01 Reach For The Light 08 Carry Hope
02 The Lonely One 09 Waterfall
03 The Great Escape 10 Far Away
04 Was It Love 11 I Love You
05 I Always Will 12 The Valley
06 Miss Politician 13 When
07 Don't You Let Go Of Me 14 Beautiful


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